Kaiser Trajan als Bauherr
schrieb sich der Kaiser mit diesem Forum und vor allem mit dem ebenso monumentalen wie anspruchsvoll auf ihn selbst gemünzten Säulenmonument einen Rang zu, der ihn der Bedeutung einer Gottheit so nahe brachte, dass sich als Zielpunkt der Gesamtanlage ein Tempel für eine andere Gottheit offensichtlich erübrigt hatte. Ob mit diesem Denkmal einer nahezu mythischen Überhöhung des Kaisers ein Zeichen gesetzt war, das in Rom vielleicht nicht nur positiv begrüßt wurde, sei dahingestellt. Doch muss es kein Zufall sein, dass Trajans Nachfolger Hadrian offensichtlich andere Möglichkeiten gefunden hatte, um seine Ansprüche durch öffentliche Bauten darzustellen, ohne zu eigenem Ruhm gleich einen ganzen Forumsplatz samt Grabbau mitten in Rom anzulegen.
Eine reiche Nachfolge hatte dagegen das Säulenmonument mit seinem besonderen Denkmalscharakter gefunden. Am deutlichsten demonstriert dies jene Säule auf der Piazza Colonna in Rom, die für den von 161 bis 180 n. Chr. regierenden Mark Aurel nach dessen Tod auf dem Marsfeld Roms errichtet worden ist. Deren Verwandtschaft mit der Trajanssäule ist angesichts ihres hohen Säulenschafts und eines gleichfalls um den Schaft wie eine Spirale gewundenen Relieffrieses nicht zu übersehen. Allerdings stand diese Säule nicht wie ihr Vorbild auf einem hierfür geschaffenen neuen Forumsplatz und auch nicht innerhalb Roms, sondern auf dem Marsfeld und damit in gleichsam neutralem Terrain. Deshalb war das Trajansforum mit seinem Säulenmonument nicht nur die für alle Zeiten größte und ideologisch am stärksten aufgeladene Anlage dieser Art in ganz Rom, sondern auch ein Gesamtkunstwerk, das in exemplarischer Form den Wandel innerhalb der Geschichte der römischen Kaiserzeit und ihrer Architektur sichtbar spiegelt.
[ Menü ]
|63| Das Tropaeum Traiani in Adamklissi
Wahrscheinlich ist es kein Zufall, sondern entsprach den von Trajan verfolgten Absichten und Interessen, dass kaum Monumente bekannt sind, mit denen Trajan außerhalb von Rom oder dessen italischer Umgebung besonders triumphal auf sich selbst aufmerksam gemacht hatte. Umso mehr fällt auf, dass im fernen Adamklissi ein Siegesmonument errichtet worden ist, das mit Anlass und Standort, sowie mit seiner Größe, Gestalt und Ausstattung besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte und wohl auch sollte (Abb. 22). Neben dem Trajansforum in Rom ist innerhalb des von Rom beherrschten Weltreichs anlässlich des Sieges über die Daker außer diesem Tropaeum Traiani in Adamklissi kein weiteres Sieges- oder Ehrenmonument entstanden. Umso mehr verdient es Beachtung, dass es sich Trajan nach dem Sieg über die Daker nicht nehmen ließ, in diesem von den Verlierern der Dakerkriege bewohnten Gebiet ein hoch aufragendes und weit sichtbares Siegesmonument errichten zu lassen. Den Unterlegenen hielt es ihre Niederlage ebenso vor Augen, wie es sie darauf hinwies, dass sie von jetzt an und für alle kommenden Zeiten der Herrschaft Roms unterstellt waren. Zugleich glorifizierte es den Stolz der hier angesiedelten Veteranen über ihre im Krieg gegen die Daker errungenen Erfolge. Dies verdeutlicht der Standort dieser Triumphalarchitektur, der sehr prominent in der römischen Provinz Moesia inferior im heutigen Rumänien etwa 50 km landeinwärts hinter der Westküste des Schwarzen Meeres und gut 20 km südlich der Donau auf einem Höhenzug der Nord-Dobrudscha lag. Trajan hatte in dieser Gegend nach dem Ende der Dakerkriege Soldaten, die aus dem Dienst ausgeschieden waren, angesiedelt
( CIL III 12470
) und damit sowohl die Soldaten abgefunden, als auch diesen Landstrich im Interesse Roms romanisiert und gegenüber Ansprüchen einheimischer Bevölkerungen stabilisiert.
Zur Identifikation des Monuments und dem Anlass seiner Erbauung sowie zu seiner Datierung und Bedeutung trägt vor allem eine in Fragmenten gefundene Inschrift bei
( CIL VI Suppl
.
Nr
.
12467 )
. Auf ihr ist zu lesen, Trajan habe dieses Monument nach seinem Sieg über die Daker während seines sechsten Konsulats, als |65| er zugleich zum dreizehnten Mal im Besitz der tribunizischen Gewalt war und somit im Jahr 108 / 109 n. Chr., für Ultor gestiftet. Es ist dies der Gott der Rache, der auch durch den Tempel auf dem Augustusforum in Rom als Mars Ultor
( Sue
ton
,
Augustus 29.1 – 2; Cassius Dio 55. 10, 2
) verehrt worden ist. Die Inschrift dieser Stiftung betont durch ihren ausdrücklichen Verweis auf Ultor und damit auf eine als rächende Instanz bezeichnete
Weitere Kostenlose Bücher