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Kaiser Trajan als Bauherr

Kaiser Trajan als Bauherr

Titel: Kaiser Trajan als Bauherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Knell
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direkter verbunden gewesen wäre. Allerdings konnten die entlang der Hauptfassade aufgereihten Balkone sowie der im Inneren verbindende Korridor nicht unerheblich dazu beigetragen haben, diesem vielleicht erst durch Addition von zwei Doppelhaushälften zu einer baulichen Einheit gewordenen Haus der Diana ein einheitliches Gesicht mit repräsentativem Anspruch zu geben.
    Darüber hinaus weisen die kleinen Fenster, die unter den Tragkonstruktionen der Balkone zu erkennen sind, darauf hin, dass sich Investoren nicht mit Mietern |134| gehobener Ansprüche zufrieden gaben, sondern ein solches Gebäude offensichtlich bis in seine letzten Winkel Gewinn bringend ausgeschlachtet haben. Dementsprechend gehörten diese kleinen Fenster zu sekundären Einrichtungen, die unter den mit einem Schein-Balkon ausgestatteten Wohnungen durch eine Zwischendecke als niedrige Räume oder Behausungen über den Geschäften der Ladenpassage angelegt wurden. Auch wenn deren konkrete Form und Funktion unbekannt sind, lassen sie zumindest erahnen, dass hier die baulich vorhandenen Möglichkeiten zur Raumgewinnung nahezu bis an die Grenzen des Zumutbaren genutzt worden sind. Damit zeigt das Haus der Diana – unbeschadet der Lücken im Befund und mancher Unklarheit seiner Interpretation – beispielhaft, zu welchen Formen des Geschäfts- und Wohnungsbaus die an Ostia als eine rasch wachsende Stadt gerichteten Erwartungen führen konnten. Deshalb ist dieses Gebäude ein besonders aufschlussreiches Exempel eines Städte- und Wohnungsbaus, der in Ostia durch seinen prosperierenden Hafen ausgelöst und der in seiner Struktur stark verändert worden ist. Er verweist gleichsam stellvertretend auf einen grundsätzlichen Wandel von Wohn- und Lebensformen dieser römischen Hafen- und Handelsstadt.
    Dabei ist ein an Anspruch und Bedarf sowie ein an die Bedingungen einer Massengesellschaft angepasster Wandel bei kaum einem anderen Thema deutlicher sichtbar geworden als im Wohnungsbau mit seinen großstädtisch konzipierten und mehrgeschossig geplanten Mietsgebäuden. Zwar wurde an dem hierfür vorgestellten Haus der Diana noch bis weit in severische Zeit gearbeitet, doch ist dieses Gebäude auf jeden Fall ein treffendes Exempel für die nachhaltig wirksamen Folgen eines durch Trajans Initiative ausgelösten Wandels des Städte- und Wohnungsbaus in dieser Stadt. Dass dies in Ostia durch solche Wohnblocks mit einer massiven Gestalt keineswegs nur zu einer schematisch sterilen Monotonie der Stadtgestalt geführt hat, können Mietshäuser zeigen, bei denen trotz der allgemeinen Bebauungsdichte und einer konsequenten Nutzung aller vermarktbaren Raumreserven auch etwas großzügiger dimensionierte Freiräume zur Verfügung standen. Insgesamt weisen deshalb die Überlieferungen deutlich darauf hin, dass es in Ostia zu einem durch den Hafen Trajans ausgelösten Massenwohnungsbau und rasch um sich greifenden Bauboom gekommen ist, der zwar nicht zuletzt auch einem spekulativen Interesse von Investoren diente, in dem sich aber ein lebhaftes und erfolgreiches Geschäftsleben ebenso spiegelt, wie das Interesse, die Möglichkeiten und der Bedarf einer in Anzahl und Anspruch kontinuierlich angestiegenen städtischen Bevölkerung.

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    |135| Zusammenfassung und Ausblick
    Es sind gut ein Dutzend Gebäude und Baumaßnahmen sowie größere Anlagen oder auch Einzelmonumente, die mit dem Wirken Trajans als Kaiser und Bauherr in Verbindung stehen oder auf dessen Initiativen zurückgegangen sind. Dabei nehmen die meisten dieser Bauten nach ihrer besonderen Gestalt und anspruchsvollen Bedeutung innerhalb römischer Architektur einen Rang ein, der sie zu signifikanten Zeugen und Zeugnissen ihrer Zeit werden ließ. Einige dieser Beispiele konnten außerdem durch eine reichhaltige Ausstattung mit Bauskulptur, mit der besondere Leistungen und Erfolge sowie Ziele dieses Kaisers propagiert wurden, auch zu Trägern von Medien einer Bildpropaganda werden, die zeigen sollte und zeigte, in welcher Weise sich dieser Kaiser und sein Wirken selbst verstand und verstanden wissen wollte. Deshalb begleitet ein persönliches und zugleich ideologisch oder auch pragmatisch ausgerichtetes politisches Interesse Trajans dessen wichtige Bauprojekte. Zugleich war er hierbei nicht nur als Bauherr von besonders repräsentativen Neubauten aktiv, sondern nutzte manche Gelegenheit, um sich durch den Wiederaufbau älterer Bauten, an denen er bisweilen sogar wie ein Stifter seinen eigenen Namen anbringen

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