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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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eingegraben wie Verachtung. Die Verachtung war es, die ihn schlaflose Nächte erleben ließ. Die Kälte in den Augen, ohne Mitleid. Jeder dieser Männer würde ihn, ohne zu zögern, umbringen, sollte er den Befehl dazu erhalten. Tennberg wusste, warum die Verhöre nicht von den Männern der Saarbrücken durchgeführt wurden. Tennberg war von Klasewitz gefolgt, weil er sich dadurch einen schnellen Aufstieg im Römischen Reich versprochen hatte. Doch er war nie der wütende Schleifer und arrogante Miesling gewesen wie der Adlige, nur ein kleiner Fähnrich, der eine Abkürzung auf dem Weg nach oben hatte nehmen wollen. Diese Abkürzung hatte ihn, nach einigen Umwegen, direkt in eine Kerkerzelle in der kleinen Siedlung vor Ravenna gebracht, die um den Kreuzer entstanden war und in der sich Marineoberingenieur Dahms damit befasste, dem Römischen Reich die industrielle Revolution zu verpassen.
    Tennberg versuchte zu erahnen, was mit ihm geschehen würde. Sein Wissen hatte er bisher für sich behalten, still Schläge oder Schlimmeres erwartet, dem Bemühen seiner Besucher entsprechend, dem zurückgekehrten Rheinberg alle notwendigen Informationen über den Verbleib von Klasewitz und über dessen Pläne zu übermitteln.
    Niemand hatte ihn geschlagen. Jeden Tag wurden ihm die gleichen Fragen gestellt. Wo ist der Freiherr? Mit wem hat er sich verbündet? Wer hilft ihm? Was hat er vor? Was für ein Wissen gibt er seinen Freunden? Welche Ressourcen stehen ihm zur Verfügung? Was wollte Tennberg in Alexandria?
    Kein Wort war über seine Lippen gekommen. Blicke voller Verachtung und Abscheu hatte er geerntet, doch niemand hatte die Hand gegen ihn erhoben. Man gab ihm zu essen und eine warme Schlafstatt. Alle drei Tage wurde heißes Wasser gebracht und er musste sich am ganzen Körper waschen. Er sollte leben und es sollte ihm – den Umständen entsprechend – gut gehen.
    Was würde Rheinberg anordnen? Tennberg hatte ihn nicht als besonders grausamen Offizier in Erinnerung. Aber er musste sich verändert haben, jetzt, wo er Heermeister des Reiches war. Politik, das verstand Tennberg auch in seiner Jugend, war oft wichtiger als individuelle Vorlieben und Wünsche. Staatsräson war das Wort. Und manchmal fiel man dieser zum Opfer.
    Und es gab gute Gründe dafür, warum er eines dieser Opfer werden könnte.
    Tennberg fühlte, wie ein Zittern seinen Körper durchlief.
    Er zitterte nicht wegen der kalten Luft.
    Er wandte sich um, als jemand die Tür öffnete. Es war ein bekanntes Gesicht, ausdruckslos, mit kalten Augen. Der hochgewachsene Mann trug die Uniform der Infanterie, wie alle seine Gesprächspartner bisher. Seine Abzeichen wiesen ihn als Leutnant aus, ein Zugführer vielleicht. Tennberg konnte sich nicht an seinen Namen erinnern. Der Mann hatte sich ihm nie vorgestellt.
    Es war wie ein Ritual. Tennberg wurde bedeutet, sich auf das einzige Möbelstück in seiner Zelle zu setzen, einen grob gezimmerten Hocker. Dann traten zwei Männer ein, der Leutnant und ein Infanterist mit erhobener Waffe, deren Mündung direkt auf Tennbergs Schädel gerichtet war. Der Leutnant ging hinter den Gefangenen und band dessen Hände mit einer Fessel zusammen. Als Tennberg gesichert war, senkte der Infanterist die Waffe und stellte sich wachsamen Blickes in eine Ecke.
    Der Leutnant begann seine Umkreisung.
    Er schritt gemessen um den dasitzenden Tennberg herum. Kein Wort kam über seine Lippen. Er drehte seine Runden. Tennberg hatte sie zu zählen begonnen. Das Verhör begann normalerweise nicht, ehe der Leutnant seine vierte Runde beendet hatte. Darin war er vorhersehbar, und damit wich auch das Bedrohliche aus diesem Ritual. Es wurde langweilig.
    Tennberg würde sich hüten, das zu zeigen. Er stellte sicher, dass er eingeschüchtert, ja verängstigt wirkte. Seine Langeweile war sein Schatz, sein winziger Vorteil, und er hielt an diesem Schatz fest.
    »Nun, Fähnrich?« Die kalte Stimme durchschnitt seine Gedanken. Unwillkürlich zuckte Tennberg zusammen. Er musste eingestehen, dass es um sein Nervenkostüm nicht sonderlich gut bestellt war.
    »Wie sieht wohl Ihre Zukunft aus?«
    Tennberg war für einen Moment verwirrt. War das eine neue Fragetaktik? Darüber hatte noch nie jemand mit ihm sprechen wollen. Er nahm auch nicht an, dass diese Frage aus Fürsorge gestellt wurde.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte der Gefangene wahrheitsgemäß.
    »Keine Wünsche, Vorstellungen?«
    »Die sind wohl nicht mehr wichtig.«
    »Warum?«
    »Ich bin gefangen,

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