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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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rechnete. Er war derjenige, der Maximus von den Leuten um Dahms am besten kannte, und er wusste, dass es ein wichtiges Kriegsziel war, an die Ressourcen, aber durchaus auch die Kenntnisse der Zeitenwanderer heranzukommen.
    Welche Rolle der junge Gote bei alledem spielte, wusste er selbst nicht so genau. Bis jetzt war er so eine Art informeller Ratgeber, aber eine echte Funktion erfüllte er nicht. Er hatte das Gefühl, dass auch Dahms nicht so recht wusste, was er mit ihm anfangen sollte, und würde er darum bitten, in seine Heimat – in die von den Goten besiedelten Teile Ostroms – zurückkehren zu dürfen, dann wäre das sicher kein Problem.
    Godegisel bat nicht darum.
    Er wusste, dass hier Dinge passierten, die die Zukunft des Imperiums bestimmen würden. Wie konnte er, der den römischen Kaiser Valens auf seiner Flucht begleitet hatte, sich jetzt einfach zurückziehen und unbeteiligt aus der Ferne zuschauen, wie sich die Dinge entwickelten? Er musste einfach dabei sein, in unmittelbarer Nähe, soweit es ihm erlaubt wurde. Und da ihn niemand fortschickte, blieb er einfach.
    An diesem Morgen trug er eine Schuld ab.
    Eigentlich wäre das gar nicht nötig gewesen, aber möglicherweise war es tatsächlich so, dass der junge gotische Adlige, der das Heimatland auf der Flucht vor den Hunnen verlassen hatte, nicht die gleiche Person war, die jetzt die staubige Straße entlangschritt, um einen Schaden zu begleichen, den wahrscheinlich niemand als solchen wahrnehmen würde. Godegisel, offiziell alimentiert aus den finanziellen Mitteln der Zeitenwanderer, trug ein einfaches, aber neues Gewand, hatte sich neue Sandalen gönnen dürfen und trug ein langes Messer an seiner Hüfte. In seinem Beutel klimperten einige Münzen. Er durfte sich in der Kantine der Zeitenwanderer verpflegen und schlief in einer der Gemeinschaftsunterkünfte für Manufakturarbeiter – zusammen mit einem Vorarbeiter, der meist Nachtschicht hatte und daher tagsüber schlief.
    In seinem Arm trug Godegisel ein Bündel, sorgfältig gereinigt und gefaltet. Als er die Werkhalle betrat, die er vor einigen Wochen bereits einmal besucht hatte, fühlte er eine gewisse Erleichterung. Es fiel ihm nicht schwer, den Vorarbeiter zu finden, der ihn nach seiner Ankunft hier eingestellt, ihm ein Handgeld ausbezahlt und eine Arbeitsmontur überreicht hatte. Der Gote war dann mit alledem entwischt und hatte sich Dahms vorgestellt, ohne jemals den Arbeitsvertrag zu erfüllen, für den er im Voraus bezahlt worden war.
    Der ältliche Mann, dessen muskulöse Gestalt hinter einem breiten Tisch hockte, sah auf, als Godegisel einen Raum betrat, der offenbar gleichzeitig als Verwaltungsstelle und Aufenthaltsraum für die Vorarbeiter fungierte. Der Gote konnte sich nicht an seinen Namen erinnern, aber der Andere wusste mit dem Gesicht Godegisels wohl noch etwas anzufangen. Seine Augen verengten sich und er stand auf. Er wirkte nicht aggressiv, aber auch nicht erfreut und öffnete den Mund.
    Godegisel kam ihm zuvor. Er legte das saubere Bündel auf den Tisch, sodass der Vorarbeiter es gut sehen konnte. Dann holte er in einer bedeutsamen Geste seinen Beutel hervor und zählte die Summe ab, die er als Handgeld erhalten hatte – und legte noch etwas dazu.
    Dann deutete er eine Verbeugung an.
    »Ich entschuldige mich. Ich habe Sie getäuscht. Ich war fremd in der Stadt und musste dringend mit den Zeitenwanderern sprechen. In meinem Zustand, nach einer langen Reise und wenig Essen oder Pflege, hätte man mich niemals vorgelassen. Ich habe Ihren Vorschuss und Ihre Hilfe benötigt, um Zugang zu erhalten und eine wichtige Nachricht zu überbringen. Dann passierten viele Dinge und ich hatte ganz vergessen, dass ich noch eine Schuld zu begleichen habe. Ich hätte früher hierher kommen sollen.«
    Er wies auf den Tisch. »Die Kleidung ist einwandfrei, ich habe sie nur wenige Tage getragen. Sie ist sauber. Das Handgeld zahle ich vollständig zurück, mit einem kleinen Aufschlag wegen des Ärgers, den ich Ihnen sicher bereitet habe. Noch einmal: Es war keine böse Absicht, der mich zu diesem Betrug getrieben hat, sondern eine Notwendigkeit. Das erklärt mein Handeln, entschuldigt es aber nicht.«
    Der ältere Mann blickte auf das Bündel und sammelte die Münzen ein. Dann fokussierte er seinen Blick auf den Goten, der nun abwartend dastand, nicht unterwürfig, aber auch nicht allzu forsch.
    »Das habe ich nicht erwartet«, kam langsam die Antwort. »Sie waren nicht der Einzige, der das

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