Kaiserkrieger 2: Der Verrat
geht nicht nur Ihnen so«, ergänzte Dahms lächelnd. »Wenn die Herren mir bitte folgen wollen?«
Es war kein weiter Weg, den sie zurückzulegen hatten. Dahms hatte darauf geachtet, dass der Komplex, den er aufzubauen begonnen hatte, nicht allzu weit von der neu errichteten Anlagestelle der Saarbrücken entfernt war. Als ein leicht fauliger Geruch an ihre Nase drang und sie den ersten Gebäudetrakt erreichten, verzog nicht nur Rheinberg die Nase.
»Wenn ich das richtig sehe, haben wir mit dem Gerben begonnen«, kommentierte er schließlich. Dahms nickte und wies auf den Eingang zum Gerbhof. »Mal inspizieren, die Herren?«
»Nein danke«, murmelte Neumann. »Wie sieht unsere Produktpalette aus?«
»Zum einen haben wir begonnen mit Kleidungsstücken, vor allem Stiefeln und Schuhen. Da konnten wir den hiesigen Schuhmachern einiges beibringen, was sie auch fix kapiert haben. Wir haben da jetzt eine Gruppe von zwölf gut qualifizierten Meistern, die zwar nicht sehr schnell arbeiten, aber schon mal auf Vorrat produzieren. Wir produzieren auch Leder für Dichtungen, aber das tut es nicht immer. Weiter drüben haben wir eine Produktionsstätte errichtet, in der wir mit Pflanzensäften und Harzen experimentieren. Das dürfte uns weiterhelfen, sehr großartige Ergebnisse haben wir aber noch nicht.«
»Das ist aber schon mal besser als nichts«, entgegnete Rheinberg und sah sehr zufrieden aus. »Was ist das da drüben? Wir wollten dort doch …«
»Die Kokerei, ja. Wird nächste Woche in Betrieb gehen. Aber dann wirklich nur für Notfälle. Wir produzieren da Holzkohle, unser Ziel sind zwei Tonnen am Tag. Das ist noch sehr übersichtlich, aber wir brauchen etwas Masse für das Maschinenwerk.«
Während sie sprachen, waren die Männer die Straße weiter entlanggeschritten. Es dauerte einige Minuten, bis sie an der noch nicht betriebsbereiten Kokerei vorbei waren und eine lang gestreckte Halle aus Holz mit einem steinernen Fundament betraten. Dahms schüttelte Fulvius die Hand, der den Besuchern sofort eilfertig und mit sichtlichem Stolz entgegen kam.
Rheinberg war seit dem Spatenstich zu Baubeginn nicht mehr hier gewesen. Er hatte viel, viel zu viel mit den politischen Gegebenheiten des Reiches zu tun gehabt. Seit seiner Ernennung zum Magister Militium hatte er gemerkt, dass er weitaus mehr Politiker zu sein hatte als Militär. Doch die viele Arbeit hatte ihm geholfen, die Beerdigungen zu verdrängen, die er miterleben musste. Der tragische wie unnötige Tod Beckers war die größte Last, die er seit Thessaloniki mit sich herumtrug. Das Begräbnis nach deutschem christlichem Ritus war einfach gewesen, hatte aber eine große Menge an Zuschauern herangezogen. Die Bewohner der Stadt hatten dem toten Hauptmann eine Grabstätte gespendet, mit einer großen Marmortafel, auf der sein Leben und vor allem seine Verdienste um die Stadt gewürdigt worden waren. Ein Künstler war beauftragt worden, eine Statue zu errichten, modelliert nach Fotos, die sich in den privaten Sachen Beckers gefunden hatten. Die Statue war ein Meisterwerk geworden und wirkte sehr lebensecht. Es war der Stadt aufgetragen worden, den Politarchen persönlich, für das Grabmal zu sorgen. Theodosius selbst hatte den Befehl nach seiner Ankunft gegeben. Und auch das Grabmal des Victor Flavius, der seine alten Tage nicht im Ruhestand hatte verbringen sollen, genoss ähnliche Aufmerksamkeit. Der alte General war seinen erneut beigebrachten Wunden erlegen, kurz nach dem Tode Beckers. Sein Ende war das augenfälligste Beispiel für die Tatsache, wie grundsätzlich das Auftauchen der Saarbrücken die Geschichte verändert hatte. Viele Menschenleben waren durch die vorzeitige Beendigung des Gotenkrieges gerettet worden und Rheinberg bereute es keinen Moment, so eingegriffen zu haben. Doch Menschen wie Victor Flavius waren vor ihrer Zeit gestorben, so erstaunlich das auch klingen mochte. Ob dieses Urteil auch für Becker galt, vermochte Rheinberg nicht zu sagen. Möglicherweise wäre der Hauptmann in ihrer Zeit in den afrikanischen Kolonien ums Leben gekommen, in einem Krieg, von dem Rheinberg jetzt zeitlich und emotional sehr weit entfernt war.
»Unsere Dampfmaschinenfabrik«, riss Dahms den sinnierenden Mann aus seinen Gedanken. »Wir stehen noch ganz am Anfang, aber wir sind zuversichtlich, den ersten einfachen Prototyp einer Dampfmaschine aus Bronze in den kommenden beiden Monaten fertiggestellt zu haben. Das erste römische Dampfkriegsschiff soll in einem
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