Kaiser Trajan als Bauherr
Funktion, sowie ihrer Art und Gestalt eine Inkunabel römischer Monumentalarchitektur. Deren exemplarische Eigenart belegt nicht zuletzt die konsequente Nutzung der Chancen, die der Bauplatz im Interesse der Optimierung einer solchen Anlage zu bieten hatte. Dies bestätigt bereits ein Vergleich der Hauptrichtungen von Domus Aurea und der ihr später angeschlossenen Titusthermen mit der Orientierung der Trajansthermen: Während die beiden älteren Bauten streng nach Süden ausgerichtet sind, weicht die Hauptrichtung der Trajansthermen hiervon ab und ist soweit nach Südwesten gedreht, dass die Sonne bis weit in den Abend auf die Haupträume der Thermen traf, und noch der letzte wärmende Strahl der untergehenden Sonne in die Thermen geholt werden konnte.
Darüber hinaus lag dem Plan zu dieser Anlage offensichtlich ein Konzept zu Grunde, das nicht nur für ihre optimale Nutzung als Therme sorgte, sondern ihren Besuchern zusätzlich vielfältige Angebote eines Freizeit- und Kulturzentrums zur Verfügung stellte. Auch wenn die erhalten gebliebenen Befunde nicht |82| ausreichen, um die Therme durchgehend und in sämtlichen Räumen sowie Einrichtungen zu erklären, ist es zumindest möglich, ein grundsätzlich zutreffendes Bild von ihrem Gesamtplan (Abb. 27) zu gewinnen. Offensichtlich lagen seinem Entwurf von Anfang an eine dominant beachtete Symmetrie zu Gunsten eines konsequent praktizierten Badevorgangs und weiterer Nutzungen zu Grunde, an deren Leitlinie sich die einzelnen Teile dieser Thermen orientierten. Die Räume, die zum eigentlichen Thermenbetrieb gehörten und deshalb deren funktionalen Kern beschreiben, liegen im Zentrum ihres Haupttraktes, während zusätzliche Einrichtungen und Angebote diese Mitte in antithetischem Gegenüber flankieren. Deshalb folgt die Erschließung der Anlage einer Fluchtlinie, die wie eine ordnende Symmetrieachse von Nord-Ost nach Süd-West verläuft. Dabei liegt der Haupteingang (1 in Abb. 27) in der Mitte der nord-östlichen Umfassungsmauer. Ein Besucher kam von dort zuerst zu einem hierzu quer verlaufenden Korridor (2 in Abb. 27), hinter dem ein großes Hofgeviert mit einem ca. 45m × ca. 50 m großen und damit fast quadratischen Becken liegt (3 in Abb. 27). Vielleicht ist dies ein zugleich als Frigidarium genutztes Freibad der Therme gewesen. An dieses Becken schlossen sich zu beiden Seiten und wie in einem symmetrischen Gegenüber Raumketten an, in denen wahrscheinlich die zu den für eine Therme obligatorischen Umkleideräume, die Apodyterien (4 in Abb. 27) eingerichtet waren. An beide Apodyterien schließt sich jeweils ein im Grundriss quadratischer und von einer kreisförmigen Kuppel überdeckter Saal an (5 in Abb. 27), dessen vier Ecken gleich Fußpunkten der Raumdiagonalen zu Halbkreisnischen umformuliert worden sind. Allerdings sind Funktion und Bedeutung dieser in einem bewegteren und gleichsam barockisierenden Stil gestalteten Räume nach wie vor unbekannt.
Anschließend trifft die Hauptflucht Thermenanlage auf eine sehr breite und quer verlaufende Saal-Halle (6 in Abb. 27), die einst von einem mächtigen Kreuzgewölbe überdeckt war. In deren Nischen standen wahrscheinlich die Becken für ein Bad in mäßig warmem Wasser. Wahrscheinlich signalisiert die saalartige Größe, mit der dieser Raum im Zentrum der Anlage wie ein Gelenkstück einen sehr prominenten Platz eingenommen hat, seine besondere Bedeutung. Zugleich könnte sich dieser angenehm temperierte Saal auch über den eigentlichen Badevorgang hinaus für einen längeren oder allgemeiner genutzten Aufenthalt angeboten haben. Dem entsprach seine aufwendig gestaltete und reich belebte Ausstattung, deren Eigenart nicht zuletzt durch eine raumgreifende Gewölbearchitektur eindrucksvoll zur Wirkung gekommen sein dürfte. Dies kam der besonderen Funktion und Bedeutung eines Tepidariums entgegen, das ohnehin einer der |83| wichtigsten Bestandteile jeder römischen Therme gewesen ist. Der Badegast konnte hier auf ein Bad im Caldarium als Höhepunkt eines jeden Thermenbesuchs so vorbereitet werden, dass ein zu plötzliches Eintauchen in heißes Wasser vermeidbar war. Schließlich sollte der Badevorgang, in dessen Verlauf die Temperatur bewusst stufenweise gesteigert wurde, für ein andauerndes und ungetrübtes Wohlbefinden der Badegäste sorgen. Deshalb war das Tepidarium als Einrichtung eines zivilisatorisch hoch entwickelten Luxus ein wesentlicher Bestandteil und eine obligatorische Einrichtung eines jeden Bades, das
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