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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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bitte dich. Beruhige dich doch!«
    Ihre dicke Hand tätschelte den Kopf ihrer Tochter, den sie an ihre Brust gedrückt hielt. Es war überraschend genug gewesen, dass sie so plötzlich wieder zuhause aufgetaucht war. Doch es war ganz offensichtlich gewesen, dass sie mit einem Problem konfrontiert worden war, das sie alleine nicht hatte lösen können – ein Problem, das so wichtig für sie war, dass sie sogar akzeptiert hatte, sich vor ihren Eltern dafür zu erniedrigen. Es war nichts, was Julia Spaß machte und ihre Mutter ahnte, welches Opfer ihre Tochter brachte.
    Es war eine letztlich durchaus zufriedenstellende Situation.
    »Aber Mutter«, erwiderte nun die junge Frau, hob den Kopf und bemühte sich, die Tränen fortzuwischen. »Du hättest dabei sein sollen. Es gab keine Möglichkeit zu entkommen.«
    »Ja, so manches, was das Reich tun muss, sollte unseren Missfallen finden«, stimmte Lucia zu. »Ich kann mir gut vorstellen, wie du dich gefühlt haben musst, mein armes Täubchen.«
    »Ich weiß, in welches Lager er gebracht wurde. Wir müssen sofort handeln!«
    Lucia schaute bekümmert drein. »Aber was soll ich denn tun? Dein Vater ist beim Kaiser und ich selbst bin nur eine einfache, schwache Frau.«
    »Mutter, du bist alles andere als das. Dein Einfluss bei den Freunden Vaters ist erheblich. Schicke einen Boten an die anderen Senatoren in der Stadt. Sprich beim Militärpräfekten vor! Er hält doch seine schützende Hand über die Fremden! Er wird großes Interesse daran haben, dass einer von ihnen befreit wird!«
    Lucia machte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck und spielte gedankenverloren mit einer Haarsträhne. Julias tränenreiche Beschreibungen ihres Schicksals hatten, begleitet von Umarmungen und Küssen, ihre Frisur gehörig in Unordnung gebracht.
    »Nun, ich könnte natürlich schon den einen oder anderen Brief schreiben. Sollte ich nach Ravenna gehen, könnte es sogar sein, dass mich Renna anhört, ja, das ist nicht auszuschließen. Oder ich schreibe ihm auch einen Brief.«
    »Ja! Mutter!« Julia umklammerte den Arm Lucias mit beiden Händen, einen flehenden Ausdruck in den Augen. Die »Senatorin« musste sich über ihre Tochter doch sehr wundern. Sie schien tatsächlich in aufrichtiger Liebe entflammt zu sein, was letztlich ein für ihren Stand doch eher unschickliches Verhalten war. Derlei Benehmen hatte sie noch nicht an den Tag gelegt und Lucia musste zugeben, dass diese Art von Leidenschaft bei ihrer Tochter sie eher verwirrte.
    »Du musst den Brief sogleich aufsetzen!«, bekräftigte Julia. »Ich will für dich schreiben, du diktierst ihn mir! Wenn du den Boten noch heute abschickst …«
    »Gemach, gemach«, sagte ihre Mutter leise. »Du weißt doch gar nicht, ob dieser Mann überhaupt noch dort ist, wo du ihn zurückgelassen hast. Wer weiß, ob unsere Intervention überhaupt noch rechtzeitig kommt?«
    »Man wird Unterlagen haben! Selbst wenn er versetzt wurde, wird man doch wissen, wohin!«, begehrte Julia auf. »Wir dürfen diese Chance nicht versäumen.«
    Lucia blickte sie zweifelnd an. »Soll ich wirklich so viele Gefallen einfordern, um diesen Mann zu retten? Julia, er ist von höchst zweifelhafter Herkunft und sicher nicht von Adel. Ich denke wirklich, dass er eine schlechte Wahl für dich ist. Du bist zu Höherem berufen! Besinne dich doch bitte! Er wird dir keine Freude bereiten! Was für ein Leben kann er dir denn bieten? Er hat nichts, er ist nichts, er wird nichts. Ich würde ihn mir an deiner Stelle schnell aus dem Kopf schlagen. Und denk an die Infamia!«
    Lucia zuckte zusammen. Sie kannte diesen Blick, diesen plötzlich versteinerten Gesichtsausdruck ihrer Tochter. Wenn Julia so aussah, dann verschlossen sich die Tore und die Wege zu Vernunft und Einsicht waren verbarrikadiert. Dann machten auch Diskussionen, ja flehentliche Bitten oder gar Drohungen keinen Sinn. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck zur Genüge und sie kannte ihre Grenzen. Ehe ihre Tochter das Gespräch völlig abbrechen würde, musste sie einlenken, und das möglichst schnell.
    »Verzeih, Julia. Ich weiß, dass du dir viel aus ihm machst. Ich war ungerecht.«
    Julias Züge wurden wieder etwas weicher. Ihre Mutter atmete auf. Das war gerade noch einmal gut gegangen.
    »Du musst alles tun, was in deiner Macht steht! Es geht hier wirklich um alles für mich, Mutter! Ich würde mich umbringen, wenn ich erfahren müsste, dass er von irgendeinem Barbaren aufgespießt in einem fremden Land geblieben ist. Das wäre

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