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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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wir müssen uns ergeben.«
    Keine entsetzten Blicke, kein ungläubiges Staunen. Unter den Offizieren hier war keiner, der dies nicht ebenfalls als einzig mögliche Konsequenz der Lage ansah. Niemand machte sich über sein persönliches Schicksal Illusionen. Mit etwas Glück würde den einfachen Legionären und Unteroffizieren, so sie sich friedlich ergaben, kein weiteres Leid geschehen. Für die höheren Ränge war entweder die Karriere am Ende oder möglicherweise sogar das Leben.
    »Ihr müsst fliehen, Heermeister«, riet dann auch einer der Männer, wohl wissend, dass Rheinbergs Tage in der Gefangenschaft unweigerlich zu seinem unrühmlichen Tod führen würden. »Entkommt nach Hadrumentum.«
    »Ja«, sagte eine leise Stimme in ihm. Sie klang weiblich, erinnerte ihn an Aurelia. »Flieh, solange du noch kannst. Entkomme auf die Saarbrücken!«
    Rheinberg haderte mit sich. Feigheit. Viele Fehler hatte er sich vorzuwerfen, zahlreiche Schwächen, die letztlich zu dieser Katastrophe geführt hatten. Aber Feigheit? Das war kein taktischer Rückzug, das war … panisches Davonrennen. Konnte er das?
    Wollte er das?
    Rheinberg holte Luft, rang sich zu einer Antwort durch.
    »Erst einmal kapitulieren«, sagte er heiser. »Einen Melder zum Tribun, er soll sich bereit machen, die Waffen zu strecken. Er muss aufgeben, damit ihm die Männer nicht sinnlos in den Tod folgen.«
    Gesichter zeigten Trauer, als Rheinberg das sagte. Alle empfanden höchste Achtung vor dem jungen Thomasius, und allen schmerzte die Erkenntnis, dass er durch diese Kapitulation eine so vielversprechende Laufbahn und möglicherweise sein Leben hinwerfen würde.
    »Herr!«
    Rheinberg wandte sich um. Ein Reiter rutschte vor ihm vom Pferd, das Gesicht schweißüberströmt.
    »Was gibt es?«
    »Herr, Maximus ist tot!«
    Wie vom Donnerschlag gerührt starrte Rheinberg den Mann an. Er gehörte zur Schar der Kundschafter, die abseits des Schlachtfeldes, mit Ferngläsern bewaffnet, das Treiben um den gegnerischen Kaiser beobachteten, in der Hoffnung, dadurch Informationen zu bekommen, die sich als wichtig erweisen würden.
    Wie diese hier.
    Wichtig.
    Doch wirklich entscheidend? Anlass zur Hoffnung?
    Rheinberg beherrschte sich, kämpfte das wilde Gefühl nieder. Maximus war tot, aber seine Armee siegreich. Was war geschehen?
    Der Kundschafter schien die Frage vorhergesehen zu haben, denn ohne dazu aufgefordert zu werden, sprach er weiter.
    »Die Beobachter kennen die Hintergründe nicht, Herr. Wir wissen nur, dass die Leiche des Maximus aus dem Zelt getragen wurde. Dann gab es einigen Aufruhr und viel Umhergehen. Schließlich wurde der Purpurmantel des Toten wieder ins Zelt getragen. Wir können wohl davon ausgehen, dass sich sogleich ein Nachfolger gefunden hat, der von den Offizieren zum Kaiser ernannt wurde.«
    Rheinberg nickte. Eine schlimme Befürchtung ergriff von ihm Besitz. Von Klasewitz war der Heermeister des Maximus, und er war ein Mann des Verrats und der Intrige. Was, wenn er hinter dem überraschenden Tod des Usurpators steckte, um sich selbst auf den Thron zu setzen? Um dies möglich zu machen, bedurfte er allerdings zahlreicher Verbündeter und es gab sicherlich Konkurrenten. Rheinberg wusste zu wenig über die Hintergründe und Details, aber der Gedanke, dass der Freiherr sich nun Imperator Roms nennen würde, war erschreckend – nicht nur, weil es nun, im Falle der unausweichlichen Kapitulation, sein persönliches Schicksal ganz sicher besiegelte.
    Das änderte natürlich nichts. So viel war klar: Feigheit hin oder her, er würde nicht erwarten, dass andere Männer für ihn starben, wenn dies aussichtslos geworden war.
    »Wie dem auch sei«, brachte Rheinberg betont langsam hervor. »Wir kapitulieren, egal, welchem Mann ich das Schwert zu Füßen werfen darf. Wir werden …«
    »Herr, da ist noch etwas.«
    Der Kundschafter war respektvoll, seine Stimme aber hatte diesen dringlichen Unterton, der den Inhalt der Nachricht weit über das persönliche Wohl seines Überbringers stellte – sodass man auch wagte, einen Heermeister zu unterbrechen. Nicht, dass Rheinberg so kleinlich war, als dass er dies ernsthaft beanstanden würde – und der Tonfall ließ ihn aufhorchen.
    »Sprich, mein Freund«, sagte er mit einem möglichst warmen Lächeln.
    »Wir werden angegriffen … glaube ich.«
    Der zögerliche Nachsatz war Rheinberg nicht entgangen, trotzdem hielt er nicht an sich und schüttelte den Kopf.
    »Dass wir angegriffen werden, habe ich bemerkt.

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