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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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unten im Schankraum und vertrieben sich die Zeit mit Würfelspiel. Sie tranken ebenfalls nicht, immerhin.
    Das würde ihnen jetzt auch nicht mehr helfen.
    Es war Zeit.
    Salius schob den Becher weit von sich, grinste zufrieden und rülpste.
    Seine Männer streckten sich, gähnten, schälten sich von den Stühlen und Hockern, wie so viele andere Gäste in der voll besetzten Taverne. Einer schlug einem vorbeihuschenden Schankmädchen auf den Hintern und lachte grölend. Ein anderer schwankte etwas, als hätte er dem Branntwein zu reichlich zugesprochen. Ein dritter kratzte an einem bösen Weinfleck auf seiner ohnehin reichlich mitgenommenen Tunika.
    Dann zuckten zwei Klingen hoch und versanken in den Brustkörben der Wachmänner des Vestasius. Gurgelnd fielen sie zu Boden, ohne auch nur eine Hand zur Abwehr gehoben zu haben. Salius’ Männer, die sich von hinten angeschlichen hatten, zogen die Schwerter mit Ruck aus den Rippen und schauten die Menge lauernd an.
    Stille senkte sich über die Gäste.
    Die Schauspieltruppe war in ihrer Vorführung erstarrt.
    Ein Mann des Zenturios, ein Klotz von einem Germanen, stellte sich breitbeinig vor die einzige Eingangstür der Taverne und schaute finster drein. Niemand machte Anstalten, sich zu bewegen.
    Salius eilte die Treppe hoch. Clodius würde die Lage im Schankraum unter Kontrolle halten. Begleitet wurde der Zenturio von Ianus, einem Neuzugang in seiner Truppe. Der schlaksige, junge Mann wollte sich beweisen und jetzt bekam er die Gelegenheit dazu.
    Salius riss die Tür auf. Für einen winzigen Moment starrten sie auf die Szenerie. Die Hure, eine etwas verbraucht wirkende Frau Ende 20, hatte das beste Stück des Vestasius im Mund und arbeitete so konzentriert daran, dass sie erst gar nicht bemerkte, dass sich die Tür geöffnet hatte. Auch Vestasius brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Dann verlor sein Gesicht den verklärten Ausdruck, den es eben noch getragen hatte. Er zog sein Glied mit einem Ruck aus dem Mund der Frau, die überrascht zurückwich. Mit einer fließenden Bewegung beugte sich der Offizier hinab, hatte ein Schwert in der Hand.
    Salius empfand Respekt. Nachlässig mochte der Mann sein, naiv gar, aber er war schnell und nicht völlig unvorbereitet. So zog es der Zenturio vor. Es machte das Attentat sauber und ehrenvoll. Vestasius konnte sich verteidigen. Das war in Ordnung.
    Der Offizier öffnete den Mund, zweifelsohne, um nach Hilfe zu rufen. Einen Moment später steckte ein Wurfdolch in seiner Brust, bis zum Heft eingedrungen, meisterlich geworfen von Ianus, der seine eigene Arbeit für einen Moment kritisch betrachtete, als Vestasius schweigsam auf das Bett rutschte und starb.
    »Das war ordentlich, Zenturio. Auch schnell genug?«, fragte er.
    Salius nickte. »Ich bin zufrieden, Ianus. Saubere Arbeit und kein Laut.«
    Die Frau starrte die Leiche vor sich an. Sie schrie nicht. Salius war sich sicher, dass sie schon so einiges gesehen hatte, und er hob die Hand.
    »Wir tun dir nichts. Hier.«
    Er warf ihr eine große Münze zu, in etwa der Obolus, den Vestasius hätte entrichten müssen, wäre er zum glücklichen Abschluss gekommen. Die Frau fing das Geld geschickt auf. Sie schien über den Coitus interruptus nicht sehr entsetzt zu sein. Bezahlt war bezahlt.
    Sie eilte aus dem Zimmer.
    Salius beugte sich über den Leichnam, durchsuchte die Kleidung des Mannes, fand dessen Börse und steckte sie ein. Ansonsten hatte dieser nichts von Bedeutung bei sich. Der Zenturio nickte.
    »Wir gehen!«
    Ianus, der an der Tür Wache gestanden hatte, machte ihm den Weg frei.
    Die Taverne war ruhig. Zahlreiche Augenpaare richteten sich auf die Männer des Zenturios, als er sie zusammenrief und sie in Richtung der Tür marschierten. Vorher drehte sich Salius noch einmal um und rief: »Lang lebe Theodosius, Kaiser und Augustus. Lang lebe Rom!«
    Ohne auf eine Reaktion zu warten, wandte er sich ab und verschwand mit seinen Männern in den Gassen des nächtlichen Ravenna, entlang vorher bestimmter Routen und in drei verschiedene, sichere Unterschlupfe.
    Sie hatten getan, weswegen sie gekommen waren. Und sie hatten ihre Unterschrift hinterlassen.
    Salius hakte die Leiche auf seiner mentalen Liste ab.
    Die Liste war noch lang. Er hatte gerade erst mit der Arbeit begonnen.
        
     

10
     
    »Die Situation gefällt mir nicht.«
    Der Mann, der diese Worte sagte, hatte allen Grund dazu, übellaunig zu sein. Er starrte auf das flackernde Kaminfeuer, das ihn nicht so

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