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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Sekunden später durchsiebt und würden nie mehr etwas sagen. Führerlosigkeit machte sich breit, Kopflosigkeit, manchmal im wahrsten Sinne des Wortes, wenn eine MG-Garbe einen Schädel perforierte und nichts als blutigen Matsch hinterließ. Grausam der Anblick eines halb geköpften Kämpfers, den Körper auf dem Rücken eines panischen Pferdes verkrampft, der einem der apokalyptischen Reiter gleich, weiter und weiter auf die Stadtmauer zueilte und sich in sinnloser Bewegung, ziellos verausgabend, wie ein tödliches Symbol über das Schlachtfeld bewegte.
    Das triumphierende, höhnische Gebrüll verwandelte sich wieder in Schreie der Angst, des Schmerzes und der Panik, und Becker schloss die Augen, legte das Fernglas ab und hätte sich am liebsten noch die Ohren zugehalten, denn es geschah all das, was ihn in seinen Albträumen bis hierher begleitet hatte. Keine einhundert Sturmgewehre und eine Handvoll Maschinengewehre, und dann die wenigen Handgranaten, die vorwitzige Infanteristen von den Mauern und Türmen zur Steigerung der Verwirrung auf die Goten herabwarfen, und doch war der Effekt nicht zu übersehen. Becker zwang sich, die Augen wieder zu öffnen.
    Es waren noch keine zehn Minuten vergangen, da brach der gotische Angriff bereits zusammen. Es waren gar nicht die Gefallenen, die den Ausschlag gaben. Becker wollte gar nicht richtig schätzen, doch letztlich konnten die Schüsse der Deutschen nicht mehr als vielleicht 500 oder 600 Tote verursacht haben – und mit etwas Wohlwollen die doppelte Anzahl an Verletzten. Es war, wie er es erwartet hatte, der psychologische Effekt, der die Invasoren zerbrach und der ihre Führungsstruktur zur Auflösung brachte.
    Becker wollte bereits die Hand heben und damit die Einstellung des Feuers befehlen, als ein unerwarteter Geruch an seine Nase drang. Es roch nach Feuer, nach verkohlendem Holz, und ein feiner, dunkler Rauch begann, vor seinen Augen zu tanzen.
    Er wandte sich herum und starrte mit aufgerissenen Augen auf das Torhaus des Westtores, das in hellen Flammen stand, und er sah, wie die römischen Legionäre, rund die Hälfte von ihnen noch außerhalb der Mauern, davor zurückzuweichen begannen. In die so ordentliche Rückzugsbewegung der Römer kam ein Stocken, eine langsame Umorientierung, und dann …
    »Becker!«, rief Africanus und stieß den Deutschen an.
    Der Hauptmann hob das Fernglas. Eine bewundernswert, ja überraschend disziplinierte Gruppe von hunnischer, alanischer und gotischer Kavallerie kam aus den hinteren Reihen der Invasoren heran. Sie ritten nicht im Pulk, sondern weit aufgefächert, mit großen Abständen zueinander. Sie ritten geduckt hinter mächtigen Schilden, beschlagen mit Metall. Sie ignorierten die panisch umherrennenden Landsleute und preschten mit präziser Zielsicherheit auf das brennende Torhaus zu.
    Als die Deutschen das Feuer auf sie lenkten, fielen einige. Doch Becker sah, dass seitliche ankommende Schüsse durch Schilde abgelenkt wurden. Er sah, wie fallende Reiter von ihren Kameraden ignoriert wurden, wie lange Garben aufgrund der Abstände teilweise ins Leere gingen und wie die Einheiten völlig unbeirrt weiter auf die Stadt zuhielten, auf das brennende Torhaus, das sperrangelweit offen stehende Tor, von dem sich die Römer bereits entfernt hatten – entfernt von außen wie von innen.
    »Africanus!«, rief Becker mit belegter Stimme. »Africanus, was auch immer dort passiert, es kann nur eines bedeuten!«
    Der Trierarch sah ihn halb verständnislos, halb verstehend an.
    »Wir wurden verraten«, sagte Becker und wischte sich kalten Schweiß von der Stirn. »Sie haben sich vorbereitet und … sie haben Leute in der Stadt.«
    Bilimer stolperte und fiel in das ausgestreckte Schwert des Legionärs. Der Mann, selbst mindestens genauso überrascht, versenkte die Klinge bis zum Heft in den massigen Leib des Goten.
    Bilimer grunzte, erhob sich, ergriff die Hand des Legionärs, die immer noch den Griff des Kurzschwertes umklammert hielt, riss daran. Mit einem schmatzenden Geräusch glitt die feuchtrote Klinge aus dem Goten heraus. Mit der Leichtigkeit eines Todgeweihten drehte Bilimer die Hand des Römers, der aufschrie, als sein Arm brach, und gurgelte, als sein eigenes Schwert ihm in die Kehle fuhr. Dann ließ Bilimer los, ging noch ein paar Schritte, doch sein Körper wurde schwer und er hockte sich langsam auf den Boden, plötzlich sehr tief atmend. Sein Blick hob sich und er sah auf das Schild einer Taverne direkt vor ihm, ein großes

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