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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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nicht halb so präzise und nicht ansatzweise so kalt und distanziert.
    Der Gestank von Innereien, die aus Menschen und Pferden quollen, vermischte sich mit dem metallenen Geruch von Blut. Die zahlreichen Ausscheidungen, wieder von Mensch wie von Tier, machten das Schlachtfeld glitschig. Fast nebenbei erlöste Volkert ein auf dem Boden liegendes, unter starken Schmerzen leidendes Pferd von seinen Qualen. Dann musste er sich wieder einem hunnischen Krieger entgegenstellen, der sein Langschwert durch die Seite eines unachtsamen Legionärs gezogen hatte und triumphierend aufbrüllte.
    Sein Triumph ging in einen Schmerzensschrei über, als Volkerts Klinge ihn links sauber in den Brustkorb traf und durch seine Rippen in ganzer Länge quer in den Körper glitt. Rasch zog der Deutsche das Schwert hinaus. Sich in den Rippen zu verhaken und von einem fallenden Körper aus der Hand geschlagen zu werden, gehörte zu den Gefahren dieser Waffe.
    »Dekurio!«
    Ein warnender Ruf.
    Volkert sah sich etwas orientierungslos um, spürte die Gefahr mehr, als dass er sie direkt wahrnahm. Eine Klinge fuhr auf ihn zu, und obgleich Volkert geistesgegenwärtig die seine hob, um den Schlag seitwärts abzustreifen, wusste er im gleichen Moment, dass er zu spät reagieren würde. Wie in Zeitlupe betrachtete er das bartlose Gesicht des hunnischen Kämpfers, alles in Konzentration und Anstrengung verzerrt, die Augen genau auf sein Ziel, auf den Deutschen, gerichtet.
    Doch dann fuhr jemand dazwischen. Volkert wurde gestoßen, stolperte aus der Schlagrichtung des Angreifers, fiel fast zu Boden. Er hielt sich mühsam auf den Beinen, torkelnd, dann sah er, wie der Schwertstreich des Hunnen durch den Unterarm eines Mannes fuhr, ihn sauber unterhalb des Ellenbogens abtrennte. Volkert beobachtete, wie der abgehackte halbe Arm von einem Schwall Blut begleitet zu Boden fiel. Dann folgte der Körper seines bereits bewusstlosen Retters.
    Es war Bertius.
    Secundus trat von hinten an den Hunnen heran, durchbohrte ihn mit dem Kurzschwert, ein sauberer Stoß durch den Brustkorb. Volkert warf seine eigene Waffe achtlos beiseite. Er handelte wie automatisch, ergriff den Armstumpf des bewusstlosen Bertius, dann riss er an seiner eigenen Tunika herum, bis er einen festen Streifen in Händen hielt. Mit hastigen Bewegungen band er dem dicken Legionär den Arm ab. Seine Handlung war fachkundig, seine Ausbildung in Erster Hilfe hatte übernommen. Dann dachte Volkert an den Sanitäter, den die Deutschen mit sich führten und der zusammen mit den beiden Feldscherern der Römer jenseits der Hügel eine Art Feldlazarett eröffnet hatte. Das war sonst eher nicht die Art der Römer, deren wichtigste Behandlungsmethode bei starken Verletzungen normalerweise war, den Verletzten schnell von seinen Leiden zu befreien – für immer.
    Neumann hatte hier als Erster auf Reformen gedrängt. Und es schien, als habe der Heermeister Rheinberg diesem Drängen mit Freude nachgegeben.
    »Thomasius!«
    Secundus’ Stimme riss ihn aus der Konzentration. Der Dekurio hielt ihm sein Schwert entgegen. Es schien, als habe sich für einen Moment eine Blase der Friedfertigkeit um sie gebildet, denn kein Feind griff an. Doch das würde nicht lange anhalten. Volkert ergriff das Schwert, stand auf. Er winkte einem Legionär, der bereits mehrere, blutende Schnittwunden hatte, vor allem eine übel aussehende, aber wahrscheinlich harmlose Stirnverletzung.
    »Du!«, befahl Volkert. »Nimm diesen Mann und bringe ihn ins Feldlazarett. Du hast genug für heute!«
    Der Soldat machte nicht einmal Anstalten, dem Dekurio zu widersprechen. Er steckte sein Schwert in die Scheide, ergriff Bertius unter den Schultern und begann, ihn rückwärts durch die Reihen der Römer zu ziehen. Auf Befehl Volkerts machten ihm die Kameraden Platz.
    Der junge Mann drehte sich um, erwartete halb, einem weiteren Kämpfer gegenüberzustehen, doch musste feststellen, dass sich der Schwerpunkt der Schlacht verlagert hatte, mehr in Richtung Feldlager.
    »Formation!«, brüllte er. »Formation!«
    Er sah mit Zufriedenheit, wie sich die Männer um ihn herum aufrafften und ins Glied fielen.
    »Vorwärts!«
    Das Ziel war klar: Die Quaden standen nun im heftigsten Kampf gegen die Hunnen, die offenbar alles daransetzten, ihr Feldlager zu beschützen. Die römischen Legionäre mussten nachrücken, um ihren Verbündeten wirksam Hilfestellung leisten zu können. Bald würden sich die römischen und quadischen Angreifer in der Mitte treffen und,

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