Kaiser Trajan als Bauherr
Etagen in der gebogenen Innenwand dieser Exedramauer ausgespart worden sind. In beiden Etagen befindet sich im Zentrum eine große Mittelnische, die wie der Fluchtpunkt einer Blickachse wirkt. Zu beiden Seiten wird dieses Zentrum von jeweils fünf etwas kleineren Nischen begleitet, sodass ein Nischenrapport entstanden ist, der das Innere dieser Exedra formal belebt. Angesichts der mehr als 6m hohen und gut 4m breiten Mittelnische und den meist knapp 4,5m hohen und kaum mehr als 2m breiten, sowie den in der Regel etwa 80 cm bis 90 cm tiefen, kleineren Nischen dürfte es sich kaum nur um einen spielerischen Dekor gehandelt haben. Vierkantlöcher, die in beiden Etagen dieser Apsisrückwand in relativ gleichmäßigem Abstand als Balkennester ausgespart sind, zeigen, dass hierzu eine Holzkonstruktion gehörte, die dieser Rückwand ursprünglich vorgeblendet war. Sie war Teil eines Galeriegeschosses, das ermöglichte, dass sich Besucher dieser Exedra nicht nur in deren Fußbodenniveau, sondern auch direkt vor und entlang der oberen Nischenreihe aufhalten konnten. Dieses war angebracht, da diese Nischen wahrscheinlich mit hölzernen Regalschränken ausgestattet waren, wie sie |88| für eine Aufbewahrung von Buchrollen üblich gewesen sind. Deshalb kann begründet davon ausgegangen werden, dass diese Exedra entsprechend ihrer Ausstattung eine Bibliothek gewesen ist, in der sich interessierte Leser auch in den Galeriegeschossen mit der dort aufbewahrten Literatur befassen konnten. Dass solche Einrichtungen einer für antike Bibliotheken gängigen Ausstattung entsprochen haben, bestätigt als ein besonders prominentes Beispiel die nur wenige Jahre später entstandene Hadriansbibliothek in Athen. In Rom hat offensichtlich mit dieser monumentalen Exedra eine stattliche Bibliothek die Trajansthermen bereichert.
Anscheinend ist diese Bibliotheksexedra nicht die einzige Einrichtung dieser Art innerhalb der Trajansthermen gewesen. Dies zeigen zum Beispiel die Befunde von weiteren Exedren, die einerseits (11 in Abb. 27) östlich neben dem Haupteingang der Therme liegen und deren gleichartiges Pendant (12 in Abb. 27) zu der anderen Seite des Haupteingangs gehört. Ihre in den Raum vor der Eingangswand der Therme ausschwingenden Rückseiten trugen zwar zu einer besonderen Gestalt der Eingangsfront bei, doch kann wegen des schlechten Erhaltungszustands ihre ursprüngliche Gestalt und Funktion kaum noch bestimmt werden. Lediglich in der nordöstlichen Exedra sind Reste einer Wasserzuleitung festgestellt worden. Ob deshalb dieser Apsisraum zugleich ein Nymphäum gewesen sein könnte, bleibt angesichts des marginal erhaltenen Rauminventars vorerst eine hypothetische Frage.
Für andere Themen dieser Thermenausstattung sind dagegen die Formen von Kassetten bestimmter Deckengewölbe durchaus aufschlussreich. Hierzu sind Teile am Ansatz des Gewölbes der nordöstlich neben dem Thermeneingang gelegenen Exedra erhalten (Abb. 31). Sie verweisen nicht nur auf den Ausstattungsreichtum und die Sorgfalt ihrer Ausführung, sondern bei einem vergleichenden Blick auf andere Kassetten dieser Thermen zugleich auf eine beträchtliche formale Vielfalt des Raumdekors. Darüber hinaus könnten sie eine stilistische Verwandtschaft mit entsprechendem Dekor vom Trajansforum und damit eine hierzu zeitnahe Datierung bestätigen.
Auch wenn nach wie vor manche Ungewissheiten bei Befundanalyse, Rekonstruktionsversuchen und Deutungsvorschlägen des architektonischen Bestands dieser Thermenanlage bestehen, scheint weitgehend sicher zu sein, dass die großen Exedren zumindest teilweise auch mit Schrank- und Regaleinbauten ausgestattet waren, wie sie für die Aufbewahrung von Schriftrollen bekannt sind. Deshalb signalisieren sie grundsätzlich eine Verwendung als Bibliotheken und lassen |89| zugleich – wie auch die einem Gymnasium entlehnten Gebäudeteile – begründet vermuten, dass zu diesen Thermen Einrichtungen gehörten, die weit über die unmittelbare Funktion einer Therme als Bad und Stätte der Körperpflege hinausgegangen sind. Offensichtlich sollten die Trajansthermen nach dem Willen ihrer Erbauer einem gehobenen Anspruch und größeren Bedarf an Freizeit– und Kulturangeboten entgegenkommen. Dabei sind mit dieser Anlage und ihren Einrichtungen Akzente gesetzt und Möglichkeiten eröffnet worden, die einen Aufenthalt vielseitiger gestalten und attraktiver erleben ließen als es den Bürgern Roms durch andere Thermen bisher bekannt sein konnte. Deshalb
Weitere Kostenlose Bücher