Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
unsterblich macht? Ich musste mir diese Fragen immer und immer wieder vorlegen. Ihr seid jung, daher wird Euch dies möglicherweise fremd vorkommen, aber wartet, bis Ihr mein Alter erreicht habt – dann erscheint Euch dies alles andere als abwegig.«
Rheinberg war auf absurde Art und Weise erleichtert und mühte sich, dieses Gefühl nicht zu zeigen.
»Wenn ich Euer gesegnetes Alter erreicht haben werde, will ich mich an unser Gespräch erinnern. Aber derzeit hege ich die Befürchtung, dass ich bald eines unnatürlichen Todes sterben werde.«
Modestus machte eine abwiegelnde Handbewegung. »Habt keine Sorge. Euer Kopf sitzt sicher auf Euren Schultern. Maximus will Euren Tod nicht, zumindest noch nicht. Und ich habe Euch nicht mit den Hintergründen meiner Entscheidung vertraut gemacht, um Euch anschließend dem Henker zu überantworten.«
Rheinberg nickte. Er wartete. Da kam sicher noch mehr, aber es war dem Präfekten anzusehen, dass es ihm schwerfiel, zum Kern der Sache und damit dem eigentlichen Grund seines Besuches vorzudringen.
»Ich möchte Euch ein Angebot machen, Heermeister. Einen Ausweg zeigen, wenn Ihr so wollt.«
Rheinberg schloss die Augen. Er wollte nicht, dass Modestus ihm die aufkeimende Hoffnung anmerkte. Aber nach allem, was der alte Mann ihm eröffnet hatte, lag die Sache klar auf der Hand: Modestus befand sich in einem furchtbaren Dilemma. Auf der einen Seite sympathisierte er mit Rheinbergs Sache und seiner Politik, auf der anderen Seite sorgte er sich um das Wohl seiner Familie. Und Maximus hatte mit seinem rücksichtslosen Vorgehen gegen einen alten Diener des Imperiums möglicherweise einen weitaus größeren Fehler begangen, als er es sich derzeit ausmalen konnte.
»Ich kann Euch nicht einfach so ziehen lassen, Rheinberg. Das würde das Leben meiner Familie gefährden. Ich weiß offiziell nicht, wo sie sich aufhält oder wo sie gefangen wird. Ich muss alles geben und zeigen, damit Maximus den Eindruck bekommt, dass ich ihm willfährig bin.«
Modestus machte eine Kunstpause. »Aber ich bin ein alter Mann. Viele meiner Fähigkeiten, die ich in der Jugend genossen habe, verlassen mich. Und die Welt ist voller Verrat, auf allen Seiten. Kann ich denn noch vertrauen, dass alle meine Männer mir treu ergeben sind? Ist es nicht so, dass Ihr Zeitenwanderer dermaßen verheißungsvolle Versprechungen macht, dass auch starke Charaktere weich werden können?«
Rheinberg gestattete sich ein feines Lächeln. Modestus bereitete den Boden für seine Saat wirklich sorgfältig vor.
»Da kann es passieren, dass ich nach Ravenna melde, dass Rheinberg gefangen wurde und ich die
Saarbrücken
habe angreifen lassen. Das muss ich schon deswegen tun, weil der Kommandant der Stadtlegionäre ein Gefolgsmann des Maximus ist. Ich glaube, ihm wurde meine Position versprochen, so die ganze Sache beendet ist.«
Modestus sagte dies leichthin, ohne auch nur im Mindesten bekümmert zu wirken.
»Aber dann passieren manchmal Dinge – wie kürzlich, Heermeister. Die Verräter unter den Freunden Rennas waren nicht sorgfältig genug. Tatsächlich sind einige Eurer Gefolgsleute entkommen, habe ich gehört, darunter Renna selbst, aber auch viele Offiziere und Mannschaften Eurer Schiffe. Ein unverzeihlicher Fehler, vielleicht ein weiterer Verrat, Bestechung, oder bloße Unachtsamkeit. Ich kann es mir nicht erklären.«
»Natürlich nicht«, warf Rheinberg mit einem Nicken ein.
»Ich lasse sie natürlich intensiv in der ganzen Stadt suchen.«
»Natürlich.«
»Leider sind die eifrigsten Legionäre gerade damit befasst, im Hafen die
Saravica
anzugreifen.«
»Das ist bedauerlich.«
»Ich hege den Verdacht, dass nicht allzu viele diese Aktion überleben werden.«
Rheinberg reagierte darauf nicht. Joergensen konnte, wenn er wollte, mit den Geschützen des Schiffes trotz der Tatsache, dass er lediglich eine Notbesatzung an Bord hatte, beträchtlichen Schaden anrichten. Er konnte sogar den nahen Kaiserpalast in Schutt und Asche legen, wenn ihm danach war.
»Außerdem glaube ich, dass Maximus das Zerstörungspotenzial Eures Schiffes unterschätzt«, ergänzte Modestus, als hätte er Rheinbergs Gedanken gelesen.
Rheinberg nickte. »Wohin führt uns dies alles, Präfekt?«
Der alte Mann reckte sich und sah versonnen in das Kaminfeuer, das den Raum erwärmte.
»Ich denke mir, dass die
Saravica
entkommen wird.«
»Das ist wahrscheinlich.«
»Eure Männer werden versuchen, Euch und die Kameraden zu befreien.«
»Das ist
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