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Kaiser Trajan als Bauherr

Kaiser Trajan als Bauherr

Titel: Kaiser Trajan als Bauherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Knell
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vor ihm verstorbenen Gattin Plotina ihren Platz finden sollten und dort auch fanden, ist damit für das Grab dieses Kaisers ein Standort festgelegt worden, der zugleich Aufschluss über dessen Selbstverständnis und über seine Überzeugung von der eigenen überragenden Bedeutung für Gegenwart und Geschichte Roms gibt. In hierzu passender Form hat eine Bauinschrift
( CIL VI 960
) daran erinnert, dass es an dieser Stelle einst einen Hügelzug von der Höhe dieses Säulenmonuments gegeben hatte, der dem Paltzbedarf für dieses neue Kaiserforum mit seinem spektakulären Säulenmonument und dem hierin integrierten Grabbau dieses Kaisers weichen musste. Da mit dieser, in die Stadttopographie einschneidenden Maßmahme zugleich der einstige Verlauf der alten und wie eine sakrosankte Grenzlinie verehrten Stadtmauer undeutlich geworden ist, konnte jetzt eigentlich niemand mehr eindeutig erkennen, ob das Säulenmonument und damit zugleich das Grab des Kaisers innerhalb oder außerhalb dieser heiligen Stadtgrenze standen. Dies muss nicht belanglos gewesen sein, weil der Standort des Sockels der Trajanssäule mit dem Grab für Trajan an dieser Schnittstelle zwischen dem Innenraum der Stadt und deren Vorfeld nicht unproblematisch und vielleicht sogar durchaus pikant gewesen sein kann. Zumindest könnte dadurch der Verdacht provoziert worden sein, Trajan habe sich schon zu Lebzeiten und wie im unerlaubten Vorgriff auf eine Entscheidung, die nur der Senat nach dem Tod eines Herrschers treffen konnte, als zukünftiger Gott bezeichnen und festschreiben lassen.
    Kaum weniger diskussionswürdig dürfte es gewesen sein, dass in diesem Forum im Gegensatz zu sämtlichen bisher in Rom angelegten Kaiserfora die Flucht der Hauptachse des Platzes nicht auf einen Tempel für eine der Staatsgottheiten Roms traf, sondern im Anschluss an das mit dem Grabbau Trajans kombinierte Säulenmonument ins Leere gelaufen ist und dass dieser Grabbau selbst und gleichsam stellvertretend die Position und zugleich auch die Bedeutung eines Göttertempels eingenommen hat. Deshalb ist es wohl kein Zufall, dass der mit einem Peristyl inszenierte Standort dieser Säule einem templum nahe verwandt gewesen ist. Allerdings lassen jüngste Forschungen gut begründet vermuten, dass es zwar nicht |138| innerhalb des Forums selbst, aber in seiner dichtesten Nachbarschaft einen monumentalen Tempel für Trajan und dessen Gattin Plotina gegeben hat. Dieser von Trajans Adoptivsohn und Nachfolger Hadrian errichtete Tempel stand weder in der Hauptflucht des Forums noch direkt hinter dem Säulenmonument, sondern mit einem Abstand von etwa 40m in einer leicht schräg in nördliche Richtung versetzten Nachbarschaft. Demnach nahm er nicht den Platz ein, an dem bei den anderen Kaiserfora stets ein Tempel für eine der großen Staatsgottheiten Roms als Zielpunkt der Gesamtanlage stand. Da deshalb der Tempel des zum Divus überhöhten Optimus Princeps Traianus nicht unmittelbar zu diesem Forumsplatz selbst gehörte, sondern nur ganz dicht bei ihm stand, konnte zumindest formal den bekannten Empfindlichkeiten römischer Eliten begegnet werden, ohne zugleich auf den Anspruch von Rang und Bedeutung dieses, seiner Nähe zu den Göttern gewissen Kaisers zu verzichten. Zugleich lässt das Bau- und Bildprogramm dieses Kaiserforums, auch wenn hierzu manche Frage noch offen bleibt, zumindest ahnen, dass es hierbei nicht mehr nur um die Präsentation der Erfolge eines der Republik Roms verpflichteten Princeps gegangen ist, sondern zugleich und nicht weniger um den Ruhm eines fast schon mit Gottes Gnaden angekommenen Herrschers. Dabei gleicht diese Anlage – und dies kann, aber muss kein Zufall gewesen sein – einem in Rom unter die Geschichte der römischen Kaiserfora gesetzten Schlussstrich, da in folgenden Zeiten keine weitere Anlage dieser Art und Bedeutung mehr entstanden ist.
    Dass Trajan ein besonders versierter, erfolgreicher und bei seinen Soldaten sehr angesehener Feldherr war, mag dazu beigetragen haben, seine Biographie und die Beurteilung seiner Person und deren Qualitäten vor allem auf seine kriegerischen Aktivitäten und Erfolge als Feldherr zu konzentrieren. Dies schien auch berechtigt zu sein, weil die Art, in der dies die grandiose Anlage seines in Rom alles andere beherrschenden Kaiserforums mit der großen Trajanssäule eindrucksvoll unterstreicht und zugleich von einem so eigentümlichen Monument wie dem Siegesdenkmal in Adamklissi und dessen Bildthemen bestätigt wird.

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