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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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wahnsinnig geworden zu sein. Ob ihn das aber gleich für höhere Aufgaben empfahl? Andererseits wusste er, wie dünn und problematisch die Personaldecke der Legionen war. Sicher waren Männer schon für weniger befördert worden.
    »Die neu aufgestellten Legionen benötigen Leute mit deinen Kenntnissen, Volkert. Ich bin auf der Suche nach jenen, die Posten in der neuen Einheit bekommen sollen. Meine Auswahl ist sehr begrenzt, der Mangel beginnt schon bei ganz einfachen Problemen – und endet nicht zuletzt bei denen, die in der Lage sind, in einer Schlacht Männer zu befehligen und einen kühlen Kopf zu bewahren.«
    Volkert nickte vorsichtig. »Das kann ich mir vorstellen, Herr.«
    Vicinius nickte zufrieden. »Gut. Du bist hiermit in den Rang eines Principales befördert und bekommst den Posten eines Dekurios. Melde dich morgen bei Egregius hier. Er wird dich mit deinen neuen Aufgaben vertraut machen. Deine Dekurie wird sich aus zehn deiner Kameraden rekrutieren, deren Leben du kürzlich gerettet hast. Sie werden dir sicher gerne folgen. Glückwunsch zur Beförderung!«
    Der Tribun schlug Volkert beinahe freundschaftlich auf die Schulter und erhob sich. Die Kameraden blickten den Deutschen mit einer Mischung aus Neid und Anerkennung an. Die Beförderung machte ihn »immun« für den Wachdienst sowie einfache Lagerarbeiten, denn er war mit einer speziellen Funktion betraut worden. Es war diese Art von Beförderung, die den Aufstieg in den Rängen der Armee bedeutete, auf die jeder Soldat hoffte. Dekurio Volkert, schoss es durch den Kopf des immer noch überraschten Mannes. Das klang mit einem Male ganz und gar nicht mehr abwegig. Wer hätte gedacht, dass er noch mal als Unteroffizier Karriere machen würde? Und den höheren Sold zu kassieren, würde ihm auch keinen großen Schmerz bereiten.
    Als er bei einbrechender Dunkelheit in seine Decken gehüllt in den glasklaren Nachthimmel blickte, spürte er, dass er zumindest für den Moment mit seinem Schicksal Frieden geschlossen hatte. Die wilde Verzweiflung und die tiefe Depression waren dem klaren Willen gewichen, sein Leben zu nutzen und seine Ziele, vor allem die Rückkehr zu Julia, nicht aus den Augen zu verlieren – und zur Erreichung dieser ausreichend Geduld zu bewahren.
    Seine Zeit würde kommen, dessen war er sich sicher. Und mit einer ganz anderen Form von Gewissheit, die er rational gar nicht erklären konnte oder wollte, spürte er dabei, dass seine geliebte Frau auf ihn warten und ihrerseits nach ihm Ausschau halten würde. Die Wärme, die ihn bei diesem Gedanken erfüllte, war tiefer als alles, was das flackernde Lagerfeuer zu spenden imstande war.
     

 
     
34
     
    »Es sind viele.«
    »Aber nicht mehr, als wir erwartet haben.«
    Victor Flavius sagte dazu nichts, doch die Sorgenfalten auf seiner Stirn wollten nicht weichen. Becker versuchte nicht, falsche Zuversicht zu verbreiten, und einen Bedenkenträger zu haben, war manchmal ein unschätzbarer Wert, hinderte er die anderen doch daran, zu übermütig oder optimistisch zu werden. Außerdem konnte Becker dem alten General seine schlechte Stimmung gar nicht einmal verübeln, denn vom höchsten Turm der Stadtbefestigung konnte man die beeindruckende Heerschau, die die Goten ihren Feinden unten vor der Stadt präsentierten, in ihrer ganzen Bedrohlichkeit würdigen. Dies war schließlich das Heer, das Zehntausende römischer Legionäre, die Blüte der oströmischen Streitkräfte – und mit ihnen Kaiser Valens – weggefegt hatte. Fritigern war es bisher nicht gelungen, einen durchdringenden strategischen Vorteil aus seinem Sieg zu schlagen, doch das war letztlich auch nicht nötig. In seiner eigenen Zeitlinie hatte Theodosius, der neue Kaiser des Ostens, den Goten nach jahrelangem militärischen Hin und Her den Status als Foederatii gegeben und damit den ersten Staat im Staate Roms geschaffen, der letztlich den Zusammenhalt des ganzen Reiches infrage gestellt hatte. Theodosius hatte damit Rom eine Atempause verschafft, sicher, aber letztlich war dies der Anfang vom Ende gewesen.
    Becker war hier, um den Anfang vom Ende frühzeitig zu beenden und damit die Möglichkeit einer ganz anderen Entwicklung zu bereiten. Er wollte sich nicht ausmalen, welche Konsequenzen es für die Zeitreisenden haben würde, wenn der Plan scheiterte. Die Stellung der Besatzung des Kleinen Kreuzers würde schwierig, wenn nicht unhaltbar werden. Ihre Zukunft hing von einem Vabanquespiel wahrhaft epochalen Ausmaßes ab. Becker

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