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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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nach Deutschland hätte er sich doch nur recht rasch in irgendeiner Schlacht wiedergefunden. Im Gegensatz zu Rheinberg, der dem nahenden Kriege förmlich entgegengefiebert hatte und vom Sieg des Deutschen Reiches an allen Fronten fest überzeugt gewesen war, hatte Becker diese Leidenschaft und Überzeugung nicht geteilt.
    Nein, er wäre wahrscheinlich auch nicht wieder zu seiner Verlobten zurückgekehrt. Für einen Moment dachte er noch darüber nach, ob das nun ein tröstlicher Gedanke war oder nicht, dann war er eingeschlafen.
     

 
     
6
     
    Den Rekruten wurden erst innerhalb des Feldlagers die Fesseln entfernt. Die teils jüngeren, teils bereits älteren Männer schauten sich teils furchtsam, teils apathisch um. Sie waren die Nacht über marschiert, bis sie schließlich in diesem Lager angekommen waren. Es schien eine offenbar nur vorübergehende Aufnahmestätte zu sein, bis sie letztlich genau gemustert werden würden. Danach, so hatte ihn ein gut gelaunter Wächter auf dem Wege hierher erzählt, würde man sie auf Legionen verteilen, die dringend Personalbedarf hatten, wo man sie auch auf ihre Aufgabe als Krieger Roms vorbereiten würde. Aufgrund der stetig wachsenden Personalknappheit waren die Ausbildungen verkürzt worden und oft genug passierte es, dass Legionen mit unvorbereiteten Legionären in einen unerwarteten Kampf ziehen mussten – was wiederum automatisch und sehr schnell zu plötzlicher erneuter Personalknappheit führte. Ein gut ausgebildeter, gut ausgerüsteter und gut geführter Legionär war immer noch jedem bekannten Angreifer überlegen. Doch diese Kombination war immer seltener anzutreffen und Volkert stellte mit Bitterkeit fest, dass der in dieser Zeit fremde Begriff des »Kanonenfutters« auf die hier versammelten Rekruten nur allzu gut zutraf.
    Mit rot geränderten Augen und völlig verstaubt standen die tapferen Kämpfer auf dem zentralen Platz in der Mitte des Lagers, mehr gelassen als aufmerksam von einer Reihe von Legionären beobachtet. Volkert konnte in ihren Gesichtern manchmal so etwas wie Mitgefühl lesen und wahrscheinlich war der eine oder andere von ihnen auch in den Dienst gepresst worden. Den Großteil des personellen Nachschubs lieferten die Soldatenfamilien: Der Sohn eines Legionärs war gesetzlich verpflichtet, ebenfalls Soldat zu werden, völlig unabhängig von Neigung und Talent. Der Beruf des Soldaten war nicht völlig unattraktiv, denn in einigen Punkten hatte die wortreiche Anwerbungsrede des Anwerbers durchaus die Wahrheit gesprochen. Wer sich bewährte und wer überlebte, konnte in der Tat die Streitkräfte mit einem höheren sozialen Status verlassen, als er zu dem Zeitpunkt, an dem er in sie eingetreten war, innegehabt hatte. Veteranen genossen immer noch Privilegien. Dennoch hatte die Begeisterung, in die Streitkräfte einzutreten, offenbar mehr und mehr nachgelassen.
    Ein graubärtiger Zenturio baute sich vor dem hoffnungslosen Haufen auf. Er kaute auf irgendetwas herum und fuhr sich mit der Hand über sein unrasiertes Kinn. Dann spuckte er auf den Boden und räusperte sich.
    »Grüße, Legionäre.«
    Schweigen antwortete ihm, doch das schien ihn nicht weiter zu stören.
    »Mein Name ist Lucius Latinus. Willkommen in der Legion. Ihr seid nun Krieger des Imperators und ich bin Euer Gott. Diese besondere Ehre wird Euch in Kürze ein ordentliches Handgeld einbringen, das Eure Enttäuschung über die etwas eigenwillige Art und Weise der Rekrutierung hoffentlich ein wenig mildern wird.«
    Der Zenturio fuhr fort, ihnen die weitere Prozedur noch einmal genau zu erklären, und ließ keinen Zweifel daran, dass ihn die ganze Angelegenheit im Grunde nicht interessierte. Volkert fühlte, wie seine Aufmerksamkeit zu wandern begann und sehr schnell das Antlitz Julias vor seinem geistigen Auge erschien. Das schmerzhafte Verlangen nach der jungen Frau vermischte sich mit der Verzweiflung über seine derzeitige Situation und für einen Moment schien es ihm, als wolle sein Herz zerspringen. Eine tiefe Mutlosigkeit befiel ihn und er begann, mit dem Schicksal zu hadern. Mit aller Macht wünschte er sich ein Wunder, das ihn aus dieser misslichen Lage befreien würde. Doch keine Sekunde lang gab er Julias verwegenem Plan auszureißen die Schuld. Auch die Senatorentochter konnte nichts für die schwierigen Umstände im Reich – und die himmelschreienden Ungerechtigkeiten, die diese mit sich brachten. Volkert wusste, dass Kapitän Rheinberg der festen Überzeugung war, dass es

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