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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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die Loyalitätsstruktur aufgewühlt hätte. Erst einmal in Ruhe Theodosius erledigen, dann sich um den Osten kümmern. Und noch etwas ist wichtig: Maximus will gar nicht notwendigerweise Kaiser von ganz Rom werden oder bleiben. Wenn er fest im Sattel sitzen sollte, kann ich mir gut vorstellen, dass er die Absicht hat, einen neuen Kaiser des Ostens zu installieren, einen Nachfolger des Valens, mit dem die Männer des Ostheeres gut leben können – dann ist Ruhe eingekehrt, endgültig.«
    Rheinberg nickte grimmig zu Modestus’ Ausführungen. »Wir wollen es nicht so weit kommen lassen. Versteht mich nicht falsch: Die Idee zweier Kaiser lehne ich gar nicht ab. Sie ist ja damals nicht von ungefähr eingeführt worden. Aber ich würde es vorziehen, wenn Theodosius eine solche Entscheidung fällt.«
    »Würde er das tun?«, fragte der Präfekt.
    »Ich bezweifle es. Theodosius war auch in der Zeit meiner Vergangenheit der Kaiser von ganz Rom. Es entspricht seiner Persönlichkeit. Aber viele Dinge wurden durch uns verändert. Ich will mich nicht zu eindeutig als Wahrsager versuchen, ich kann mich leicht irren.«
    »Also auf nach Thessaloniki?«, fasste von Geeren zusammen.
    »Sobald wir Konstantinopel gesichert haben, ja. Die Hauptstadt des Ostens muss sich allerdings offen und überzeugend für Theodosius erklären. Die Symbolik einer solchen Handlung ist enorm wichtig«, sagte Rheinberg.
    »Dann ist es so beschlossen«, meinte der Präfekt und nickte.
    »Ich bekomme von Euch eine Liste jener, die als Loyalisten des Maximus verdächtigt werden?«, fragte Rheinberg grimmig. Ihm war nicht wohl bei dieser »Liste«. Rom hatte seine Erfahrung mit solchen Aufstellungen gehabt, in denen die Namen von Staatsfeinden an die Wände geschlagen und sie damit mehr oder weniger für vogelfrei erklärt wurden. Oft genug waren diese dann gar keine »Feinde des Staates«, sondern nur Kontrahenten desjenigen, der sich gerade an der Macht wähnte. Diese ständige innere Zerrissenheit war es, die Rom in der Geschichte zu entscheidenden Momenten immer wieder geschwächt hatte. Derzeit konnte sich das Imperium so etwas eigentlich nicht leisten. Doch Maximus schien anderer Ansicht gewesen zu sein und so musste er damit umgehen.
    »Ich habe die Namen bereits niedergelegt«, sagte Modestus und blickte Rheinberg prüfend an. »Ihr seid nicht so glücklich damit, Heermeister. Vermutet Ihr, dass ich die Gelegenheit nutze, ein paar alte Rechnungen zu begleichen, ganz unabhängig davon, ob die Person tatsächlich für Maximus ist oder nicht?«
    Rheinberg presste einen Moment die Lippen aufeinander, ehe er zögerlich nickte. »Verzeiht mir, Präfekt. Wir kennen uns nicht gut genug, um einen solchen Verdacht von vornherein gleich ad absurdum zu führen.«
    »Wozu auch? Ihr habt absolut recht!«, erwiderte der alte Mann mit entwaffnender Offenheit. »Es gibt genug auf dieser Liste, die sich nicht zuletzt deswegen für Maximus stark gemacht haben, weil sie alte Rechnungen mit mir offen haben – bei der Beförderung übergangen, mit undankbaren Aufgaben versehen, nicht ausreichend gelobt, zu stark getadelt –, sucht es Euch aus. Das hat sicher Zorn verursacht, und das hat einige von ihnen in die Arme des Usurpators getrieben. Und jetzt zahlen sie dafür.«
    Modestus holte tief Luft. »Heerführer, Ihr Zeitenwanderer habt so einige Qualitäten. Mir gefallen die Reformen, die Ihr angestoßen habt, die neue Vision eines Imperiums, das in vielen Dingen zivilisierter ist als das, in dem wir derzeit leben. Aber Ihr seid auch naiv, zu gutmütig in vielem, weich und zurückhaltend. Das müsst Ihr Euch abgewöhnen, wenn Ihr Heermeister bleiben wollt, Rheinberg.«
    Will ich das, fragte dieser sich still. Er sagte aber nichts.
    »Diese Männer wurden ja nicht gezwungen, sich gegen Theodosius zu stellen«, fuhr Modestus fort, die Stimme unaufgeregt und kühl. »Gut, sie können mich vielleicht nicht leiden. Ich bin Prätorianerpräfekt und lange in Staatsdiensten, habe viele hohe Ämter innegehabt. Verdammt viele Leute können mich nicht leiden! Ich habe lange den Überblick verloren! Aber man kann doch zwischen persönlicher Abneigung und der Treue zum Reich einen Unterschied machen. Ich mag auch so manchen nicht, aber wenn er sich als treuer Diener des Kaisers erweist, warum sollte ich dann meinen Groll in irrationales Handeln umschlagen lassen? Nein, Heermeister: Jeder dieser Männer hatte die Wahl, zwar gegen mich, aber für die Stabilität und das Recht des

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