Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaiser Trajan als Bauherr

Kaiser Trajan als Bauherr

Titel: Kaiser Trajan als Bauherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Knell
Vom Netzwerk:
VI 966
) nennen und verstreut gefundene Bauglieder dies zu bestätigen scheinen. Da zum einen in dieser Inschrift Hadrian in dessen drittem Konsulat genannt ist, kommt als ein terminus post quem der Errichtung dieses Tempels das Jahr 118 n. Chr. in Frage. Da zum anderen auch die nach ihrem Tod zur Gottheit erhobene Plotina in diesem Tempel verehrt wurde, kann der Tempel vor deren Tod im Jahr 121 n. Chr. nicht geweiht worden sein.
    Dagegen hatten neuere archäologische Untersuchungen dieses Grundstücks ergeben, dass an dieser Stelle kein Tempel gestanden haben kann und dass die bisher hypothetisch stets angenommene Rekonstruktion eines direkt hinter der Trajanssäule stehenden Tempels gegenstandslos geworden ist. Trotzdem kann die Aussage der zitierten literarischen Quelle ebenso wenig bezweifelt werden wie die bereits genannte Bauinschrift, sodass es einen Tempel für den zum Divus erhobenen Trajan in diesem Gebiet auf jeden Fall gegeben haben muss. Allerdings bedurfte die bisherige Vermutung angesichts der neuen Ausgrabungsergebnisse zu seinem Standort einer Revision. Bei der Suche nach dem richtigen Platz ist zuletzt der gut begründete Vorschlag zu Diskussion gestellt worden, den Trajanstempel nicht in der Fortsetzung der Hauptachse des Forums, sondern außerhalb dieser Stätte und hierzu schräg nach Norden verschwenkt an jener Stelle zu lokalisieren, an der |61| heute der Palazzo Valentini steht (10 in Abb. 5). Hiernach dürfte der Tempel selbst als Podiumtempel ein Pseudoperipteros von stattlichem Format mit einer doppelten Säulenreihe an seiner Front und einer großräumigen Cella gewesen sein. Sollte sich die Zugehörigkeit von Fragmenten einzelner Bauglieder, die bereits seit langem bekannt sind, weiterhin bestätigen, besaß er eine korinthische Ordnung mit ca. 15m hohen Säulen, durch die sich für diesen Tempel ein ausgesprochen monmumentales Format ergibt.
    Dabei war der Umstand, dass dieser Trajanstempel erst nachträglich entstanden ist, für das Bauprogramm und die mit diesem Forum verfolgten Absichten wahrscheinlich kein besonderes Problem, weil diese Stätte ohnehin bereits durch ihre architektonische Gestalt und deren künstlerische Ausstattung als ein templum in des Wortes eigentlichem Sinne zu verstehen war. Außerdem hatte bereits die Trajanssäule mit ihrem monumentalen Sockel den überragenden Rang dieses Kaisers und dessen unübersehbar beanspruchte Nähe zu den Göttern deutlich werden lassen. Auch könnte es durchaus klug gewesen sein, den Bogen einer Selbstüberhöhung nicht zu überspannen und schon deshalb einen Trajanstempel lieber nicht als Zielpunkt der dominanten Fluchtlinie des Forums vorzugeben, sondern ihn hierzu leicht versetzt erst nachträglich errichten zu lassen. Damit war erreicht, dass dieser Tempel zwar nicht auf dem Platz dieses Forums stand und somit nicht unmittelbar Teil dieser Anlage gewesen ist, aber trotzdem so nahe dabei war, dass der Zusammenhang für jeden Besucher dieser Stätte unübersehbar blieb. Darüber hinaus ist auch unabhängig von inhaltlich und konzeptionell begründeten Entwurfsproblemen des Trajansforums mit seinem Bau für diese Form einer kaiserlichen Repräsentationsarchitektur zugleich ein architekturgeschichtliches Stadium erreicht worden, mit dem – aus welchen Gründen auch immer – für und in Rom das Ende dieser besonderen Bauaufgabe gekommen war. Auch wenn dem Verlauf der Geschichte eine innere und damit zwangsläufige Konsequenz fremd ist, weisen bestimmte Überlieferungen auf Zäsuren hin, zu denen es von selbst kaum gekommen sein wird. Dies zeigt beispielhaft die Geschichte der großen und wichtigen Aufgabe, die sich mit dem Bau römischer Kaiserfora gestellt hatte, für die es aber in Rom nach dem Trajansforum kein weiteres Beispiel mehr gegeben hatte. Zwar sind die hierfür maßgeblichen Gründe durch keine schriftliche antike Quelle dokumentiert, doch fällt auf, dass spätestens mit Trajan ein Wandel von Repräsentationsformen römischer Kaiser und deren öffentlicher und offizieller Selbstdarstellung zu beobachten ist, der auch für dieses Architekturthema nicht ohne Wirkung geblieben ist. Zumindest könnte beim Trajansforum aufgefallen |62| und in den Augen kritischer Zeitgenossen auch als Traditionsbruch empfunden worden sein, dass – entgegen sämtlichen zuvor errichteten Anlagen dieser Art – dieses neue Kaiserforum mit keinem legitimierenden Heiligtum für eine der großen Staatsgottheiten Roms verbunden war. Statt dessen

Weitere Kostenlose Bücher