Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
Handgeld genommen hat und nicht zur Arbeit erschienen ist. Aber Sie sind der Erste, der es zurückbringt und erklärt, warum. Mir ist kein großer Schaden entstanden. Jetzt erst recht nicht. Ich akzeptiere Ihre Entschuldigung. Ich nehme an, dass Sie an der Arbeit nicht mehr interessiert sind?«
Godegisel nickte. »Ich stehe bis auf Weiteres in Diensten der Zeitenwanderer.«
Der Vorarbeiter machte eine ausladende Handbewegung.
»Das tun wir letztlich alle hier. Ohne die seltsamen Germanen gäbe es hier keine Werkhallen, keine Manufakturen, keine Arbeit. Wir sind alle auf Gedeih und Verderb mit ihnen verbunden.«
»Ist das etwas Schlechtes?«
Der alte Mann grinste. »Eine gute Frage. Es gibt hier einige Priester, die finden das alles sehr fragwürdig. Ich sehe, dass sich meine Taschen füllen, dass hier viel gearbeitet wird und dass es fast täglich neue Vorgehensweisen und Techniken gibt, die man mir ohne weitere Gegenleistung überlässt, nur, damit ich effektiver produzieren kann. Ich beklage mich nicht. Tatsächlich sind es meist jene, die den alten Wegen und der alten Zeit nachtrauern, die am lautesten jammern. Aber ich bin der Überzeugung, dass man nicht in der Vergangenheit leben darf. Jetzt ist jetzt.«
»So denkt wahrlich nicht jeder.«
»Aber viele in dieser Stadt. Die meisten sogar. Wenn die Aufständischen kommen, werden wir Waffen in die Hand nehmen und die Zeitenwanderer verteidigen, wenn das von uns verlangt wird.«
Godegisel verbarg seine Überraschung. Die wilde Loyalität, die aus den Worten des Mannes sprach, hatte er so nicht erwartet. Und er fühlte in sich den plötzlichen Drang, zu widersprechen, auch auf die Gefahr hin, sich damit die gerade frisch erworbene Sympathie seines Gegenübers gleich wieder zu verscherzen.
»Die Zeitenwanderer haben sicher ihre Vorzüge, aber sie haben vor allem Unruhe in das Reich gebracht«, erklärte er fast gegen seinen Willen. »Der Aufstand des Maximus wäre nicht ausgebrochen, wenn nicht die Zeitenwanderer angefangen hätten, römische Politik mitzubestimmen.«
Der alte Mann grinste. »So funktioniert Rom nicht, mein Freund. Es hätte immer einen Grund gegeben, einen Usurpator auf den Thron zu setzen. Was ich von der Vergangenheit der Zeitenwanderer gehört habe, bestätigt mich darin nur. Die Frage ist doch gar nicht, ob wir Aufstand und Tumult verhindern können, sondern vielmehr, was aus diesem entstehen wird: eine neue, stabilere Ordnung, in der Männer wie ich ihrem Tagwerk nachgehen können, ohne dass wir dauernd unter Willkür und Gewalt zu leiden haben – oder weiteres Chaos, Verfall und Unsicherheit?«
»Sicherheit ist ein hohes Gut, aber es wird überschätzt.«
»Sie sind doch Gote? Sie sollten Sicherheit zu würdigen wissen.«
»Sie ist eine Illusion, wenn man sie an äußeren Maßstäben misst. Letztlich muss man sich sicher fühlen, ehe man auch Sicherheit bekommen kann. Wenn man ständig Angst hat, kann der Kaiser noch so lange regieren und noch so kluge Entscheidungen treffen, man wird doch niemals diese Ruhe finden, nach der man sich so sehnt.«
Der Vorarbeiter schaute Godegisel schräg an. »Ein Philosoph, ja?«
Der Gote zuckte mit den Schultern. »Ich habe viel erlebt. Da wird man nachdenklich.«
»Sie suchen Wurzeln.«
»Alles, was ich in dieser Hinsicht fand, wurde entweder ausgerissen oder habe ich selbst aus dem Boden gezogen. Und beides ist letztlich auf mich zurückzuführen. Auch die Zeitenwanderer werden zumindest mir keine Sicherheit geben können, wenn ich sie am falschen Platz suche.«
Der Vorarbeiter machte eine Geste der Hilflosigkeit. »Ich kann nur tun, was ich tun kann. Wenn der Feind kommt, verteidige ich, was ich für das Beste halte. Was werden Sie tun, der Sie in den Diensten der Zeitenwanderer stehen? Werden Sie davonrennen oder stehen bleiben?«
»Ich renne nicht davon, aber ich werde mich auch keinem Sturm in den Weg stellen, für den ich zu schwach bin. Und ich glaube, das gilt auch für die seltsamen Germanen selbst. Ich denke, dass sie einen recht ausgeprägten Überlebensinstinkt haben. Sie werden fliehen, wenn es notwendig ist, um die Chance zu erhalten, wieder zurückzukehren.«
Der Vorarbeiter sah nachdenklich drein. »Das kann sein. Und dumm ist es nicht.«
Godegisel nickte dem Mann zu. »Hier sind Ihre Sachen. Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis und wünsche alles Gute, egal, wie heftig der Sturm wehen wird.«
Damit wandte er sich ab und ging.
Draußen, auf der belebten Straße, blieb
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