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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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sich ein wenig anstrengen, um diese Worte zu sagen, denn die Empfängerin seines Lobs mochte viele Vorzüge genießen, besonderer Liebreiz gehörte sicher nicht dazu. Flavia war mehr breit als hoch, ihre Haut von allerlei Pusteln und Warzen überzogen und ihre groben, fleischigen Hände zeugten von der Arbeit, mit der sie täglich zu tun hatte. Ihr dunkelbraunes Haar hing ihr etwas wirr im schweißnassen Gesicht und um ihre Lippen spielte ein entspanntes und glückliches Lächeln, hatte Diderius doch, die Gedanken fest auf eine ihm wohlbekannte Hure gerichtet, sein Möglichstes getan, um Flavias fleischliche Bedürfnisse zu befriedigen.
    Ihr Lächeln zeigte, dass er damit durchaus Erfolg gehabt hatte. Er zwang sich, eine Hand auf eine schlaffe Brust seiner Liebhaberin zu legen und das Lächeln auf seinem Gesicht zu halten.
    Es war eine glückliche Fügung, dass Flavia neben Liebreiz noch andere Eigenschaften fehlten. So war sie nach Überzeugung des Diderius bar jeder Intelligenz, von nahezu unbekümmerter Einfalt und verfügte über den emotionalen Tiefgang eines Hundes. Gerade deswegen war es ihm gelungen, sich in das Herz der Köchin zu schleichen, hatte mit einfachen, ja plumpen Komplimenten ihre Leidenschaft entfacht. Außerdem hatte Diderius einen gewissen Etat für seine Arbeit erhalten. Selbst nachdem er die Hälfte der Summe gleich für sich eingesteckt hatte, blieb doch noch genug, um für seine »Liebste« billigen Tand zu kaufen, der diese jedoch in helles Entzücken versetzte und ihre Leidenschaft für Diderius nur zu vertiefen schien. Das war wenig verwunderlich. Flavias wertvollster Besitz war, wie ihr Liebhaber feststellen durfte, ein großes, gut geschliffenes Metzgermesser, das, wie er fand, gut zu der Frau passte. Diderius’ Aufmerksamkeiten mussten ihr daher wie Geschenke der Götter erscheinen.
    Auf die Art war es einige Tage, fast zwei Wochen, abgelaufen: Nachdem er erst einmal seine Stellung als Flavias offizieller Gefährte und Liebhaber gesichert hatte, stand er jeden Tag am frühen Abend neben dem Hintereingang der großen Kantine, die im »Dorf der Deutschen« für die Verköstigung nicht nur der zahlreichen Mitarbeiter der Verwaltung und der medizinischen Schule, sondern auch der Mannschaft des eisernen Schiffes zuständig war. Hier hatte die einfältige Flavia eine wichtige Rolle inne, denn bei aller Begrenztheit ihrer geistigen Fakultäten war sie doch eine ausgezeichnete Köchin und in den letzten Monaten zur Leiterin einer der Schichten aufgestiegen, die fast rund um die Uhr für das leibliche Wohl der Gäste sorgten. Kam sie abends, nach Küchenabfall stinkend und mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen, von der Arbeit, warf sie sich in die ausgebreiteten Arme des jungen, gut aussehenden Mannes, der aus irgendeinem Grund für sie entflammt war. Diderius hatte sich mittlerweile eine Standposition ausgedacht, die es ihm ermöglichte, diesen machtvollen Ausdruck der Zuneigung zu überleben, ohne sofort das Gleichgewicht zu verlieren.
    Der Abend endete dann meist in einer preiswerten Taverne, in der Diderius Flavia zu einem Essen einlud, einem Spaziergang über den Markt, wo er ihr für wenig Geld etwas kaufte, das sie sogleich als »ewiges Andenken an unsere unsterbliche Liebe« pries (bis zum nächsten Andenken am Folgetag), und, das war der schwierigste Teil, im Bett einer kleinen Wohnung, die Diderius in einem Mietshaus angemietet hatte und die bewusst von bescheidenem Wohlstand zeugte, ohne protzig oder überkandidelt zu wirken. Hin und wieder ließ Diderius den Geldbeutel mit den Denaren aufblitzen, den er in einer Truhe verborgen hielt, um Flavia zu beeindrucken. Der Liebhaber war sich nicht sicher, ob Flavias Leidenschaft für ihn etwas damit zu tun hatte, dass er der erste Mann in ihrem Leben war, der sie überhaupt als Frau wahrzunehmen schien, oder damit, dass eine Beziehung zu ihm, mit der Aussicht auf Heirat, ihren Lebensstandard heben würde. Wahrscheinlich war es von beidem etwas, vor allem aber die Tatsache, dass Diderius die arme Flavia entjungfert und seitdem, so möglich, täglich mit Freuden beglückt hatte, die ihr vorher offensichtlich völlig unbekannt gewesen waren.
    Es gab tatsächlich hin und wieder diese winzig kurzen Momente, in denen die dumme Flavia ihm fast leidtat. Der Gedanke an die Goldsumme sowie die komfortable Position in der mittleren Verwaltung einer Provinz seiner Wahl, die ihm beide versprochen worden waren, ließ solche sachten Anwandlungen

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