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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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wenngleich er noch nicht einmal wusste, ob er sein Ziel überhaupt unbeschadet erreichen würde. Doch fühlte er sich von großem Optimismus durchströmt. Er hatte eine der schlimmsten Geißeln der Menschheit überlebt, was nicht viele Menschen von sich behaupten konnten. Er fühlte sich manchmal noch etwas schwach und war trotz der guten Pflege des Clodius noch ein wenig ausgemergelt, aber er war des Wartens müde. Es passierten so viele Dinge, und Godegisel wollte nicht länger nur zusehen, vor allem aber nicht als Feigling gelten, der sich verkrochen hatte.
    Seine gute Laune stieg noch an, als er auf eine kleine Wagenkarawane traf, die Güter nach Dyrrhachium brachte. Mit einer Münze erkaufte er sich eine freie Stelle auf den großen Fässern, die ein Wagen transportierte, gezogen von zwei mächtigen Ochsen. Godegisel streckte seine Beine aus, blinzelte in die Sonne und entspannte sich unter dem Gerumpel der Kolonne, die ihn nun ohne weitere Anstrengung seinem Ziel entgegenbrachte. Sie würden noch gut zwei Wochen unterwegs sein, wie der Kutscher ihm mitgeteilt hatte, aber es waren zwei Wochen, die Godegisel nicht marschieren musste.
    Die Fuhrleute waren freundliche Männer. Sie teilten ihre Vorräte mit ihrem Gast, als es Zeit für das Abendmahl war. Der Gote aß bescheiden, wollte nicht maßlos erscheinen, und entschädigte seine Wohltäter mit spannenden Geschichten von seiner Flucht vor den Hunnen, die ihn schließlich mit seinem Volk nach Rom geführt hatte. Die Fuhrleute selbst stammten aus allen Teilen des Reiches und reisten in alle, und sie empfanden die Geschichte der großen Wanderung als spannend und stellten viele Fragen. Als sie alle in der ersten Nacht schlafen gingen, dann in dem allseitigen Bewusstsein, für jede erbrachte Leistung eine angemessene Gegenleistung erhalten zu haben, sei es in Form von Getreidebrei und Brot, sei es in Form angenehmer und interessanter Unterhaltung.
    Die Reise verlief ohne Zwischenfälle. Godegisel kannte sich mit Ochsen und Fuhrwerken aus, denn er hatte den langen Treck seines Volkes auf der Flucht vor den Hunnen miterlebt. Er half, wo er konnte, verdiente sich Nahrung und, wenn es regnete, eine Ecke in einem der Zelte, die über den Waren aufgespannt wurden. Er beklaute niemanden und fiel nicht zur Last. Als sie nach gut zwei Wochen die Mauern von Dyrrhachium vor sich erblickten und Godegisel seinen Abschied nahm, drückte ihm der Anführer der Kolonne die Münze in die Hand, die er vormals als Transportgebühr gefordert hatte.
    »Du wirst es brauchen, mein Freund. Die Stadt ist teuer.«
    Der Gote bedankte sich, ein wenig gerührt, aber auch froh, ohne größere Kosten so weit gekommen zu sein.
    Den folgenden Tag brachte er in der großen Hafenstadt zu. Er wusste, dass sein Geld für eine Überfahrt nicht reichen würde, dementsprechend suchte er nach einer Heuer. Zu seinem Missfallen musste er feststellen, dass die Reisemöglichkeiten in den Teil Italiens, der noch in Händen von Theodosius zu sein schien, eher begrenzt waren. Die direkt gegenüberliegenden Städte wurden von Maximus kontrolliert. Der Handel war von ihm auf die Gebiete begrenzt worden, die in der Hand des britannischen Imperators lagen, also war eine direkte Passage nach Süditalien nicht möglich, zumindest derzeit nicht. Gerüchte hielten sich, dass Theodosius sich nach Afrika abgesetzt hätte, und auch dorthin fuhren nur Schiffe, deren Passagiere von den Stadtwachen vorher gründlich befragt worden waren. Godegisel hatte derzeit kein gesteigertes Interesse an einer solchen Befragung, wenngleich er nicht annahm, besonders berühmt oder gar berüchtigt zu sein.
    Darüber hinaus hatten die Stadtbehörden strenge Quarantänevorschriften erlassen, um die Ausbreitung der Pest zu verhindern. Bereits vor Betreten der Stadt war Godegisel untersucht worden. Die verheilten Pestnarben hatten diese Untersuchung verlängert, gleichzeitig aber Bewunderung und Respekt hervorgerufen. Er hatte die Tore schließlich durchschreiten dürfen.
    Auch all jene, die den Hafen auf dem Seewege verließen, wurden gründlich begutachtet. Die Pest war der Feind eines jeden, ob nun Gefolgsmann des Theodosius oder des Maximus, und sosehr sich die Parteien auch bekämpfen mochten, keiner wollte riskieren, die furchtbare Geißel mit Absicht oder auch nur durch Nachlässigkeit weiterzuverbreiten. War sie erst im ganzen Reich in voller Macht zugange, blieb dem Sieger des Bürgerkrieges womöglich nicht mehr allzu viel zum Regieren

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