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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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schwindelte immer noch jedes Mal, wenn er nur daran dachte.
    »Wann sollen wir ihnen die Schlacht anbieten?«, wollte Africanus wissen. Der Trierarch war zusammen mit der Saarbrücken nach Thessaloniki gekommen und erfüllte weiterhin seine Aufgabe als Verbindungsoffizier. Die Tatsache, dass die bloße Anwesenheit des dunkelhäutigen Mannes mittlerweile nicht nur normal war, sondern etwas nahezu Beruhigendes hatte, nahm Becker schon gar nicht mehr bewusst wahr. Hinter Africanus warteten fünf römische Legionäre, ohne Waffen und Rüstung. Sie waren speziell ausgewählt worden, da sie als ausdauernde und schnelle Läufer galten. Unten warteten außerdem noch Pferde auf sie. Das waren Africanus' Melder und damit ihre Kommunikationsverbindung zum Schiff. Becker hoffte, dass sie zu nicht mehr eingesetzt werden, würden als Routinemeldungen über den Fortgang der Schlacht abzusetzen. Für einen Moment hatte Rheinberg überlegt, selbst den Kreuzer zu verlassen und die Entwicklungen zu verfolgen, hatte dann aber von dieser Idee wieder Abstand genommen.
    Becker hatte das mit einer gewissen Erleichterung und gespieltem Bedauern zur Kenntnis genommen. Er konnte jetzt keinen Wassertreter gebrauchen, der ihm in seine Arbeit hineinredete. Es war schwierig genug, sich mit dem misstrauischen Victor auseinanderzusetzen.
    Aber auch das würde nicht mehr lange andauern.
    Denn die Goten waren bereit, daran konnte kein Zweifel bestehen. Seit sie in der Kälte des griechischen Winters – der immer noch sehr milde war und daher vor allem die um einiges mehr gewohnten Deutschen kaum beeindrucken konnte – vor zwei Tagen angekommen waren, hatten sie ihre Krieger in Stellung gebracht. Der Tross mit den Planwagen und den Frauen und Kindern war gut drei Kilometer von der Stadt entfernt verblieben und sicherlich durch einige Abteilungen gut geschützt. Becker verschwendete keinen Gedanken daran, die Zivilisten anzugreifen. Er wollte die Kampfeskraft der Dreivölkerallianz brechen und aus ihnen, entsprechend den Plänen Rheinbergs, mittelfristig gute römische Bürger machen. Ein Gemetzel an Frauen und Kindern gehörte ohne Zweifel nicht zu den Maßnahmen, die dieses Ziel befördern würden.
    Es war auch gar nicht nötig, auf dermaßen perfide Kriegsmittel zurückzugreifen, wenn ihr Plan aufgehen sollte. Das leise nagende Gefühl des Zweifels, das Becker seit eben diesen zwei Tagen erfüllte, hatte zwar nichts mit Victors sorgenzerfurchter Stirn zu tun, aber dennoch störte es seine Konzentration. Er ließ es sich nicht anmerken – er musste den selbstbewussten Gegenpol zu Victor bilden, vor allem vor den römischen Offizieren. Aber es war diese Intuition, die ihm auch in der Vergangenheit schon des Öfteren genutzt und auf die sich zu verlassen er gelernt hatte.
    »Es ist soweit«, murmelte er schließlich. Africanus sah ihn fragend an, als ob er sich nicht sicher sei, soeben die Antwort auf seine Frage gehört zu haben. Becker reckte sich, schaute in die Mittagssonne und nickte.
    »Es ist soweit!«, sagte er dann laut und bestimmt. Der Cornicen neben ihm hatte auf dieses Signal nur gewartet. Er hob das Horn an seine Lippen und blies mit voller Kraft ein bestimmtes Signal. Der klare Klang hallte über die Stadtmauer und wurde von anderen Hornbläsern aufgenommen und vervielfacht. Becker hob sein Fernglas an die Augen, sah, wie die Gotenführer aufmerksam lauschten, gestikulierten, offenbar nicht wussten, was das Signal zu bedeuten hatte. Das war wenig verwunderlich, denn es war neu.
    Es dauerte keine fünf Minuten, dann erscholl vielstimmiges Geschrei von den Invasoren. Denn nun sahen die Angreifer, dass sich die Tore der Stadt öffneten und die Formationen der römischen Legionäre auf das Schlachtfeld zu marschieren begannen. Becker sah mit großer Zufriedenheit, dass es an der Disziplin der römischen Soldaten nichts zu mäkeln gab. Mit festem Schritt, die Rüstungen und Schilde an ihren Metallteilen auf Hochglanz poliert, strömten die Kohorten in exakter Ausrichtung und ohne erkennbare Eile aus der Stadt. Sie formierten sich in einer klassischen Stellung, einem leicht zurückgezogenen Zentrum, zwei Flügeln, Auxiliaren aus Kavallerie und Bogenschützen und mit hoch aufragenden Feldzeichen. Arbogast selbst führte die Truppen an, seine Banner zeugten von seinem hohen Rang und der Autorität seiner Stellung.
    Ein perfektes Schauspiel.
    Die Goten waren rechtschaffen beeindruckt. Becker beobachtete amüsiert, wie gotische Führer

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