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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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hören – und allen voran der alte Sturkopf Alarich.
    »Ich habe Godegisel nicht ausgesandt, weil er ein Verrückter ist, der Stimmen hört, oder jemand, der im Kampfe nicht ruhig bleibt und keine Entscheidungen fällen kann.«
    Fritigern sah dem Alten ins Gesicht. »Oder willst du ihm dies vorwerfen?«
    Alarich machte eine abfällige Handbewegung. »Godegisel ist ein akzeptabler Hauptmann und hat sicher seine Qualitäten. Aber er wurde doch wohl vor allem deswegen geschickt, weil er zu deinen Klienten gehört und du ihm Gelegenheit zur Bewährung geben wolltest, damit im Gegenzug dein eigenes Ansehen weiter steigt.«
    Fritigern lächelte dünn.
    »Wenn das so ist, geehrter Alarich, dann hätte ich doch erst recht jemanden mit großer Sorgfalt ausgewählt, der in der Lage ist, mir Ansehen zu verschaffen und niemanden, von dem ich denken muss, dass er sich Märchen ausdenkt.«
    Alarich schnaubte. »Oder aber du hast bewusst jemanden ausgesucht, der gute Geschichten erzählen kann, damit ihr beide wohlfein ausseht und wir diese absonderlichen Schilderungen schlucken.«
    »Das alles führt uns nicht weiter!«
    Die brüchige, kaum hörbare Stimme, die den Disput nunmehr unterbrach, füllte den Raum kaum aus. Aber alle hoben den Kopf und eine ungemütliche Stille breitete sich aus. Festida der Ältere hatte nach allgemeiner Schätzung in diesem Sommer das achtzigste Lebensjahr erreicht und es war sein Sohn, der – angeblich oder tatsächlich – von den gleichen Wunderwaffen niedergestreckt worden war, deren Existenz Godegisels Berichte zu bestätigen schienen. Der jüngere Festida war der einzige überlebende Sohn des Vaters gewesen, bis zu jenem verhängnisvollen Aufeinandertreffen, und die Stimme des Alten hatte Gewicht. Selbst Alarich hatte vor dem Greis Respekt.
    »Das ist albern«, fuhr der ältere Festida fort und seine Stimme mochte heiser klingen, ihr Tonfall war jedoch fest. Der schmächtige, alte Mann umklammerte mit beiden Händen den Knauf eines Gehstocks und starrte mit erblindeten Augen auf den Tisch, um den alle versammelt waren. Er erkannte niemanden und sah doch alle an. Keiner sprach.
    »Godegisel ist kein Idiot, Alarich«, flüsterte Festida. »Fritigern hat uns zum Sieg vor Adrianopel geführt. Mein Sohn starb einen grausamen und unvorhersehbaren Tod und mit ihm Hunderte guter Krieger. Jene, die überlebten, kenne ich wohl. Sie alle liegen nun wie vom Wahn befallen in ihren Zelten und durchleben Alpträume, doch waren sie vorher erfahrene Krieger, die ihr Schwert auch gegen eine Übermacht von Legionären nicht gesenkt haben. Jeder von ihnen kämpfte vor Adrianopel mit größter Tapferkeit und Umsicht, und mein Sohn hielt große Stücke auf sie.«
    Festida drehte den Kopf in Richtung Alarich.
    »Du wirst das Andenken an meinen Sohn nicht in Verruf bringen wollen, indem du seine vertrauten Gefährten als verrückt bezeichnest, oder, großer Alarich?«
    Der Gotenführer räusperte sich. »Nein, Festida. Ich will das Andenken deines Sohnes nicht entehren. Er war ein tapferer Mann.«
    »Mein Sohn war ein leichtsinniger Narr«, erwiderte Festida ungerührt, »aber er war tapfer, das ist wahr. Godegisel hat uns Valens gebracht, und er hat dabei die Leibgarde des Kaisers getötet. Der junge Mann hat sich bewiesen und Fritigern tat gut daran, ihn mit dieser schwierigen Mission zu betrauen.«
    Beifälliges Gemurmel brandete auf und versiegte, als Alarich mit der flachen Hand auf den Tisch schlug.
    »Er hat uns Valens gebracht und was machen wir mit ihm? Verstecken ihn, anstatt den Römern Lösegeld abzuverlangen und einen Frieden nach unseren Bedingungen.«
    »Valens' Schicksal ist jetzt nicht unser Thema«, wandte Fritigern mit scharfer Stimme ein. »Er ist eines unserer Pfunde, mit denen wir wuchern können, so sich die Situation zu unseren Ungunsten wenden mag. Es geht jetzt um Godegisels Berichte und die Frage, ob wir ihnen glauben und entsprechende Pläne entwickeln wollen.«
    Der Anführer der Goten sah in die Runde. 32 Führer der Goten, Alanen und Hunnen hatten sich versammelt, die Elite der Vielvölkerarmee, die den Osten Roms derzeit im Griff hatte.
    Festida der Ältere hob den Gehstock an und rammte ihn effektvoll auf den Boden.
    »Ich glaube ihm. Wie sollen wir mit dem Problem umgehen?«, sagte er bestimmt.
    Fritigern nickte. Er kommentierte nichts. Sein Blick wanderte erneut in die Runde und er sah, wie sich vorsichtige Zustimmung unter den Versammelten breitmachte.
    Dann blieb sein Blick bei

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