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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Legionäre standen vor ihm, hielten ihm Fackeln entgegen. Sie hatten ihre Waffen nicht gezogen, wahrscheinlich weil sie erkannt hatten, dass der Schlafende unbewaffnet war. Godegisel blickte auf die Militärstraße. Ein Fackelzug marschierte dort entlang. Die Legionen nutzten die sichere Straße, um auch einen Teil der Nacht voranzukommen, und würden wahrscheinlich nur eine relativ kurze nächtliche Pause machen. Es war nicht ganz ein Gewaltmarsch – dann würde man gar nicht schlafen –, aber es war dem Goten damit sehr eindringlich eines klar geworden: Wenn er kein Pferd organisieren konnte, würden die Truppen des Maximus weit vor ihm eintreffen. Und wenn er die drei Männer hier nicht von seiner Harmlosigkeit überzeugen konnte, dann würde er sich über diese Tatsache schnell gar keine Gedanken mehr machen müssen.
    Er hob die Hände, zeigte leere Handflächen.
    »Ich habe nichts getan! Ich wollte nur schlafen!«
    »Zeig, was du hast.«
    Godegisel bückte sich und reichte dem Soldaten sein Bündel, das dieser achtlos auf dem Boden ausschüttete. Er beugte sich zum Rest des harten Käses, den der Gote noch übrig hatte, biss prüfend hinein, grunzte zufrieden und begann zu kauen.
    »Wohin willst du?«
    »Ich suche Arbeit auf einer Latifundie oder als Gehilfe in einer Stadt«, erklärte Godegisel. »Ich habe kein richtiges Ziel. Ich bleibe da, wo man mir Lohn gibt.«
    »Hm. An dir ist nicht viel dran«, murrte der Legionär. »Als was willst du denn arbeiten?«
    Godegisel verstand, dass die körperlichen Zeichen seiner Pesterkrankung sich jetzt als hilfreich erweisen mochten. Er zog an seinem Kragen, um die Narben zu zeigen.
    »Ich habe die Pest überlebt«, erklärte er. »Ich kann arbeiten, auch wenn ich schwach aussehe. Ich kann Eure Rüstung putzen!«
    Gelächter antwortete ihm. Godegisel spürte, wie sich die Stimmung entspannte.
    »Du gehst ein Risiko ein, mein Junge«, sagte ein anderer Mann. »Man könnte dich für einen Spion halten.«
    »Ein guter Spion, der am Wegesrand schläft, während die Legionen an ihm vorbeimarschieren, und der es nicht einmal hört, um rechtzeitig aufzuwachen«, erwiderte Godegisel grinsend. Erneutes Gelächter antwortete ihm.
    »Dennoch, Dekurio, wir sollten ihn zum Kommandanten bringen und ihn verhören lassen«, meinte nun der dritte Legionär, der bisher kein Wort zum Gespräch beigesteuert hatte.
    Godegisel versteifte sich innerlich. Verhöre bedeuteten Folter. Und unter dieser brach ein jeder. Das galt auch für ihn, da machte er sich absolut keine Illusionen.
    Doch der Dekurio schien das nicht für nötig zu halten. Er winkte ab.
    »Nein, das ist Zeitverschwendung.«
    Er wandte sich an Godegisel.
    »Du kannst hier weiterschlafen, aber wir sind nicht die einzige Streife heute Nacht. Ich darf dir raten, dich noch eine gute Strecke des Weges von der Marschkolonne zu entfernen. Da drüben sind Felder, darin kannst du Unterschlupf finden, sonst wirst du heute Nacht noch einige Male geweckt werden – und möglicherweise von Männern, die nicht ganz so verständnisvoll mit dir umgehen wie wir.«
    Godegisel neigte demütig den Kopf. »Ja, Herr. Ich verstehe. Ich mache mich sofort auf den Weg.«
    »Pack deine Sachen!«
    Godegisel bückte sich und tat wie geheißen. Der kauende Dekurio hatte mittlerweile in seiner verständnisvollen Art den Käse vollends verspeist, aber der junge Gote war klug genug, gegen diese Art des Wegezolls keine weiteren Einwände zu erheben.
    Nur kein Verhör, nur keine Folter. Alles andere war im Augenblick nebensächlich.
    Er packte ein. Ihm blieben einige Nüsse und trockenes Fladenbrot zum Frühstück, aber er war diese Art der Entbehrung gewöhnt. Noch einmal bedankte er sich fast unterwürfig beim Dekurio, was dieser mit einem beifälligen Grinsen quittierte, dann wandte er sich um und stolperte von der Straße weg in die Dunkelheit. Das Sternenlicht half ihm, einen Feldweg zu finden, und er schaute sich erst wieder um, als er einigermaßen sicher sein konnte, dass die Legionäre ihn nicht mehr ausmachen konnten. Dann hielt er inne, blickte auf die Fackelkette, die immer noch deutlich zu erkennen war. Maximus verbarg seinen Vormarsch nicht. Und wozu auch? Wenn das stimmte, was Godegisel während der Überfahrt aufgeschnappt hatte, dann konnte er gar nicht verlieren.
    Der junge Gote fühlte Verzweiflung in sich aufsteigen. Wie sollte es ihm jetzt noch gelingen, Rheinberg rechtzeitig zu warnen? Er musste warten, bis die Legionen vorbeimarschiert

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