Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
war gut.
Johannes I. spürte einen Frieden in sich, eine Genugtuung, die er so lange nicht empfunden hatte. Jetzt nur noch Rheinberg töten. Am besten auch alle anderen höheren Offiziere, die mit ihm waren. Keiner von denen würde ihm jemals treu dienen. Sie zu beseitigen, war ein größerer Gewinn, als der damit einhergehende Verlust von Fachwissen ein Rückschritt war. Er würde dann aus den Mannschaften und Unteroffizieren, leicht formbar, alles in allem Männer von niedrigem Blut, neue Offiziere befördern, ihm persönlich zu Dank verpflichtet. Ja, eine kleine Säuberung. Das war keine schlechte Idee. Und einige der älteren Bootsmänner … dieser Köhler, sollte er jemals von seiner hirnrissigen Expedition zurückkehren. Der Mann hatte seine Erfahrung wie einen Popanz vor sich hergetragen und sich mitunter sogar angemaßt, die Befehle des Freiherrn zu hinterfragen. Ja, auch Köhler würde sterben. Aber das hatte sich ja möglicherweise bereits erledigt. Irgendwelche afrikanischen Wilden hatten ihn vielleicht bereits für den Kaiser beseitigt.
So sei es denn.
Von Klasewitz erhob sich, rückte den stinkenden Purpur zurecht. Genug der Grübeleien. Jetzt waren Taten gefragt. Er würde aus seinem Zelt treten und seine Befehle als Kaiser geben. Mit den Resten der Truppen des Theodosius aufräumen. Dem Anfang einer neuen Ära beiwohnen. Wer hätte das gedacht, als sie damals … in der Zukunft … aus Wilhelmshaven aufbrachen? Sein größtes Ziel zu jener Zeit war es gewesen, ein Admiral zu werden, ein hoher Offizier, wie es sich für jemanden seines Blutes gehörte. Und jetzt hatte er diese Erwartungen bei Weitem übertroffen. Der Adel in ihm hatte sich durchgesetzt. Kein Offizier, kein bloßer Freiherr, kein Mann unter vielen, sondern derjenige von höchstem Adel, der Höhepunkt, der Inbegriff schlechthin, gleichgestellt dem Mann, dem er als junger Fähnrich einst den Diensteid schwor.
Was für ein wunderbares und unendlich befriedigendes Gefühl.
Er würde es genießen, seine ganze, lange Regierungszeit lang.
Endlich war klar, dass seine Einschätzung, schlicht jemand Besseres zu sein als fast alle anderen Menschen auf der Welt, absolut gerechtfertigt war. Keine Arroganz. Keine Anmaßung.
Es war schlicht die Wahrheit.
Von Klasewitz reckte sich. Ein Diener wollte ihm schon den Zelteingang aufschlagen, doch der Kaiser hob eine Hand, gemahnte den Mann zu warten.
Johannes I. holte tief Luft.
Dann trat er ins Freie.
43
Es war vorbei.
Mit brennenden Augen starrte Rheinberg auf das Schlachtfeld unter ihm. Die verbliebenen Offiziere hatten sich um ihn geschart, von vielen kannte er gerade noch einmal die Namen. Eine kleine Gruppe der Infanteristen hatte sich ebenfalls auf diesen Hügel gerettet. Alle schwiegen, waren erfüllt von bitterer Ratlosigkeit, von Resignation. Rheinberg musste niemandem lange ins Gesicht schauen, um die allgemeine Stimmung zu erfassen. Da war kaum noch jemand, der ihrer Sache eine Chance zubilligte, keiner, der noch erwartete, dass sie das Ruder der Ereignisse würden herumreißen können.
Nichts. Keine Chance. Rheinberg fühlte eine tiefe Ernüchterung in sich aufsteigen. So viele Opfer. Von der Kompanie der Infanteristen mochten zwanzig Männer das Massaker überlebt haben, viele Waffen waren mit den Toten verloren. Und die Legionen – sie hielten sich erstaunlich tapfer. Rheinberg hatte gehört, dass sich viele Offiziere und Unteroffiziere um »den Tribun« geschart hatten, den er als Thomas Volkert identifiziert hatte. Der junge Mann schien sich einen legendären Ruf erarbeitet zu haben und ihm schienen die Männer Wunderdinge zuzutrauen. Er befehligte vor Ort, zusammen mit einigen anderen Anführern, aber letztlich nicht mehr als den Versuch, sich geordnet zurückzuziehen.
Die Männer des Maximus wollten das nicht. Sie wollten einen absoluten Sieg, entweder durch eine Kapitulation oder eine Vernichtung ihres Gegners. Sie waren offensichtlich erzürnt über den anhaltenden Widerstand, der ihnen entgegengebracht wurde.
Rheinberg führte diese Armee nicht mehr. Er spürte, dass ihm die Dinge aus den Händen glitten. Er fühlte sich antriebslos. Was war noch zu tun? Leben retten. Ein weiteres Massaker verhindern.
Er musste kapitulieren. Nur so konnte er verhindern, dass das sinnlose Töten weiterging.
»Meine Herren«, brachte er also hervor, die Stimme etwas brüchig, auf der Suche nach der alten Festigkeit, ein Ausdruck seiner Gefühlslage. »Meine Herren,
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