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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Imperiums einzutreten, und sie haben ihre Wahl getroffen.«
    Er sah Rheinberg forschend an, nickte sich dann zu.
    »Ihr seid noch nicht überzeugt, Heermeister.«
    »Ich bin möglicherweise tatsächlich zu gut für diese Welt«, erwiderte Rheinberg mit einem leicht sarkastischen Tonfall.
    »Wenn wir geschickt vorgehen, muss keiner dieser Männer sterben. Wenn sie sich anstandslos verhaften lassen, soll keiner hingerichtet werden. Wenn jemand mit gutem Leumund für einen von ihnen bürgt, will ich Gnade walten lassen«, sagte Modestus nun.
    »Und wenn der mit gutem Leumund zu jenen gehört, die noch im Verborgenen für Maximus einstehen?«, fragte von Geeren.
    Modestus lächelte traurig. »Dann habe ich Pech gehabt.« Er konzentrierte seinen Blick wieder auf Rheinberg. »Aber das Gewissen des Heermeisters wäre möglicherweise leichter.«
    Möglicherweise, dachte Rheinberg, und hörte zu, wie von Geeren und der Präfekt die Details der Verhaftungsaktion zu diskutieren begannen. Die Soldaten der kleinen Flottille würden dabei eine wichtige Rolle spielen, da ihre Loyalität nicht im Zweifel stand.
    Oder eben doch, fügte er in Gedanken hinzu.
        
     

26
     
    »Dann bringt ihn jetzt mal fort.«
    Von Klasewitz beobachtete, wie der zerbrochene Leib des Mannes ergriffen und über den staubigen Boden geschleppt wurde. Eine blutige Spur zog sich hinter ihm her, der metallische Geruch seiner Lebensflüssigkeit hing in der Luft. Der Mann stieß ein klagendes, wimmerndes Geräusch aus, als die beiden Legionäre ihn bei den ausgekugelten Armen griffen und gnadenlos an ihnen zogen. Sein Leid würde bald beendet sein, dessen war sich von Klasewitz sicher. Irgendwo da hinten, im Gefangenenlager, würde ein Schwert sein Leben beenden.
    Als der Gefolterte aus seinem Gesichtskreis verschwand, hatte der Freiherr ihn auch schon vergessen. Er wandte sich Tribun Lucius Sempronus zu, dem Kommandanten der Reste dessen, was die Bewohner Ravennas einst »das deutsche Dorf« genannt hatten.
    »Wir dürfen also annehmen, dass es tatsächlich kein geheimes Lager oder eine verborgene Werkstatt gibt, die unserer Aufmerksamkeit bisher entgangen ist«, fasste er die Ergebnisse der Befragung zusammen. Eigentlich hatten sie das bereits gewusst, schließlich waren die Ruinen auf Geheiß des Maximus gründlich durchsucht worden. Und der gerade gefolterte Mann, der einst in den Werkstätten gearbeitet hatte, war der Dritte gewesen, der ihnen diese Auskunft gegeben hatte. Aber von Klasewitz wollte ganz sicher sein, denn jede nicht zerstörte Anlage würde ihm helfen, die Befehle des Maximus schneller zu erfüllen.
    Er war dabei zwar nicht auf sich allein gestellt, nicht jeder aber war eine Hilfe. Tennberg etwa, den sie vor einiger Zeit aufgegriffen hatten, mochte gesundheitlich wieder hergestellt sein, aber die Gefangenschaft hatte ganz andere Spuren bei ihm hinterlassen. Von Klasewitz betrachtete mit Abscheu, wie der junge Mann sich dem Trunk ergab, oft tagelang nicht ansprechbar war, nur nach Aufforderung die Regeln der persönlichen Hygiene beachtete und alles in allem völlig nutzlos war. Jeder Ehrgeiz schien aus ihm entschwunden zu sein und allein die Tatsache, dass von Klasewitz seine schützende Hand über ihn hielt, verhinderte, dass er aus seiner Unterkunft geworfen wurde. Tennberg war das einzige Stück Vergangenheit, das der Freiherr jetzt noch hatte, auch wenn es kein sehr erfreuliches war. Er fühlte eine seltsame Milde, gepaart mit Abscheu und Verachtung, und solange die Milde überwog, würde der ehemalige Fähnrich in Ruhe gelassen werden. Sobald all dies bewältigt war, das hatte sich der Freiherr fest vorgenommen, war auch Tennberg an der Reihe. Jemand musste ihn wieder auf die Schiene setzen, wie er fand. Aber derzeit hatte er schlicht andere Sorgen, und vordringlichere dazu.
    Immerhin hatte er das Ansinnen des Ambrosius, eine andere Stätte für die wiederzuerrichtenden Produktionsanlagen zu finden, abwehren können. Maximus war recht subtil – der Freiherr war überrascht von sich selbst! – in eine passende Richtung gesteuert worden. Nicht dass der Deserteur sich besonders hatte anstrengen müssen. Maximus hielt viel vom Bischof, aber er war keinesfalls der Ansicht, dass dieser sich in militärische Belange einzumischen hatte. Und so galt für das »deutsche Dorf«, dass es aus seinen Ruinen auferstehen würde. An exakt der gleichen Stelle. Ambrosius hatte seine Unzufriedenheit, die er sicher empfand, nicht offen gezeigt.

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