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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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entwickelt. Viele der Feinde Roms nannten die Legionäre auch gerne »Breifresser«, ein Schimpfwort, das die Männer mit Gleichmut akzeptierten. Getreidebrei war einfach herzustellen, die Zutaten auch während des Marsches gut zu beschaffen und er sättigte schnell. Das Schrot, das wusste Volkert, gab vor allem bei langen Märschen die notwendige Energie, die die Männer für die großen Anstrengungen benötigten, und daher waren Fleischgerichte meist nur dem Lagerleben vorbehalten, wenn der Nachschub einigermaßen funktionierte. Hier, in einer Garnisonsstadt, war die Auswahl an Gerichten natürlich ungleich größer und die Tatsache, dass die wachhabenden Unteroffiziere ohne große Diskussionen einen Topf mit Brei angesetzt hatten, zeigte, dass dies eine Gewohnheit war, die tief in allen Legionären steckte. Letztlich kam auch Volkert nicht umhin, nachdem er einen Teller der warmen Masse in sich hineingeschaufelt hatte, das angenehme Gefühl des gefüllten Magens und die Kraft, die diese Speise ihm gab, zu schätzen. Immerhin wurde gemeinhin kein Gaurum zugefügt, was Volkert nur recht war, denn diese Form der Würze würde er sein Lebtag nicht genießen können.
    So verging die Nacht. Als Volkert seine Runde wieder aufgenommen hatte und bei Bertius vorbeisah, war auch dieser damit beschäftigt, den Blick stets auf das durch Fackeln erhellte Vorfeld des Lagers gerichtet, von einem Teller kalten Puls zu löffeln. Die beste Methode, die umfassenden Vorträge des dicken Legionärs zu beenden, war, wie Volkert wusste, ihm etwas zu essen zu geben. Dass Bertius natürlich auch nur Pesca trinken durfte, war für den Mann eine echte Tortur, die er aber mit Fassung trug. Die Freude und der Eifer, mit denen er den kalten Brei in sich hineinstopfte, das Knirschen und Knacken, wenn nicht richtig zerstampfte Körner sich an den Zähnen abarbeiteten, waren ein eindeutiges Bild. Auch diese Nacht, so war sich Volkert sicher, würde aus Bertius keinen schlanken und ranken Vorzeigesoldaten machen.
    Ein mehrwöchiger Ritt konnte da wahre Wunder vollbringen.
    Volkert lächelte, als er weiterging.
    Er hatte seine Ankündigung nicht vergessen.

Kapitel 13
     

    Es gab verschiedene Gründe, warum die Valentinian im späten Winter losgefahren war. Ein wichtiger Grund war die Tatsache, dass zu dieser Jahreszeit die Schifffahrt auf dem Mittelmeer weitgehend zum Erliegen kam: Im Regelfalle verboten die Behörden sogar das Auslaufen größerer Schiffe im Zeitraum zwischen November und März. Die schwere See des ohnehin unberechenbaren Mittelmeers stellte für die Schiffe der Spätantike eine große Herausforderung dar. Dies hatte für den Dampfsegler zwei wichtige Vorteile: Zum einen würde man auch nicht auf vorwitzige Piraten stoßen, denn für die gab es zu dieser Jahreszeit nichts zu holen, und zum anderen würde ihre Ankunft in Alexandria außerhalb der regulären Saison den Neuigkeitswert erheblich steigern und damit den propagandistischen Effekt, den man mit der Reise ebenfalls verband, nur noch verstärken.
    Da außerdem kurz nach dem Auslaufen des Schiffes ein beständiger, frischer Nordwind wehte, kam das Schiff auch ohne Einsatz der Dampfmaschine gut voran. Der starke Wind führte zu unruhiger See, die jedem Ruderschiff zum Verhängnis geworden wäre, und auch viele der antiken Segelschiffe hätten massive Probleme gehabt – vor allem jene, die von Süden nach Norden zu reisen beabsichtigten, denn in den Wind zu kreuzen war eine noch weitgehend unbekannte Vorgehensweise. Die hochbordige und durch ihren mächtigen Kiel sehr stabil im Wasser liegende Valentinian mochte tatsächlich keine Schönheit sein, das strahlende Gesicht von Trierarch Africanus zeigte jedoch, dass er mit dem Verhalten auf See mehr als nur einverstanden war. Für den Kapitän eröffnete sich eine völlig neue Erfahrung der Seefahrt, eine nie geahnte Sicherheit und Stabilität der Schiffsführung und das alles sogar ohne Dampfkraft. Ließ der Wind einmal nach oder drehte er für kurze Zeit, war die Freude noch größer, wenn die Valentinian langsam zwar, aber mit großer Beharrlichkeit gegen den Wind anstampfte und nicht zurück an die italische Küste getrieben wurde. Trotz der geringschätzigen Meinung von Oberheizer Forstmann arbeitete die aus guter Bronze gefertigte Dampfmaschine ordentlich und zuverlässig. Der junge Marcellus half unter Deck bei der Wartung des technischen Wunderwerks und soweit Köhler das mitbekam, wuchs sein Verständnis für die

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