Kaiserkrieger: Der Aufbruch
Comes, ganz der professionelle Soldat, die technischen Neuerungen und großartigen Waffen der Zeitenwanderer begierig akzeptiert hatte und danach trachtete, sie in seine Hände zu bekommen, war der Bischof sich offenbar noch nicht sicher, wo genau die Grenze zwischen fortgeschrittener Handwerkskunst und hexerischem Zauber zu ziehen war. Dass er jedoch nicht mehr tat, als nur finster dreinzublicken, sprach für seinen Realismus.
Von Klasewitz räusperte sich. Die Blicke aller waren auf ihn gerichtet.
»Ich muss Ihnen nicht erklären, dass unsere eigenen Bemühungen zur Herstellung moderner Waffen von ungleich schlechteren Startbedingungen ausgehen als die unserer Gegner. Der Kaiser verfügt über das Schiff mit allen Werkstätten und der gesamten Besatzung, und er unterstützt Rheinberg mit allen Ressourcen, die ihm zur Verfügung stehen. Wir haben mittlerweile in Britannien einen kleinen Stützpunkt errichtet, unweit von London, und dort mit unserer Arbeit begonnen. Maximus und ich haben daher beschlossen, unsere Arbeit auf ein einzelnes Ziel zu konzentrieren: die Produktion von Feldartillerie. Kanonen. Haben wir eine funktionsfähige Artillerie, können wir viele der Vorteile unserer Gegner zumindest kompensieren. Die Herausforderungen sind erheblich, wie Sie sich vorstellen können .«
Er sah in die Runde. Nein, die meisten hier konnten sich das nicht vorstellen. Auch Maximus, der seinem kleinen waffentechnischen Entwicklungszentrum am nächsten war und die dortigen Arbeiten verfolgte, verstand es oft nicht. Schon die Produktion von Schwarzpulver stellte ein erhebliches Problem dar. Doch von Klasewitz wusste, dass er die hier Versammelten mit technischen Details nur langweilen würde.
»Dennoch«, so fuhr er fort, »gehe ich davon aus, dass uns im Frühjahr eine Reihe von Geschützen zur Verfügung stehen werden. Es werden Bronzekanonen sein, ohne gezogenen Lauf, aber es ist der erste Schritt. Ich arbeite bereits intensiv an einer Nachfolgekonstruktion mit größerer Reichweite und besserer Genauigkeit. Vielleicht werden wir das auch schnell hinbekommen, aber ich will nicht zu viel versprechen .«
»Was ist mit Feuerrohren für unsere Legionäre ?« , wollte Ambrosius wissen.
Von Klasewitz schüttelte den Kopf. »Kurzfristig unmöglich. Wie unsere Informanten sagen, scheuen auch unsere Gegner davor zurück, die Legionäre des Kaisers entsprechend zu bewaffnen. Wir nennen die erste Stufe dieser Rohre ›Musketen‹ und sie sind militärisch nicht allzu viel wert. Aber ich möchte die Soldaten mit etwas anderem bewaffnen. Es trägt den Namen ›Handgranate‹ und ich strebe eine sehr vereinfachte Konstruktion an .«
Auch dazu, das wusste von Klasewitz, benötigte er Schwarzpulver – und das in erheblichen Mengen.
»Diese Granaten werden im Kampf Mann gegen Mann helfen ?« , fragte der Alane.
»Gegen Reiter wie auch Fußsoldaten gleichermaßen«, versicherte der Freiherr. »Ihr einziger Nachteil ist, dass jeder Mann nur eine begrenzte Anzahl wird mitführen können und dass es gefährlich werden kann, wenn man mit der Waffe nicht ordentlich umzugehen weiß. Die Männer werden eine Ausbildung benötigen .«
»Was ist mit den alanischen Reitern ?« , hakte Fabius nach. »Bekommen auch wir diese fortschrittlichen Waffen ?«
Von Klasewitz wechselte einen schnellen Blick mit Maximus. Hier verließ das Gespräch seine Zuständigkeit. Es ging da um Politik, nicht länger um militärische Strategie. Fabius bemerkte den stummen Austausch und sah den Feldherrn auffordernd an.
»Eine wichtige Frage, die letztlich mit der Zahl dieser Waffen zusammenhängt, die wir zu produzieren in der Lage sein werden. Ich kann es jetzt noch nicht zusichern. Es gibt aber sicher keine prinzipiellen Gründe dagegen .«
Das war eine glatte Lüge, wie von Klasewitz wusste. Natürlich gab es prinzipielle Gründe dagegen, nur schwer beherrschbaren Barbarenstämmen diese Machtmittel in die Hände zu geben. Auch unter ihnen fanden sich begabte und lernbegierige Handwerker. Mochten die Alanen in diesem Kampf die Granaten auch gegen Gratians Männer schleudern, wer wusste, wen sie im Jahr darauf treffen würden. Maximus durfte das natürlich nicht so sagen, aber von Klasewitz war sich nicht sicher, ob Fabius, gebildeter Mann, der er zweifelsohne war, das nicht von selbst erriet. Der Gesichtsausdruck des Alanen war undurchsichtig. Er gab seine Gedanken nicht zu erkennen, schien jedoch bereit zu sein, die Erklärung des Maximus fürs Erste zu
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