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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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unter anderem diese Ungerechtigkeiten waren, die letztlich zum Untergang des Reiches beigetragen hatten. Er wollte mit seinem Einfluss, um den er zu kämpfen begonnen hatte, einige dieser grundsätzlichen Missstände bekämpfen. Aber für Volkert würde das in jedem Falle zu spät kommen. Der junge Mann sah sich bereits, von einem Schwert gefällt, in seinem Blute auf irgendeinem fremden Schlachtfeld liegen, vergessen von der Welt und nur noch betrauert von einem Mädchen, das er nie wieder sehen würde.
    Volkert senkte den Kopf, damit niemand sah, wie sich Tränen in seine Augenwinkel stahlen. Vom Selbstmitleid überwältigt, sah er keine Chance, an seinem Schicksal etwas zu ändern.
    »Du da!«
    Volkert wischte sich hastig mit dem Handrücken die Feuchtigkeit aus den Augen. Der Zenturio hatte sich vor ihm aufgebaut.
    »Wie alt bist du, mein Junge?«
    Der Mann roch streng, als habe er sich tagelang nicht gebadet. Außerdem stank er nach den Ausdünstungen eines Gelages, das noch nicht allzu lange her sein konnte. Volkert versuchte, durch den Mund Luft zu holen und seinen Ekel nicht zu zeigen.
    »Ich bin 22, Zenturio.«
    »Was bist du von Beruf ?«
    Volkert überlegte rasch. Mit welchen seiner Fertigkeiten würde er möglicherweise nicht allzu schnell böse auffallen, wenn es zu einem Test kommen sollte. Ihm fielen nur seine langen Segeltörns auf der Nordsee ein, die er mit seinem Vater unternommen hatte und die in ihm die Liebe zum Meer geweckt hatten.
    »Ich bin Fischer.«
    »Du irrst dich. Du bist Legionär.«
    Volkert presste die Lippen aufeinander, doch im harten Gesicht des Zenturios stand kein Vorwurf.
    »Begreife das lieber schnell, mein Junge«, fuhr der Unteroffizier mit erstaunlich sanfter Stimme fort. »Es macht die Sache einfacher. Für jeden findet sich ein Platz in der Legion, glaube mir. Wenn du Glück hast, wirst du in eine der Garnisonen versetzt und sitzt deine Jahre ab, Bauern beim Umpflügen ihrer Felder zuzusehen und ihren Töchtern bei der Entdeckung ihrer weiblichen Vorzüge zu helfen.«
    Der fast versöhnliche Tonfall des Mannes überraschte Volkert etwas. Er fasste Mut und antwortete: »Ich habe eine Braut.«
    Der Zenturio nickte verständnisvoll.
    »Auch dafür findet sich eine Lösung. Es gibt Schreiber und gegen ein paar kleine Münzen auch Boten, die bereit sind, Nachrichten zu übermitteln. Wenn dir deine Braut hierher gefolgt ist, dann wird sie im Tross um das Lager zu finden sein.«
    »Sie ist mir sicher gefolgt«, sagte Volkert und fühlte exakt die Sicherheit, die er damit zum Ausdruck brachte. Julia würde alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, um herauszufinden, wohin man ihn gebracht hatte, daran gab es gar keinen Zweifel.
    »Dann warte, bis deine Versetzung klar ist und schau, dass du ihr dein Handgeld gibst, damit sie dir nachreisen kann. Sobald die Ausbildung vorbei ist, wirst du möglicherweise sehr schnell Freigang erhalten. Heiraten darfst du noch nicht, aber alles andere wird deinen Zenturio nicht interessieren, wenn du ihm ansonsten keinen Grund zur Klage gibst. Wenn deine Braut dir treu ist, so gibt es einen Weg. Und das Imperium zahlt dir einen Sold und gibt dir die Möglichkeit, noch mehr zu verdienen, wenn eine Schlacht gewonnen wurde. Ihr beide könntet es schlechter treffen.«
    Der Zenturio legte Volkert einen Arm auf die Schulter.
    »Glaub mir, ich bin es auch leid, heulende Jünglinge zu Legionären machen zu müssen. Mir wäre es auch lieber, wenn die Rekruten zumindest des Ruhmes wegen oder auch nur, weil sie hoffen, durch allerlei Plünderungen reich zu werden, freiwillig zum Dienste kämen. Ich habe die Zeiten nicht gemacht, Legionär. Reiß dich zusammen.«
    Abrupt wandte sich der Mann ab und Volkert war mit einem Male der bittere Gestank, den dieser ausgeströmt hatte, weitgehend egal gewesen.
    Volkert senkte wieder den Kopf. Er fühlte sich nicht mehr ganz so miserabel wie noch vor ein paar Minuten. An diesem Ort und zu dieser Zeit – und von diesem Mann – hatte er wohl am wenigsten einen kurzen Augenblick Verständnis und Mitgefühl erwartet. Es bewies ihm, dass es auch in einer Zeit permanenten Krieges und großer Grausamkeiten immer noch Soldaten geben konnte, die sich etwas Menschlichkeit bewahrt hatten und nicht völlig zu Tieren degeneriert waren. Es machte seine Situation nicht besser, aber es gab ihm etwas Hoffnung und die ehrlichen Worte des Zenturios hatten ihm immerhin gezeigt, dass möglicherweise doch noch nicht alles verloren war.
    Volkert

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