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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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erfüllt mich mit großer Befriedigung, und gerade die Aussicht auf eine gefahrvolle Mission, an der ich zweifelsohne scheitern würde, macht mir große Angst – nicht um mein erbärmliches Selbst, sondern darum, dass ich Rom nicht gerecht werden und meinen Ahnen Schmach bereiten würde.«
    Volkert schüttelte den Kopf. Bertius’ in jahrelanger Übung als Drückeberger geschultes rhetorisches Talent war beeindruckend.
    »Deine Ahnen sind doch wilde Germanen, die sich über jedes Problem Roms sehr freuen würden«, gab Volkert zu bedenken.
    Bertius hielt einen Moment inne, dann leckte er sich über die Lippen, um etwas Zeit zu gewinnen. »Das ist wahr, aber germanische Tapferkeit und der Anstand, dem rechtmäßigen Herrn größte Loyalität …«
    »Da fällt mir ein: Hast du nicht erzählt, dass du bei deiner Flucht vor den Häschern, die dich nach der Ermordung deines ruhmreichen Vaters töten wollten, tage- und nächtelang durchgeritten seiest, ehe du im Reich Sicherheit gefunden hast ?«
    Bertius schluckte. »Ähm, nun, ich war damals noch jung und voller Verzweiflung. Da gelingt einem, was einem in gesetzterem Alter und in der Ruhe eines ordentlichen Lebens möglicherweise wieder entgleitet, wenn Ihr versteht, edler Dekurio .«
    »Der edle Dekurio wird dafür sorgen, dass du morgen auf ein Pferd gesetzt wirst, o tapferer Bertius«, kündigte Volkert an. Der leicht scharfe Unterton seiner Aussage signalisierte dem Legionär, dass dies nicht Teil des scherzhaften Geplänkels war. Volkert hatte viel Verständnis für die charakterlichen Eigenheiten seiner Leute und ließ ihnen in diesem rauen Leben Raum, wo es nur ging. Aber Bertius trieb es mit seinem Ansinnen, im Dienst der Streitkräfte ein gemütliches Leben zu führen, zu weit.
    Und, was erschwerend hinzukam, er war ein Freiwilliger. Volkert verstand, dass die in den Dienst gepressten Soldaten ihre Pflicht mit weniger als der notwendigen Motivation versahen – aber ein Freiwilliger mit zehn Jahren Erfahrung auf dem Buckel?
    Bertius sagte nichts mehr, drehte sich um und starrte in die Dunkelheit, als würde er erwarten, jeden Augenblick von wilden Sarmaten angegriffen zu werden.
    Volkert setzte seinen Rundgang fort. Das Gespräch mit Bertius hatte ihn lang genug von seinem eigentlichen Problem abgelenkt, um wieder etwas Ruhe zu finden. Einen kühlen Kopf zu behalten, das war jetzt die eigentliche Herausforderung.
    Er spürte eine gewisse Wehmut, als er an die Infanteristen dachte, die morgen eintreffen würden. Sie repräsentierten ein Stück Heimat. Sie gehörten eigentlich zu ihm. Aber er durfte sich ihnen nicht offenbaren. Zu groß war die Gefahr, dass er verhaftet und gebunden nach Ravenna geführt werden würde. Das Todesurteil würde mit Sicherheit folgen.
    Er durfte das nicht zulassen, nicht um seinetwillen und nicht aufgrund seiner Liebe zu Julia, die für ihn zu einer Konstante seiner Existenz geworden war. Er wollte und würde die Hoffnung nicht aufgeben.
    Und wenn es bedeutete, gegen die Hunnen zu reiten, dann sollte es so sein.
    Als Volkert wieder beim Wachfeuer ankam, gesellten sich zwei weitere Unteroffiziere zu ihm, die wie er an anderen Abschnitten des großen Lagers ihre Runden drehten, um die Posten zu beaufsichtigen. Volkert kannte sie nur vom Sehen, sie dienten in anderen Teilen der Legion, mit denen seine eigene Abteilung eher selten zu tun hatte. Schweigsam saßen sie um das flackernde Feuer, genossen die kurze Pause, die es ihnen gestattete, sich aufzuwärmen.
    Eine Amphore mit Pesca machte die Runde, das mit Essig versetzte Wasser war das Standardgetränk des römischen Soldaten. Während des Wachdienstes war jede Form von Alkohol, auch der üblicherweise stark verdünnte Wein, absolut verboten. Pesca schmeckte so, wie man es erwarten konnte, säuerlich bis ungenießbar, aber das meist stark verkeimte Wasser war oft nur durch den Essigzusatz genießbar zu machen. Volkert hatte anfangs seine Schwierigkeiten gehabt, sich an das Getränk zu gewöhnen, musste aber zugestehen, dass es durchaus erfrischend war, auch wenn die Erfrischung dadurch erzeugt wurde, dass einem ein Schauer des Widerwillens durch den Körper fuhr. Zur nächtlichen Speisung gab es das übliche Mahl des Legionärs, den Puls oder Getreidebrei. Obgleich es diesen durchaus in verschiedenen Variationen gab – und in dem, den die Männer sich für diese Nacht gekocht hatten, fanden sich auch Stücke von Rindfleisch –, hatte Volkert nie eine große Leidenschaft dafür

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