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Kaiser Trajan als Bauherr

Kaiser Trajan als Bauherr

Titel: Kaiser Trajan als Bauherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Knell
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Gottheit, dass es aus der Sicht Roms nicht ohne Grund zu diesem Krieg gekommen war, sondern durch Ereignisse, die einer göttlichen Rache bedurften. Dieser Verweis war nicht unwichtig, weil er zugleich dazu beitragen konnte, den Feldzug gegen die Daker zu legitimieren. Demnach hatte sich Rom nicht wegen unbegründeter Kriegsgelüste zu diesem Feldzug entschlossen, sondern – so die mit dem Verweis auf Mars Ultor propagierte Lesart – wegen des gegen Rom gerichteten Vertragsbruchs der Daker, für den es Rache zu nehmen galt. Zwar wird eine direkte Begründung für einen solchen Rachefeldzug in keiner Schriftquelle oder sonstigen Urkunde ausdrücklich genannt, doch kommen hierfür eigentlich nur die Auseinandersetzungen in Frage, die nach dem einige Jahre zuvor beendeten ersten Daker-Krieg für Rom aktuell geworden sind. Schließlich hatte dieses Volk die nach dieser Niederlage mit Rom getroffenen Vereinbarungen durch Aufstände verletzt, sodass sich Rom veranlasst sehen konnte – und vielleicht im Interesse der Staatsraison auch verpflichtet sehen musste – diesen Vertragsbruch mit begründeter Rache zu ahnden.

    |64| Abb. 22 Adamklissi. Rekonstruktion des Monumentum Traiani
    |65| Am Standort und in der unmittelbaren Umgebung des Monuments, das neuerdings umfassend restauriert worden ist, blieben vor allem seine Basis und nennenswerte Reste des massiven, inneren Kerns, sowie zahlreiche, zum Teil mit Ornament oder Gestalten geschmückte Bauglieder erhalten. In Kenntnis dieser Funde konnte der Bau rekonstruiert und wieder aufgebaut werden, sodass er heute in einer vollständig erneuerten Form besichtigt werden kann. Mit einem unteren Kreisdurchmesser von ca. 38m und einer nahezu gleich großen Höhe dominiert dieses Monument in seiner ungewöhnlichen Monumentalität wie ein weit sichtbares Signal die örtliche Situation. Als einer der gewaltigsten Bauten, die jemals in dieser Art in römischer Architektur entstanden sind, konnte und kann dieses Bauwerk, dessen Höhe sogar fast die gleichzeitig entstandene Trajanssäule in Rom erreicht hatte, zugleich zur genaueren Betrachtung herangezogen werden, um sich einem Verständnis seiner ungewöhnlichen Gestalt und der mit ihr verbundenen Absichten oder der mit ihr propagierten Botschaft wenigstens zu nähern. Dies gilt zuerst für die äußere Erscheinung des Monuments und seine innere Struktur. Letztere ist rasch erklärt, weil sie lediglich aus einer massiven |66| Füllung besteht, die keinen Raum enthält und deshalb auch ohne Funktion geblieben ist. Dagegen war die äußere Gestalt sehr aufwendig ausgeführt und blieb von ihrer Substanz genug erhalten, um sie in ihren wesentlichen Formen noch relativ gut verstehen zu können. Zu diesen Formen gehören ein vielfältiger Ornamentdekor und ein reichhaltiger Bildschmuck, durch den das Monument gewiss nicht ohne Absicht zusätzlich aufgewertet worden ist. Deshalb galt seiner nach allen Seiten gleichförmigen Gestalt sowie deren weit ausgreifender Wirkung die erste Priorität.
    Der Aufbau des Monuments beginnt mit einer quadratischen Steinbasis, die einen siebenstufigen und insgesamt gut 1.90 m hohen Sockel trägt. Dessen letzte Stufe geht in einen etwas mehr als 1.50m breiten Umgang über, auf dem wie auf einer Krepis der massige Baukörper steht. Er besteht aus mehren Teilen und trägt als oberen Abschluss eine nahezu 9m hohe Gestalt. Den eigentlichen Rundbau umfasst zuerst ein isodom geschichtetes, 7.50m hohes Quadermauerwerk. Auf halber Höhe und damit nach drei Schichten wird es von einem etwa 1.50m hohen und fast 95m langen, umlaufenden Felderfries mit einst 54 metopenartigen ca. 1.20m breiten Reliefbildern unterbrochen und endet nach weiteren drei Quaderschichten in einem profilierten Gesims. Darüber folgen abwechselnd horizontal verlegte, mit Ornamenten geschmückte und vertikal wie Zinnen aufrecht stehende und mit figürlichem Dekor ausgestattete Steinblöcke. Hinter dieser ungewöhnlichen Schicht, bei der jeder zweite der horizontal verlegten Steinblöcke mit einem Wasserspeier ausgestattet ist, liegt der Fuß eines zeltartig aufsteigenden und wie mit halbrunden Ziegeln gedeckten Dachaufbaus von gut 6 m Höhe. Da sich allerdings unter diesem Dach nur eine massive Füllmasse und kein Raum befindet, für dessen Schutz ein Dach erforderlich gewesen wäre, suggeriert die Dachform eine architektonische Realität, die von dem hier errichteten Monument nicht eingelöst wird. Zugleich endet dieses Dach oben in einer

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