Kaiser Trajan als Bauherr
Allerdings wird damit nur eine Seite der Eigenart und Interessen dieses Kaisers sowie seiner besonderen Aktivitäten angesprochen. Kaum weniger engagiert hatte er – wenngleich ohne vergleichbar spektakuläre Erfolge – die Verwaltung des römischen Reichs neu organisiert, riesige Summen in wichtige Infrastrukturmaßnahmen zur Förderung einer wirtschaftlichen Prosperität investiert und außerdem einen sozialen Ausgleich innerhalb der Bevölkerung gefördert. Deshalb ist es kein Zufall, dass für Trajan nicht zuletzt Projekte einer eher zivilen Funktion eine wichtige |139| und bisweilen sogar ausschlaggebende Rolle gespielt haben. Dies gilt – wie die Basilica Ulpia und die direkt benachbarten Märkte Trajans zeigen – selbst für das Trajansforum, dessen Bau- und Bildprogramm sonst weitgehend von einem kriegerischen Tenor bestimmt wird, der den Erfolg und die virtus dieses Kaisers propagiert.
Darüber hinaus charakterisieren andere Bauten oder auch deren bildnerische Ausstattung die Person dieses Kaisers und dessen Interessen an zivilen Themen. Allerdings betraf dies fast ausschließlich Rom und Italien. Anscheinend hatte Trajan darauf verzichtet, in den Provinzen selbst als Bauherr aktiv zu werden oder durch besondere Bauten eigene Akzente zu setzen. Freilich bedeutet dies nicht, dass es ihm gleichgültig gewesen wäre, was in Provinzen geplant und gebaut worden ist. Zumindest ließ er dort bei wichtigeren Bauvorhaben durch Kontrolleure von hohem Ansehen – wie etwa durch Plinius d. J. (S. 24) – einen angemessenen Aufwand und die ordnungsgemäße Ausführung kontrollieren.
Dagegen gehörten in Rom selbst und wohl auch in Italien ein sehr engagiert veranlasster, intensiv betriebener Bau von Straßen und wichtiger Häfen sowie die Anlage von Aquaedukten zu Trajans mit nachhaltigem Interesse verfolgtem Bauprogramm. Für die hierfür erforderlichen, immensen Geldsummen standen offensichtlich sowohl die in wohlhabenden Provinzen eingetriebenen Steuern als auch reichhaltige Kriegsbeute zur Verfügung. So waren zum Beispiel angeblich 5 Millionen Pfund Gold und 10 Millionen Pfund Silber Teil der Beute aus den Dakerkriegen. Da ein römisches Pfund nach heutigen Gewichtsmaßen 327 Gramm wiegt, hatte Rom nach dem Sieg über die Daker aus deren Edelmetallbesitz zentnerweise Gold und Silber erbeutet. Zwar ist eine genauere Wertbestimmung dieser Beute im Verhältnis zu heutigen Geldsummen mangels hinreichender Aussagen in antiken Schriftquellen kaum möglich, doch kann sie – um wenigstens eine ungefähre Vorstellung vom Handelswert dieser Goldbeute zu gewinnen – entsprechend eines in römischer Kaiserzeit durchschnittlichen Lohns in den quantitativen Wert von Arbeitsleistung übersetzt werden: Da aus 5000 römischen Pfund Gold nach damaligem Münzwert 200 000 Aurei in Gold geprägt werden konnten, die ihrerseits 5 000 000 Denarii in Silber zu je 4 Sesterzen in Bronze entsprachen und 4 Sesterzen als durchschnittlicher Tageslohn für einen Arbeiter gezahlt wurden, war allein mit dieser Beute ein Arbeitsvolumen von etwa zwanzig Millionen Manntagen finanzierbar. Anscheinend ist ein großer Teil dieses Vermögens in den für den Handel und eine allgemeine Versorgung von Rom und Italien unverzichtbaren Ausbau der Straßen und vor allem der Hafenanlagen geflossen. Dies betraf |140| sowohl den Hafen in Ancona (S. 117 ff.), dessen Ausbau 115 n. Chr. vor Ort durch einen Ehrenbogen für Trajan gewürdigt wurde, als auch die neue Anlage des großen Hafens in Portus bei Ostia (S. 124 ff.). Besonders aufschlussreich sind hierbei die Überlieferungen zu Ostia, da Trajan hier nach der Jahrhundertwende und damit gleich zu Beginn seiner Herrschaft eine Initiative zu Gunsten eines vollständigen Neubaus dieses Hafens ins Leben gerufen hatte. Darüber hinaus ist ein dadurch zugleich in Gang geratener Prozess von besonderer Bedeutung, der auch noch über Trajan hinaus aktuell geblieben ist und schließlich zu einer nahezu vollständigen Erneuerung und Vergrößerung dieser Stadt mit repräsentativen öffentlichen Einrichtungen und einem großstädtischen Massenwohnungsbau geführt hat. Zwar ist hierbei nur schwer zu entscheiden, welche dieser Neubauten tatsächlich auf die Zeit Trajans zurückgehen, doch ist unstrittig, dass die mit dem Trajanshafen initiierten Aktivitäten in Ostia zu einer Großstadtarchitektur führten, wie sie in Rom zwar bereits zuvor das Stadtbild mitbestimmt hatte, dort jedoch kaum in ähnlich gutem
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