Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
Rheinberg erfreut feststellen durfte.
»Die Männer des Maximus nähern sich dem Lager! Wir müssen weg hier!«
»Wie sieht es aus?«, fragte Rheinberg.
»Ich habe 17 Mann verloren. Wir haben Waffen und Munition geborgen. Als wir aufbrachen, haben die Angriffe nachgelassen.«
»Ihre Männer sind bereit für den Abmarsch?«
»Jederzeit.«
»Wir warten noch damit. Die Legionäre, die mit uns abrücken wollen, brauchen Deckung.«
»Maximus scheint kein Gemetzel unter den Flüchtenden anstellen zu wollen«, widersprach von Geeren.
»Nein, denn er hofft auf Überläufer. Aber wenn klar ist, welche Einheiten sich ihm nicht anschließen wollen, wird er andere Saiten aufziehen. Er sollte ermuntert werden, genauer darüber nachzudenken.«
Von Geeren nickte und wandte sich ab. Er benötigte keine weiteren Befehle. Sie hatten sich auf diesen Ausgang in ihrer Planung vorbereitet. Die Fluchtroute war bekannt. Der Hauptmann würde seine Leute entlang der Militärstraße positionieren und Angriffe von Maximus’ Legionären – wahrscheinlich vor allem der Reiterei – abwehren. Gewehrkugeln und Pferde waren ungleiche Gegner. Es war zu hoffen, dass auch der Comes, der sich bisher als ausgesprochen vernünftiger Gegner entpuppt hatte, dies genauso sehen würde.
Es vergingen weitere Minuten, in denen Rheinberg und Arbogast Befehle erteilten und sich einen Überblick über die Lage verschafften. Gratians Leichnam war mittlerweile abtransportiert worden. Es schien, als würden sie tatsächlich einen geordneten Rückzug hinbekommen.
Schließlich wurden die Meldungen immer drängender, dass die Armee des Maximus sich weiter nähern würde. Rheinberg sah ein, dass er hier nicht mehr allzu viel ausrichten konnte. Die ersten seiner eigenen Einheiten marschierten bereits im Eiltempo die Militärstraße Richtung Trier entlang. Alle Offiziere waren im Bilde.
»Es wird Zeit, dass auch wir gehen«, entschloss sich Rheinberg und nickte dem General zu. Sie bauten das Zelt nicht ab, sorgten aber dafür, dass alles an Kartenmaterial sowie wichtige Unterlagen entweder mitgenommen oder verbrannt wurden. Es ergab keinen Sinn, dem Feind auch nur den kleinsten taktischen oder strategischen Vorteil durch das Überlassen wichtiger Informationen zu geben.
Dann, nur kurze Zeit später, saßen auch Rheinberg und Arbogast auf dem Rücken ihrer Pferde und begleiteten den Strom der Flüchtlinge. Weiterhin nahmen sie die Meldungen von Boten, Offizieren und Kundschaftern entgegen. Es zeichnete sich langsam ein Bild der Niederlage ab.
»Wir haben gut 8000 Mann in der Schlacht verloren«, fasste Rheinberg zusammen, nachdem sie die letzten Berichte erhalten hatten. »Und wie es aussieht, sind gut 10 000 Legionäre, vor allem aber Hilfstruppen, zu Maximus übergelaufen. Keiner der ganz hohen Offiziere – von Malobaudes einmal abgesehen –, aber viele aus der mittleren Hierarchie, vor allem auch solche, die gleichzeitig Stammesfürsten oder Adlige sind. Maximus scheint zu diesen Leuten einen guten Draht entwickelt zu haben.«
Arbogast zuckte bei dieser latinisierten deutschen Redewendung mit keiner Wimper. Er hatte gelernt, die teilweise etwas seltsamen Anspielungen der Zeitenwanderer aus dem Kontext heraus richtig zu interpretieren.
»Wenn Richomer seine Arbeit gut gemacht hat, dann haben wir die Basis für eine zweite Verteidigungslinie, mit der man arbeiten kann«, schloss Arbogast. »Es kommt natürlich darauf an, was Maximus als Nächstes tun wird.«
»Er wird nach Trier gehen und darauf hoffen, dass der Senat ihn dort nach dem Tode Gratians direkt in seinem Amt als Imperator bestätigt. Selbst, wenn der Senat sich zieren sollte, wird er sich von seinen Truppen ernennen lassen – und von so vielen Provinzpolitikern und Führern der Militärverwaltung, wie er zusammenkratzen kann, um die Legitimität seines Anspruches zu untermauern.«
Arbogast nickte. »Wir müssen einen eigenen Nachfolger ernennen, so schnell es geht. Es muss jemand sein, der handlungsfähig ist und in der Lage, die verschiedenen Kräfte des Reiches zu bündeln und legitim zu handeln. Ich bleibe dabei, dass Theodosius der geeignete Kandidat ist.«
Rheinberg sagte nichts. Vielleicht war die Idee tatsächlich nicht so dumm. Vielleicht würde der jetzige Theodosius viele der Fehler seines alternativen Ichs in Rheinbergs Vergangenheit nicht begehen, jetzt, wo er wusste, was dort geschehen war. Möglicherweise würde man mit dem spanischen Adligen arbeiten können, sich auf
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