Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
Herrscher, ohne Neumanns Aufregung weiter zu beachten. »Was ist mit Nordafrika?«
»Es sieht so aus, als wolle sich der Präfekt in Alexandria auf Theodosius’ Seite stellen. Auch die anderen afrikanischen Provinzen sind den Gerüchten nach bereit, Theodosius zu folgen, zumindest, solange er noch in der Lage ist, ein Heer ins Feld zu führen.«
Neumann wechselte einen schnellen Blick mit Köhler, dann mit Africanus. Es wurde nun deutlicher, wie die Sachlage sich entwickelte, und es standen ihnen mehrere Optionen offen.
Alle stellten noch einige Fragen, doch mehr wusste der Bote nicht zu berichten. Schließlich wurde er entlassen und eine vorübergehende Ruhe kehrte ein. Dann ergriff der Herrscher Aksums das Wort.
»Ihr müsst wissen, wohin Ihr Euch wendet, Römer«, sagte er. »Aber eines seid Euch gewiss: Ich stehe in Eurer Schuld, darin besteht kein Zweifel. Mein Leben mag nicht viel wert sein, zumindest für mich, aber das Reich sieht dies möglicherweise anders. Und Ihr seid mir auch viel zu wertvoll in klingender Münze. Euer Wissen aus der Zukunft ist beeindruckend. Was auch immer Eure Entscheidung ist, wisset, dass Ihr jederzeit Asyl und Aufnahme in Aksum findet, und sollten sich die Dinge für die Euren zum Schlechten wenden, kehrt hierher zurück und seid willkommen.«
Neumann fühlte eine gewisse Rührung in sich aufsteigen und nickte dankbar.
Doch Mehadeyis war noch nicht ganz fertig.
»Ehe Ihr aber aufbrecht, lasst uns noch eine andere Vorgehensweise besprechen, edle Freunde.«
Neumann sah den Kaiser verwirrt an.
»Eine andere, Majestät?«
Der alte Mann zeigte sein weitgehend zahnloses Grinsen.
»Ich sagte doch, dass ich erwäge, meine Politik den neuen Gegebenheiten anzupassen.« Er klatschte in die Hände und wich den erwartungsvollen Blicken der Zeitenwanderer und ihres römischen Freundes aus.
»Erst aber wollen wir essen. Ich habe einen Mordshunger.«
Er grinste. »Spannende Neuigkeiten regen meinen Appetit an.«
Neumann wusste, dass er den Kaiser nicht bedrängen konnte, wenn er in dieser Stimmung war.
Schicksalsergeben setzte er sich wieder, um zu beobachten, wie die Tafel bereitet wurde.
Egal, was er aus Aksum mitbringen würde, Freundschaften, Kaffee, reichhaltige Erfahrungen – eines gehörte ganz sicher dazu: eine Menge zusätzlicher Kilos.
25
Es war eine rührende Szene. Rheinberg stand im Hintergrund, einen Kelch mit Wein in der Hand, aus dem er aber kaum trank. Er sah genau hin, die Aufmerksamkeit auf Modestus, den Prätorianerpräfekten von Konstantinopel gerichtet. Der alte Mann war erleichtert und glücklich, genauso wie seine Frau und seine Tochter. Die Ehefrau des alten Politikers, selbst etwa zehn Jahre jünger als ihr Mann, hielt sich aufrecht, würdevoll, gemessen, ganz genauso wie ihr Gatte. Keine heftigen Umarmungen, keine Tränen, kein emotionaler Überschwang. Modestus hatte seiner Frau, als von Geeren diese hineingeführt hatte, kurz die Hand auf den Unterarm gelegt, den Kopf in Richtung des ihren gebeugt, ihr etwas ins Ohr geflüstert. Sie hatte genickt und fein gelächelt, ohne selbst etwas zu entgegnen. Sie wirkte erschöpft, jedoch auf eine würdevolle Art entspannt und erleichtert.
Modestus selbst lächelte kurz, es war der Blick, den er auf seiner Frau ruhen ließ, der letztlich alles aussagte, was es zu sagen gab. Auch die Tochter begrüßte er zurückhaltend und die noch recht junge Frau – Anfang der 20, wie Rheinberg schätzte – erwiderte die Geste des Vaters mit ziemlicher Bescheidenheit. Als die erste Begegnung vorbei war, musste Rheinberg feststellen, dass die Befreier wie auch die Befreiten ordentlich hungrig waren und den zu ihrer Begrüßung aufgebotenen Speisen mit Nachdruck zuzusprechen begannen. Und er beobachtete, dass die Tochter des Modestus sich offensichtlich bewusst an der Seite von Geerens aufhielt, was diesem auch alles andere als unangenehm zu sein schien. Modestus fiel dies ebenfalls auf und er warf Rheinberg ein ums andere Mal einen bezeichnenden Blick zu.
Es dauerte nicht lange, dann waren Rheinberg, von Geeren und der Präfekt tief in ein Gespräch versunken. Um sie herum bildete sich automatisch ein unsichtbarer Zaun, denn die anderen Anwesenden hielten betont Abstand. Die ernsthaften Gesichter der drei Männer signalisierten, dass sie über das konferierten, was sich nun, nach dem Ende der Erpressbarkeit des Modestus, als weitere Schritte abzeichnete.
»Wie sieht es denn mit den Loyalisten des
Weitere Kostenlose Bücher