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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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neuen Waffen bedroht, manche vom Wandel der Zeit. Rheinberg konnte niemanden dazu überreden, ihn besonders zu mögen. Bei jenen, die Vorbehalte hatten, musste das greifen, was die römischen Legionen seit Jahrhunderten siegreich bleiben ließ: eiserne Disziplin.
    Rheinberg hoffte, dass das reichen würde.
    Besonders bei den Zelten der afrikanischen Truppen begegnete er vielen fragenden Blicken. Es war eine etwas kühlere, zurückhaltende Höflichkeit, auf die er traf. Nichts, was ihn sonderlich überraschte. Sie übten zusammen, sie marschierten, stellten auf, ließen die Signale ertönen. Doch letztlich waren es zwei Armeen, die hier in kurzer Zeit zusammengefügt werden sollten. Die afrikanischen Generäle hatten darum gebeten, die Kohärenz ihrer Einheiten zu belassen, weil sie sonst Verwirrung und Widerspruch bei der Schlacht befürchteten. Rheinberg hatte das schnell eingesehen und akzeptiert. Die afrikanischen Truppen wurden auf den beiden Flügeln aufgestellt. Die Armee des Theodosius würde das Zentrum ausmachen. So war es bereits vor einigen Wochen festgelegt worden.
    Es war alles ein wenig Flickschusterei dabei. So viel konnte schiefgehen. Es waren diese Unwägbarkeiten, die Rheinberg den Schlaf raubten. Dieses Gefühl, nicht alles unter Kontrolle zu haben – als ob das jemals möglich wäre. Aber in diesen Zeiten, in denen Sicherheit und Ruhe ein Fremdwort waren und die Bedrohungen sich häuften, war die Illusion von Kontrolle umso wichtiger. Sie erlaubte es ihm, seine geistige Gesundheit zu bewahren. Wurde die Illusion zerstört, was blieb dann noch außer Gottvertrauen?
    Und das wiederum war etwas, das Rheinberg leider sehr schwerfiel. Wenn es Gott gefallen hatte, ihn und seine Männer durch die Zeit zu schicken, aus ihrer vertrauten Welt zu reißen und sie mit Herausforderungen dieser Art zu konfrontieren – welche Art von Vertrauen sollte er einem solchen Gott dann noch entgegenbringen?
    Rheinberg wanderte gut zwei Stunden durch das Lager, ließ sich immer wieder gerne aufhalten, eilte nicht, wirkte auch nicht gehetzt. Und was er am meisten wahrnahm, war nicht Enthusiasmus oder Vertrauen oder Angst … sondern durchweg professionelle Gelassenheit. Er wechselte viele Worte. Er wurde gefragt. Die Angst vor dem Kommenden lag unterschwellig über allem, egal, wie professionell und gelassen die Veteranen auch wirkten. Es stand so viel auf dem Spiel, nicht zuletzt ihrer aller Leben.
    Kontrolle, dachte Rheinberg. Er spürte, wie diese Illusion wie Sand in seinen Händen zerrann.
    Gottvertrauen. Zuversicht. Es konnte doch eigentlich gar nicht noch schlimmer werden.
    Es musste doch gelingen, wenn sie alle zusammenhielten und als militärische Einheit diese letzte große Herausforderung bewältigten.
    Als Rheinberg in sein Zelt zurückkehrte, war es genau diese Einsicht, um die er sich bemühte. Am Ende aller Überlegungen war er doch kein Politiker, kein Revolutionär, kein Visionär, kein Erschaffer eines neuen Reiches, sondern nur eines: ein Soldat.
    Vielleicht war es das, was ihm letztlich die notwendige Ruhe verschaffte.
        
     

26
     
    Wenn er doch wenigstens in Capsa Dienst tun dürfte.
    Aber nein.
    Aber nein.
    Aber nein.
    Lucius Strabo starrte auf die staubige Straße und drehte sich zu seinen beiden Kameraden um. Der Zenturio hatte heute Morgen gemeint, dass sie die Patrouillen vernachlässigen würden, seit der Präfekt fast alle beweglichen Truppen nach Norden in Richtung Hippo Regius abgezogen hatte, um dort einen Bürgerkrieg auszufechten.
    Strabo war durchaus dankbar dafür, nicht zu diesem Kontingent zu gehören. Sein Bedürfnis, von einer der Zauberwaffen der Zeitenwanderer zersiebt zu werden, war begrenzt. Hier an der Südgrenze des Römischen Reiches auf dem afrikanischen Kontinent war die Lage ruhig und überschaubar. Die angrenzenden Königreiche verhielten sich sittsam und schienen nicht die Absicht zu haben, die momentane Entblößung der Grenze ausnutzen zu wollen. Es war alles sehr friedlich.
    Vielleicht hatten sie deswegen die Patrouillen tatsächlich ein wenig vernachlässigt. Strabo hatte trotzdem kein Verständnis für den Diensteifer des Zenturios. Sie waren wirklich nur noch sehr wenige Grenzsoldaten in dieser Gegend, gerade genug, um den Anschein staatlicher Ordnung zu erwecken. Alle hatten Angst vor dem Ausgang der großen Schlacht, also hielten sich alle bedeckt, waren still. Egal, wer siegen würde – die Grenztruppen würden zurückkehren, und wer die Zeit ihrer

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