Kaiser Trajan als Bauherr
bestimmte, sondern zugleich eine richtungsweisende Leitlinie mit dem Caldarium als Ziel innerhalb dieses komplexen Gebäudes vorgegeben hatte. Anscheinend könnte dieses Caldarium mit einer besonderen Befensterung in sehr raffiniert angelegten Sonderformen ausgestattet gewesen sein: Soweit die weitgehend zerstörten Befunde dies noch erkennen lassen, ist es durchaus möglich, dass zu der Südwand und den beiden Schmalseitenwänden dieses weiträumigen Saals jeweils eine halbkreisförmige Exedra gehörte, deren Wände bis auf eine Pfeilerabfolge weitgehend aufgelöst gewesen sind. Derart leichtere Bauformen kamen einer Entmaterialisierung der sonst sehr massiven Schwere dieser monumentalen Architektur durch einen spielerisch eleganten Architekturstil deutlich entgegen. Darüber hinaus bot dies zugleich die gegebenenfalls auch gerne genutzte Möglichkeit, die Strahlen der Sonne vom frühen Morgen an bis in den beginnenden Abend als zusätzliche Wärmequelle einzufangen. Dass die Sonnenwärme durchaus als Wärmequelle von besonders hoher Qualität angesehen wurde, bestätigt eine Schriftquelle
( Plinius
,
nat. hist. 31.102 )
, nach der eine intensive Nutzung der Sonnenwärme auch über den Badeluxus hinaus favorisiert worden ist, weil es für den Körper grundsätzlich nichts Gesünderes gäbe als die Sonne.
Weitere Einrichtungen, die einer Ergänzung des eigentlichen Badevorgangs dienten und die sich für andere Nutzung oder sonstigen Zeitvertreib anbieten konnten, gehören zum Baukomplex dieser Thermen. Ihre Bauten orientierten sich gleichfalls an der formal bestimmenden und inhaltlich begründeten Hauptachse |86| und damit zugleich an dem funktional und symmetrisch gegliederten Hauptgebäude. Bereits sein 212m × 190m großer Grundriss und dessen Fläche von mehr als 40 000 qm hatten einen streng systematisierten und konsequent organisierten Plan erkennen lassen, der dem kompakten Baukörper und dessen monumental verdichteter Gestalt zu Grunde lag. Mit seinem mächtigen Volumen und einem vielfältigen Komfort, der hier nicht nur für den Badevorgang und sonstige Körperpflege zur Verfügung stand, konnte selbst höchsten Ansprüchen, wie sie verwöhnte Römer an Einrichtungen dieser Art stellten, entsprochen werden. Doch sollte darüber hinaus mit dieser Anlage noch mehr an Größe und Angebotsvielfalt erreicht werden, als es bisher für Anlagen dieser Art und Funktion bekannt oder auch nur vorstellbar gewesen war. Dies betont bereits die Gesamtgröße dieser Anlage, deren Baufläche mehr als das Zweifache der ohnehin bereits äußerst großzügig angelegten, eigentlichen Thermen erreicht hatte. Hierzu gehörten Geländestreifen, die das Hauptgebäude an drei Seiten in einer Breite von jeweils gut 60m und damit mehr als 200 römischen Fuß begleiteten. Dadurch erhob sich der Bau |87| der eigentlichen Therme innerhalb dieses Grundstücks wie ein autonomer Körper auf freier Fläche.
|86| Abb. 30 Rom, Trajansthermen. Ansicht der großen Bibliotheksexedra
|87| Außerdem sind entlang der großen, einfassenden Geländemauer weitere Raum- und Gebäudeteile angelegt worden, die – wenngleich in unterschiedlichem Erhaltungszustand – nach wie vor deutliche Akzente setzen. Dies gilt beispielhaft für die monumentalen Exedren, von denen zwar der größere Teil weitgehend zerstört ist, doch blieb zumindest von der Süd-Westexedra (10 in Abb. 27) noch soviel erhalten, dass ihre Form (Abb. 30) und ihre bauliche Eigenart deutlich erkennbar sind und auch ihre Funktion und Bedeutung grundsätzlich verständlich sein können. Dabei beeindrucken nicht zuletzt die machtvolle Stärke ihrer Gestalt und die scheinbare Selbstverständlichkeit, mit der hier geometrische Grundformen wie Kreis und Kugel in diese monumentale Architektur integriert worden sind. Dem entsprechen der in seinem Durchmesser erneut ca. 29m große Halbkreis dieses Exedra-Grundrisses, eine knapp 15m hohe Rückwand und ein Gewölbe, dessen Höhe die Hälfte des Exedra-Radius zitiert. Deshalb folgt das Gewölbe der Form einer Viertelkugel, deren Maße aus dem Grundriss der Exedra abgeleitet sind. Zugleich öffnet sich ihr Raum in seiner ganze Breite und Höhe zum Innenhof der Thermen und kann von dort als offene Apsisarchitektur – wahrscheinlich kaum zufällig in der gleichen Art und Größe, wie dies bereits im Trajansforum begegnet (S. 33) – den Blick auf sich ziehen.
Zu ihrer inneren Ausstattung gehören große, flache Rechtecknischen, die in zwei
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