Kaiserkrieger 2: Der Verrat
ist! Martinus Caius kommt aus einem sehr angesehenen Haus! Sein Vater hat viel Geld im Handel gemacht, er unterhält Frachtschiffe und Karawanen im ganzen Reich! Martinus steht davor, in den Senatorenstand erhoben zu werden und ist dann ein Kollege deines Vaters! Gut, kein alter römischer Adel, aber bei Gott, reich ist dein zukünftiger Bräutigam und bald ein einflussreicher und angesehener Römer mit dem Ohr des Kaisers! Julia! Nimm bitte Vernunft an! Schlag dir doch diesen albernen Mann aus dem Sinn! Es wird an der Zeit, dass du an deine Zukunft denkst. Du wirst schließlich auch nicht jünger!«
Tatsächlich war Julia bereits in einem Alter, in dem die gleichaltrigen Frauen größtenteils bereits verheiratet oder verlobt waren. Ihr störrisches Wesen und die Tatsache, dass sie bisher jeden Bräutigam, den ihre Eltern präsentiert hatten, für untauglich befunden hatte, waren einer schnellen Hochzeit nicht zuträglich gewesen. Nach dem Willen ihrer Eltern sollte sich dieser Zustand jetzt ändern.
»Martinus Caius ist ein Idiot, der das Geld seines Vaters verprasst, den Huren hinterherläuft und schon zweimal vom Pferd gefallen ist«, entgegnete Julia.
»Er ist ein stürmischer junger Mann, den Freuden des Lebens aufgeschlossen«, interpretierte Lucia. »Die Ehe wird ihn mäßigen, vor allem mit einer Ehefrau wie dir.«
»Ich werde diesen versoffenen Sack nicht heiraten!«
»Doch, das wirst du. Wir haben bereits alles mit dem alten Caius besprochen. Der Termin steht fest, es wird wunderbare Feierlichkeiten geben, von denen Ravenna noch wochenlang sprechen wird.«
Bei dieser Vorstellung bekam Lucia einen leicht träumerischen Gesichtsausdruck.
»Ich werde ihn nicht heiraten!«, wiederholte Julia bestimmt.
»Michellus, sag du bitte auch einmal etwas!«, forderte Lucia nun an ihren Mann gewandt.
»Ja, Vater, bitte, verlange kein derartiges Opfer von deiner ältesten Tochter!«, ergänzte Julia mit einem plötzlichen Schmelz in der Stimme. Auch ihr Lächeln erreichte auf der Süßlichkeitsskala eine bemerkenswert hohe Stufe. Michellus rutschte noch mehr auf seinem Schemel hin und her, räusperte sich mehrmals, sein Blick wanderte von Ehefrau zu Tochter und zurück. Er schien abzuwägen, welche Höllenqual leichter zu ertragen war, und schloss für einen Moment die Augen, als wolle er nachdenken. Seine Rechte tastete derweil zum kleinen Serviertisch, auf dem ein Kelch mit Wein stand.
»Michellus! Ich bitte dich!«, keifte Lucia und fixierte ihren Ehemann und Gebieter mit einem kalten Blick. Der Senator seufzte auf, bändigte seine Rechte und schaute dann Julia an. Die wusste sofort, was jetzt kam, und das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht. Mit düsterer Miene hörte sie die Antwort ihres Vaters.
»Julia, wir wollen doch nur das Beste für dich«, begann er defensiv. »Du zerstörst dein Leben, wenn du weiter diesem Mann nachtrauerst. Sehen wir doch einmal davon ab, dass er eine wahrlich nicht standesgemäße Verbindung wäre. Wahrscheinlich ist er bereits tot oder er hat dich längst vergessen.«
»Das kann ich nicht glauben!«, erwiderte Julia absolut wahrheitsgemäß.
»Dann träumst du wie ein kleines Mädchen!«, wies Lucia sie zurecht. »Du willst doch immer so gerne erwachsen sein und eigene Entscheidungen treffen! Aber jetzt benimmst du dich, als wärest du noch zwölf! Julia! Reiß dich zusammen und denke an deine Zukunft! Martinus Caius wird sich um dich kümmern, dir ein wohlhabendes Heim bieten, mit allen Annehmlichkeiten. Mit etwas sanftem Druck wird er manche seiner vielleicht nicht ganz so erstrebenswerten Eigenschaften schon zu ändern wissen.«
Lucia sah zum Glück nicht den traurig-fatalistischen Ausdruck in den Zügen ihres Mannes, der sich gut vorstellen konnte, was für ein »sanfter Druck« damit gemeint war.
»Ich werde diesen Kerl nicht anrühren! Er wird mich mit Gewalt nehmen müssen!«
Lucia zuckte ostentativ mit den Schultern. »Wenn das dein Wille ist, mein Kind«, sagte sie mit plötzlicher Kälte in der Stimme. »Mir ist egal, wie sehr du dich zur Närrin machst und auf was für abenteuerliche Ideen du kommst. Du wirst ihn heiraten und ihm eine getreue Ehefrau und Dienerin sein, wie es sich für eine wohlerzogene Senatorentochter geziemt. Du wirst keine Schande über unsere Familie bringen, sonst wird dein Ehemann dich hart bestrafen – und erwarte dann keine Hilfe von uns.«
Wieder sah es so aus, als wolle Michellus etwas sagen, aber er besann sich eines Besseren. In
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