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Kaiser Trajan als Bauherr

Kaiser Trajan als Bauherr

Titel: Kaiser Trajan als Bauherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Knell
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Neubau der Trajansthermen sprechen. Anscheinend ist dies damals jedoch keineswegs als so störend empfunden worden, dass er aus dem Weg geräumt wurde. Stattdessen galt seinem Erhalt eine durchaus respektvolle Pflege. Daraus kann vielleicht geschlossen werden, dass Funktion und Bedeutung dieser saalartigen Halle zur Bauzeit der Trajansthermen keineswegs belanglos waren. Sollte dies mit einem sakralen Inhalt verbunden gewesen sein, spricht viel dafür, dass diese Lokalität selbst für einen so durchsetzungsfähigen und mächtigen Herrscher wie Trajan nicht beliebig zur Disposition stand.
    Trotzdem bestätigt die Architektur dieser Thermenanlage mit ihrer beispiellosen Größe, ihrem klaren Entwurfs- und Funktionskonzept oder auch der technischen Kühnheit ihrer Konstruktionen sowie der räumlichen Vielfalt und gestalterischen Verschränkung, dass hierfür einer der versiertesten Baumeister seiner Zeit verantwortlich war. Dadurch ist eine Anlage entstanden, die nicht nur ein monumentales und für Rom gültiges Zeichen setzte, sondern ebenso die Ansprüche dieses Kaisers in eine medial wirksame Realität übertragen hatte. Wie selbst noch ein Grundriss und ein Modell innerhalb des städtischen Kontextes demonstrieren, hat es sich bei dieser Anlage nicht nur um eine fürsorgliche Stiftung des um das Wohl der Bürger Roms bemühten Kaisers gehandelt, sondern nicht weniger um einen machtvollen Akzent, der das Stadtbild Roms (Abb. 28) so nachhaltig veränderte, dass neben diesem neuen und bleibend mit Trajans und wohl auch mit Apollodors Namen verbundenen Thermenkomplex selbst das in seiner Art unübertroffene Kolosseum die dortige Situation nicht mehr alleine dominiert hat.

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    |93| Die Wasserversorgung der Trajansthermen
und die Aqua Traiana
    Zu den besonderen und stets aktuellen Themen von Thermen gehörte an vorderer Stelle die regelmäßige und zuverlässige Versorgung mit Wasser. Für die Trajansthermen konnte man sich in Rom vor allem im Sommer nicht nur auf den Zufluss über die bereits bisher nach Rom geführten Aquaedukte verlassen. Deshalb war es ebenso weitsichtig wie konsequent, dass bei den Trajansthermen ein großer Wasserspeicher angelegt wurde, dessen Konstruktion und architektonische Gestalt noch gut zu erkennen sind. Entsprechend seiner besonderen Bedeutung für die Trajansthermen liegt das Reservoir (15 in Abb. 27) direkt oberhalb dieser multifunktionalen Badeanlage und war durch ein Rohrsystem direkt mit ihr verbunden. Zwar hatte es sich hierbei eher um eine Baumaßnahme gehandelt, deren Zweck und Bedeutung sich ganz und ohne weitere Ansprüche an einen damit verbundenen Nutzen orientierte, doch sind dabei trotzdem Räume entstanden, die nicht zuletzt auch dank ihrer guten Erhaltung nach wie vor eine besondere Beachtung verdienen. Hierbei sei zuerst daran erinnert, dass – obwohl zu dieser Anlage neun langgestreckte Speicherkammern gehören – sich für sie der etwas sorglos angenommene Rufname „Sette Sale“ eingebürgert hatte und diese irrige Bezeichnung umgangssprachlich nach wie vor benutzt wird, obwohl man sie auch getrost beiseitelassen könnte. Nicht übergehen kann man dagegen die Konstruktion und Bauweise dieser Anlage. Zumindest lässt sie bei einer etwas sorgfältigeren Betrachtung rasch erkennen, welche hohe Wertschätzung und besondere Aufmerksamkeit dem Bau dieses großen Wasserspeichers und seiner Ausstattung galten. Demnach gehörte dieser profane Nutzbau offensichtlich gemeinsam mit den Thermen zu der Reihe besonders wichtiger Projekte, mit denen das von Trajan auf dem Oppius initiierte Bauprogramm realisiert worden ist.
    Der Grundriss der Zisterne folgt bei einer Länge von gut 60 m und einer Breite von etwa 30m annähend einem Verhältnis von 2: 1 und umfasst eine Fläche von mehr als 1800 qm. Dabei dürfte es beim Bau für den Halt und die Konstruktion dieses monumentalen Speichers erleichternd gewesen sein, dass er sich mit seiner |94| Rückseite in einer weit gespannten Bogenform gegen die Hangneigung des Oppius lehnt. Darüber hinaus gehört eine dem massiven Baukörper unterlegte Substruktion (Abb. 33) zu seinen konstruktiv wichtigsten Elementen, die zugleich aber auch zu manchem Missverständnis geführt hatte. Da in späteren Zeiten die am Hang des Oppius abwärts weisende Stirnseite dieser Anlage offen lag und dabei auch die Substruktionen sichtbar waren, konnte der irrtümliche Eindruck entstehen, das ganze Bauwerk sei eigentlich zweigeschossig. Dagegen war

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