Kaiser Trajan als Bauherr
ließ, ins rechte Licht zu rücken. Zwar wurde er deshalb auch von manchem Römer für ein vermeintlich unehrenhaftes Verhalten getadelt, doch ist andererseits zugleich sehr lobend betont worden, er habe sich mit Neubauten in Rom so rücksichtsvoll zurückgehalten, dass die Stadtbevölkerung von übermäßig störendem Baulärm verschont geblieben sei
( Plinius d. J., Panegyricus 51.1 )
. Trotzdem waren ihm die unter seiner Herrschaft initiierten Baumassnahmen so wichtig, dass er die meisten dieser Projekte durch Münzbilder und damit möglichst wirkungsvoll auch über ihre Standorte hinaus als die aus seiner Sicht besonders wichtigen Bauten in aller Welt bekannt machen ließ: so geschehen mit dem Trajansforum (Abb. 11), mit dem Equus Traiani (Abb. 13), mit der Basilica Ulpia (Abb. 14) und mit der Trajanssäule (Abb. 7), aber auch mit der Erweiterung des Circus Maximus (Abb. 26) und außerhalb Roms sowohl mit der Aqua Traiana (Abb. 35) als auch mit der Via Traiana (Abb. 41). Dabei dominiert vor allem das in seiner Art und Größe sowie seiner Ausstattung und Bedeutung einzigartige Trajansforum den bleibenden |136| Eindruck, den dieser Kaiser formal und inhaltlich der Architektur seiner Zeit als Stempel aufgeprägt hat. Hierzu gehört, dass diese Anlage schon durch ihre Größe und äußere Erscheinung sämtliche in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft und in direkter Sichtbeziehung liegenden sowie mit kaum weniger Anspruch konzipierten, älteren Kaiserfora sichtbar übertrumpfte. Hierbei setzte vor allem die mit Sockel und reliefgeschmücktem Schaft gut 40m hohe Trajanssäule ein Zeichen, das – wie bedeutende Beispiel in Paris, in London und in St. Petersburg sichtbar belegen – weit über diesen Ort und diese antiken Zeiten hinaus gleich einem maßgebenden Vorbild wirksam geblieben ist. Zugleich folgte dieses Kaiserforum formal und inhaltlich einem Konzept und Gestaltungswillen, durch den die Siege und Erfolge in den Dakerkriegen sowie die Ziele dieses Kaisers gleichsam auf einen Nenner gebracht worden sind. Das Bau- und Bildprogramm ließ Trajan vor der Folie dieser triumphalen Inszenierung als den wahren und einzigartigen Optimus Princeps verständlich und dessen Willen, Selbsteinschätzung sowie die politischen und ideologischen Ziele seiner Herrschaft sinnfällig werden. Gleich einem in das Stammbuch der römischen Geschichte eingravierten Vermächtnis unterstreichen die Reliefszenen auf dem monumentalen Säulenmonument die von Trajan in Anspruch genommene und in triumphaler Geste behauptete Omnipotenz ebenso, wie die unter den Jochen des Gebälks der Forumshallen aufgereihten Gestalten von gefangenen Dakern und die weiteren Relieffriese sowie nicht zuletzt die Quadriga über dem – einem Triumphbogen zum Verwechseln ähnlichen – Eingangstor zu dem Platz dieser besonderen Staatsarchitektur.
Allerdings gaben die Anlage und Ausstattung dieses Forums nicht nur dem Triumph dieses Kaisers und einer überlegenen Weltherrschaft Roms in mehrfach bekundeten Brechungen einen prunkvollen Rahmen. Darüber hinaus weisen wichtige Teile dieses Festplatzes sowie Einrichtungen, die sich ihm direkt und wie zugehörig – so die Trajansmärkte (S. 109 ff.) – anschließen, nicht weniger deutlich darauf hin, dass hier durch maßgebliche Architektur zugleich weitere Themen und Interessen dieses Kaisers propagiert worden sind. Dies betont zuerst der große und den ganzen Platz in seiner Querrichtung durchschneidende und multifunktional nutzbare Hallenbau der Basilica Ulpia (S. 34 ff.), mit der, als dem größten und einem zivilen Bedarf dienenden Gebäude des ganzen Trajansforums, ein unübersehbares Zeichen gesetzt worden ist. Auf eine grundsätzlich zivile Thematik dürften außerdem die beiden Bibliothekstrakte, die sich an die Rückseite der Basilica lehnten, hingewiesen haben. Da hier wahrscheinlich auch der von Trajan selbst verfasste Bericht über die Dakerkriege deponiert war, passte es vorzüglich, dass |137| zwischen diesen beiden Bibliothekstrakten die monumentale Trajanssäule mit ihrem als Spirale angelegten Relieffries stand, in dessen Bildsequenzen wie in einer Illustration zu den Kriegsberichten Trajans dessen epochale Erfolge authentisch und in dem unvergänglichen Material des Steins vor den Augen aller Welt gleichsam für alle Ewigkeit dokumentiert sind.
Da außerdem in der Kammer, die in dem mächtigen Sockel, auf dem die Säule steht, nach Trajans Tod die Urnen mit seiner Asche und der Asche seiner bereits
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