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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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haben! Die machen mich noch völlig wahnsinnig !«
    Köhler grinste. Neumann musste in regelmäßigen Abständen Luft ablassen, sonst würde er die Leitung seiner Medizinischen Schule nicht lange ertragen. Tatsächlich äußerte er sich meistens sehr wohlwollend über die traditionellen Kenntnisse seiner Studenten, deren Qualität oft höher war, als er sich hatte träumen lassen. Die gallischen Medizinschulen waren berühmt im ganzen Reich und seine Studenten waren allesamt Absolventen von dort, ergänzt durch einige Ägypter, die ebenfalls eine lange medizinische Tradition für sich reklamierten. Doch so fingerfertig und kenntnisreich manche dieser Männer und nur wenigen Frauen auch waren, es waren die grundlegenden Fragen, an denen sich Neumann regelmäßig abarbeitete. Hygiene bei der Behandlung – bei jeder Behandlung – gehörte zu den Themen, die nicht immer leicht zu vermitteln waren. Glücklicherweise waren die Römer gemeinhin ein sehr reinliches Volk, sodass die grundsätzliche Idee der Sauberkeit eine gewisse gesellschaftliche Akzeptanz fand. Wären sie nur wenige Hundert Jahre später gestrandet, hätte man übertriebene Reinlichkeit bei einem Mann als Schwäche ausgelegt und ihn damit verspottet.
    »Wie sind die Fortschritte ?« , fragte Köhler. Er wusste, dass von Neumanns Anstrengungen viel abhing . Sie benötigten qualifizierte Mediziner, zumindest mehr gut ausgebildete Sanitäter und eine lokale Produktion von medizinischen Gütern wie Verbänden sowie einfachen Medikamenten. Die Schränke im kleinen Lazarett der Saarbrücken waren wohlgefüllt, aber das würde nicht ewig so bleiben und je mehr die Deutschen sich über das Reich verteilten, desto schwieriger wurde es für einen einzelnen Arzt, der sich nicht in Stücke schneiden konnte.
    Neumann seufzte. Er holte seine leere Tabakspfeife hervor, schaute sie frustriert an und steckte sie in den Mund, in dem verzweifelten Bemühen, etwas von dem Tabakaroma im Holz zu erhaschen. Seinen letzten Krümel hatte er schon vor Wochen aufgeraucht. Es war eine Frustration, die er mit vielen Männern der Saarbrücken teilte.
    »Es geht eigentlich ganz gut. Der erste Zweimonatskurs ist um und ich habe bewusst mit erfahrenen Feldchirurgen der römischen Streitkräfte begonnen. Das sind sehr pragmatische Männer, die Frustrationen und Improvisation gewohnt sind und schon einiges mitgemacht haben. Acht von ihnen habe ich intensiv weitergebildet und ich will meinen, dass sie jetzt auch in unserer Zeit ordentliche Sanitätsassistenten darstellen würden. Für diese Gegenwart sind die nunmehr hervorragend ausgebildete Mediziner. Und ich habe von ihnen eine Menge über hiesige Arzneien gelernt. Es war für beide Seiten eine gute Sache. Einer bleibt bei uns und hilft künftig bei der Ausbildung. Zwei werden fortan auf der Saarbrücken im Lazarett weiterarbeiten, zusammen mit meinem Sanitätsgehilfen. Die restlichen fünf gehen zurück zu den Legionen. Ich habe ihnen aufgetragen, mindestens je zwei ihrer Gehilfen so gründlich auszubilden, wie ich es mit ihnen getan habe, und sie haben es mir versprochen. Mit etwas Glück wird sich das neue Wissen schnell verbreiten, sodass es bald allgemeiner Kenntnisstand wird .«
    Neumann seufzte erneut. »Das kann Rom gut gebrauchen .«
    Africanus enthielt sich eines Kommentars. Obgleich er wie viele andere, die eng mit den Deutschen zusammenarbeiteten, immer noch großes Erstaunen für einige der technischen Wunder aus der Zukunft empfand, hatte er aber auch den gleichen, subtilen Minderwertigkeitskomplex entwickelt, den viele intelligente und gebildete Römer hatten. Nicht alle ließen sich das anmerken. Manche kompensierten ihn mit besonderem Lerneifer, um zu beweisen, dass sie für all dies nicht zu dumm waren und schnell aufholen würden. Andere aber hatten große Probleme mit dem Wissensgefälle, obgleich Rheinberg sorgsam darauf bedacht war, bei der Vermittlung und Zurschaustellung dieses Wissens den notwendigen Respekt vor den Römern nicht zu vergessen. Bei manchen schlug dieser Minderwertigkeitskomplex in Ablehnung um, mitunter sogar in blanken Hass. Damit umzugehen, war schwierig.
    Africanus war nicht vor diesen Gefühlen gefeit, aber er hatte seine eigenen Qualitäten. Seine Kenntnisse des Mittelmeers und seine Vertrautheit mit den Zuständen des Reiches machten ihn zu einer wertvollen Quelle von Wissen, über das die Deutschen nicht verfügten. So hatte der Trierarch niemals das Gefühl, nicht gleichwertig oder

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