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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Klingen.
    Aurelia zog ihr Messer mit einer eleganten und grausamen Bewegung durch die Kehle eines Legionärs, der gurgelnd zu Boden sank und an seinem eigenen Blut erstickte.
    Rheinberg taumelte zurück, vom Blut der Sterbenden besudelt.
    Die Hölle brach los.
        
     

9
     
    Zenturio Marcus Tullius Salius hatte keine Lust.
    Das war nichts, worüber sich ein Berufssoldat normalerweise allzu große Gedanken machen sollte. Er war lange genug in der römischen Armee, um zu wissen, wann eigene Befindlichkeiten eine Rolle spielten und wann nicht. Wenn man in der Kälte des Morgens auf dem Schlachtfeld stand, wie vor Kurzem im Kampf gegen Maximus, in jener Schlacht, während der Gratian gestorben war, dann schob man diese Gedanken beiseite und dachte ans Überleben.
    Salius war gut im Überleben, ebenso wie seine ganze Truppe. Sie hatten es unter Beweis gestellt, als sie die
Saravica
von den Meuterern befreit hatten, und auch die Schlacht in Belgica war zwar verloren worden, allerdings hatten die Verluste in Salius’ Truppe sich in eng bemessenen Grenzen gehalten. Dann war er von Renna, der sich mit dem Heermeister gen Konstantinopel aufgemacht hatte, Theodosius unterstellt worden, wie viele andere Soldaten, um Maximus in Italien so lange zu beschäftigen, bis der Heermeister mit der Armee des Ostens zum Zangenangriff ansetzen würde.
    Salius mochte diese großartigen strategischen Pläne der Generäle nicht. Sie neigten dazu, nicht zu funktionieren. Wenn sie nicht funktionierten, waren es Leute wie er, die das auszubaden hatten. So war es immer gewesen und so würde es immer sein.
    Hier, am warmen Feuer einer Taverne in Ravenna, einen Becher Wein in der Hand und die Reste eines Mahls vor sich, blickte der Zenturio verträumt auf die Schauspieltruppe, die den Gästen ein satirisches Stück auf die Zeitenwanderer vorführte. Wer auch immer es geschrieben hatte, die Verse waren so gut, dass ihre Wirkung die eher unterdurchschnittlichen darstellerischen Fähigkeiten der Darbietenden zu überdecken verstand. Sie waren leider nicht so gut, dass sie einem relativ gebildeten Mann wie Salius gefallen konnten. Das recht einfach gestrickte Publikum aber schien erfreut, lachte oft und bestellte Wein und Branntwein, was bedeutete, dass die Investition des Wirts in die Truppe sich gelohnt hatte.
    Einer der Schauspieler trat vor. Dieser war in die Parodie einer Zeitenwanderer-Uniform gekleidet und trug mit übertriebener Gestik und einer etwas quakenden Stimme – die jedoch konnte Absicht sein – seine Verse vor:
      
    So trat er vor, Rheinberg sein Name,
    eine Sklavin mit Klinge spielt seine Dame,
    und sprach zu Maximus, der Große genannt:
    »Warum nur hast du dich gegen uns gewandt?«
    Doch Maximus, ermattet von Mühsal und Reise,
    erwiderte ihm schlicht auf diese Weise:
    »Dein Weg nach Rom, zu Macht und Ruhm,
    er endet wohl hier, jetzt und nun.
    Dein Leben war lang, über tausend Jahr,
    Deiner Sterblichkeit nun werde gewahr.
    Ich bin mit Gott – und Ambrosius sagt zu,
    dass der Purpur nun auf meiner Schulter ruh.«
      
    Salius verzog etwas gequält das Gesicht. Während das zunehmend angeheiterte Publikum aufjohlte und klatschte, obgleich dem Vortrag jede Pointe fehlte, zeigte der Beifall recht deutlich, dass all jene, die noch auf Seiten des Theodosius und Rheinbergs waren, in Ravenna derzeit den Mund hielten. Maximus war nicht so weit gegangen wie viele seiner Vorgänger, etwa Listen mit Gefolgsleuten der Gegenseite an die Stadtmauern zu kleben, damit diese verfolgt und getötet werden konnten. Aber jeder wusste, dass trotz der siegreichen Kämpfe des Usurpators der eigentliche Konflikt noch nicht beendet war. Salius’ Anwesenheit war ein gutes Beispiel für diese Tatsache.
    Sein Blick suchte den von Clodius, seinem Stellvertreter, der an einem anderen Tisch der Taverne saß. Er wanderte über sieben weitere Legionäre seiner Einheit, alle in normaler ziviler Kleidung, die so taten, als würden sie trinken. Salius’ Befehle waren eindeutig gewesen, er konnte sich keine Fehler aus Trunkenheit leisten. Dann schaute er die Treppe hoch auf die Reihe der Zimmertüren, hinter denen Huren ihre Dienste anboten. Im zweiten Zimmer von rechts, fast am Ende des Gangs, lag Lucius Vestasius, der Stellvertreter von Maximus’ General Andragathius, bei der Dame seiner Wahl. Jetzt, wo Andragathius zusammen mit Maximus nach Rom aufgebrochen war, war Vestasius der Herr Ravennas, und ein leichtsinniger dazu. Seine beiden Wachen saßen

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