Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
Verbündeten finden würde. Er wünschte sich, Renna wäre nicht in Hadrumentum geblieben, um für den Notfall ihrer Niederlage und Flucht zu planen. Er hätte ihn jetzt gut gebrauchen können.
Rheinberg schalt sich einen Narren. Renna würde hier auch nichts anderes mehr ausrichten können, als ruhmvoll zu sterben. Aber Rheinberg fühlte sich … etwas allein gelassen.
Und die Dickköpfigkeit des Kaisers half ihm nicht weiter.
»Wir müssen uns zurückziehen«, insistierte Rheinberg. »Die Saarbrücken kann uns in Hadrumentum aufnehmen und …«
»Nein, Zeitenwanderer. Ich laufe nicht davon«, unterbrach ihn Theodosius bestimmt. »Dies wird jetzt hier ausgefochten.«
»Der Verrat der Präfekten hat uns in eine aussichtslose Situation gebracht«, begehrte Rheinberg auf.
Der Spanier hörte nicht zu. Er wandte sich um und marschierte mit seinen Leibwächtern auf das nächste Scharmützel zu. Er zeigte seinem Heermeister den Rücken, ein mehr als nur symbolischer Akt. Rheinberg starrte ihm nach, fühlte die widerstreitenden Gefühle in sich, wollte dem Kaiser folgen und ihn beschützen und spürte doch, dass er damit nichts anderes tun würde, als sich selbst zu töten.
»Titus, Marcus, schaut, wo die Melder und Signalbläser sind. Der Kaiser möchte kämpfen, ich habe zu kommandieren.«
»Sie sind abseits, Herr, in der Nähe der alten Kommandostellung.«
»Dorthin eilen wir zurück.«
Die beiden Legionäre verhehlten ihre Erleichterung über seine Entscheidung nicht. Den Arm um Marcus’ Schulter gelegt, ließ sich Rheinberg weiter helfen und langsam gewannen sie Abstand vom Kampfgeschehen. Der Schmerz in seinem Oberschenkel war erheblich, der Verband blutdurchtränkt. Seine alte Messerwunde hatte ebenfalls zu schmerzen begonnen, ein klares Zeichen dafür, dass er dabei war, sich zu überanstrengen.
»Die Garde des Maximus ist heran!«, rief nun Titus und Rheinberg sah sich um. Es war eine Flut, die über die Stellungen der Infanteristen hereinbrach, und Rheinberg spürte die Schuld, dass er nicht da unten bei seinen Männern war und mit ihnen starb.
Sterben, das taten sie. Es wurde weitergefeuert, und die Bajonette und Schwerter blitzten auf. Sie gingen nicht leicht und ohne Widerstand, und es starben viel mehr Römer als Deutsche. Doch die Legionäre wussten, was für sie auf dem Spiel stand, und sie warfen sich auf die Infanteristen, kamen immer näher, schleuderten ihre Handgranaten und Speere, sprangen in Stellungen hinein, wo sie ihre Fähigkeiten im Nahkampf voll ausspielen konnten.
Das Gewehrfeuer wurde weniger. Das hatte sicher auch mit dem fast verschwundenen Munitionsvorrat zu tun, aber vor allem damit, dass jene, die schießen konnten, den Tod fanden.
Rheinberg fühlte bittere Galle in sich aufsteigen. Diese hatte er in den Tod geführt. Viele weitere, Tausende, hatten ihr Schicksal zuvor geteilt. Und dort, auf dem Schlachtfeld, auf dem die Legionen immer noch miteinander rangen, starben weitere. Am Ende war ihr Tod seiner Hybris geschuldet und für einen Moment war für ihn die Idee, selbst das Ende zu finden, so abschreckend nicht.
»Herr. Herr«, riss ihn die Stimme des Titus aus seinen trüben Gedanken. »Das Banner des Kaisers ist gefallen.«
Rheinberg drehte den Kopf schwerfällig zur Seite, wollte nicht hinschauen, konnte den Blick jedoch auch nicht abwenden. Die Lage war verworren, aber das Zeichen des Kaisers war gefallen. Er hob sein Fernglas an die Augen, sah, wie Männer des Maximus triumphierend die Arme hochrissen, dann war da ein Legionär, der etwas nach oben hielt, und als Rheinberg die Optik fokussierte, erkannte er den abgeschlagenen Kopf von Flavius Theodosius, Kaiser von Rom, der nicht fortrennen wollte.
»Herr, die Armee wird brechen, wenn sie dies erfährt«, flüsterte Titus mit unheilvoller Stimme. »Die Armee wird brechen.«
»Bringt mich zu den Signalbläsern«, erwiderte Rheinberg heiser. »Wir werden sehen, was zu tun ist. Wenn wir zum Rückzug blasen müssen, dann tun wir dies. Ich will kein Gemetzel. Wir haben Schiffe in Hadrumentum. Wir können die Überlebenden retten.«
»Aber wohin dann, Herr?«, fragte Marcus leise. »Nach Osten, wo die Pest ist?«
»Nach Spanien vielleicht«, schlug Titus vor. »Spanien ist ruhig und war Theodosius treu. Sein Sohn Arcadius lebt dort. Er ist der neue Kaiser.«
Rheinberg sah auf, blickte den Legionär überrascht an, dann nickte er langsam.
»Keine dumme Überlegung, Titus. Ich sollte dich zum General ernennen.«
Der
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