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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
Autoren: Dirk van Den Boom
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dass er jedweden Annäherungsversuch bereits im Absatz abbrechen musste, da ihm dazu schlicht die Kraft fehlte.
    Aber auch das würde nicht ewig gut gehen.
    So war es fast ein Geschenk des Herrn, als die Nachricht von der Schlacht in Belgica nach Ravenna drang und General Richomer den gesamten Landstrich unter direkte imperiale Verwaltung stellte, um die Verteidigung zu organisieren.
    Denn dies hatte verschiedene Dinge zur Folge. So beschloss der Vater von Martinus Caius, dass die junge Mutter samt ihrer Tochter, die den Namen Lucilla bekommen hatte, Ravenna zu verlassen habe. Da die Familie des Caius über weitläufige Besitzungen im ganzen Reich verfügte, beschloss man, die Frauen und die Kinder der Familie in den Osten zu evakuieren, der seit nunmehr fast einem Jahr wieder sehr ruhig gewesen war. Ein großes Latifundium in der Nähe von Thessaloniki war als ihr neuer Aufenthaltsort ausersehen. Dort standen auch viele Bedienstete zu ihrer Verfügung. Ihnen würde es an nichts mangeln.
    Das Gute daran war, dass diese Anordnung nicht für die männlichen Mitglieder des Haushaltes galt. Vielmehr meinte der Patriarch der Familie, dass alle Männer sich für die Verteidigung der Stadt und der Besitztümer der Verwandten einzusetzen hätten. Private Milizen wurden von den Wohlhabenden der Stadt organisiert, um besondere Gebäude und Lagerhäuser zu bewachen. Nicht zuletzt befürchtete man in der Unruhe eines möglichen Angriffes Plündereien oder Brandstiftung. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Konkurrent das Durcheinander eines Kampfes nutzen würde, um alte Rechnungen mit einem Mitbewerber zu begleichen. Und Caius der Ältere hatte eine Menge Leichen im Keller verscharrt. Dass sein Sohn nun dafür rekrutiert wurde, sich an dem Bemühen zu beteiligen, dass diese Leichen verborgen blieben, war für Julia ein sehr günstiger Glücksfall. Für Monate, dessen war sie sich sicher, würde Martinus sie nicht mehr anfassen können.
    Und mit etwas Glück würde er bei der Verteidigung Ravennas umkommen.
    Tief in ihrem Herzen trug Julia die Gnadenlosigkeit und Härte Roms, die dazu geführt hatte, dass das Reich gewachsen war und bis heute existierte. Danach befragt, würde sie es nicht einmal abstreiten wollen. Sie war mit dieser Haltung letztlich nicht die Einzige. Ihre eigene Mutter Lucia war Beweis genug für die These, dass hinter jedem römischen Anführer eine meist noch rücksichtslosere römische Anführerin stehen konnte.
    Von diesem glücklichen Zufall einmal abgesehen, erfüllte der drohende Angriff des Maximus Julia jedoch mit Sorge. Vor allem, da sie absolut nicht wusste, wo sich Thomas Volkert in diesem Wirrwarr aufhielt. War er noch im Osten auf der Suche nach dem Aufmarschgebiet der Hunnen? War er – wie so viele andere Truppenteile – nach Ravenna beordert worden, um hier die erneute Schlacht gegen den Usurpator zu wagen? Auch die gelegentlichen Briefe des Bruders ihrer Leibsklavin aus Noricum hatten da nicht viel Aufschluss gegeben. Zuletzt hatte sie noch gehört, dass einige der nach Osten entsandten Trupps zurückgekehrt seien. Aber war Thomas darunter? Es war diese Art der Ungewissheit, die sie mit großer innerer Unruhe erfüllte. Das machte sie, zusammen mit dem Schlafmangel aufgrund der Bedürfnisse ihrer Tochter, sehr reizbar. Man hielt sich so weit von ihr fern, wie es nur ging. Selbst Mutter Lucia schien etwas mehr Respekt entwickelt zu haben.
    Natürlich hätte sie Lucilla weggeben können, wie es viele reiche Frauen taten, an eine Kinderfrau, eine Sklavin etwa, die selbst gerade ein Baby zur Welt gebracht hatte und dieses andere Kind auch stillen konnte. Doch zum einen hatte Julia mit der Zeitund unter dem Eindruck sehr klarer Worte von Thomas eine andere Einstellung zur Sklaverei entwickelt. Und zum anderen war Lucilla ihre lebendige, atmende Verbindung zu dem Mann, der ihr »richtiger« Ehemann war. Sie hatte daher nicht vor, diese Verbindung zu Thomas auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen.
    Als sie eines schönen Morgens zusammen mit einigen anderen weiblichen Familienmitgliedern die Transportgaleere betrat, die sie auf dem Seeweg, immer vorsichtig die Küste entlang, nach Thessaloniki bringen würde, war sie jedenfalls sehr, sehr müde.
    Lucilla, so schien es, gefiel die frische Seeluft.
    Als die Galeere ablegte, warf Julia einen letzten Blick auf Ravenna.
    Sie fragte sich, wie die Stadt aussehen würde, wenn sie hierher zurückkehrte.
    Und dann fragte sie sich, ob sie überhaupt
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