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Kaisertag (German Edition)

Kaisertag (German Edition)

Titel: Kaisertag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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ist dank unseres Einflusses auf ihn sichergestellt, dass er in unserem Sinne handeln und Dänemark den Krieg erklären wird.
      
Seien Sie versichert, Herr Dr. Wilhelm, dass Sie als einer der treuesten und engagiertesten Angehörigen unseres Kreises eine führende Position in der von uns vorgesehenen Kriegsregierung des Reiches innehaben werden.
      
Hochachtungsvoll,
Otto von Deuxmoulins
      
    »Großer Gott!«, flüsterte Senator Frahm entsetzt. Er überflog das Schreiben noch einmal, betrachtete dann den Umschlag mit Pastor Wilhelmis Namen, um dann wieder die Sätze des Briefes zu lesen, als hoffte er, sie hätten sich inzwischen verändert.
    Was geschehen war, lag auf der Hand.
    Jemand bei den Puppenspielern hatte nicht achtgegeben und den für einen Dr. Wilhelm bestimmten Brief in das Kuvert mit Wilhelmis Namen gesteckt. Ursprünglich sollte der Pastor sicher nur von dem Attentat des Scharfschützen erfahren, nicht aber von der Atombombe, durch die er selber ja auch umkommen würde. Als die Verschwörer ihr Missgeschick bemerkt hatten, war es bereits zu spät. Wilhelmi hatte schon begriffen, dass seine Freunde ihn zusammen mit hunderttausend anderen in den Tod schicken wollten. Ihm war klar gewesen, dass er jetzt zu viel wusste und was das für ihn hieß. Die Puppenspieler würden ein solches Sicherheitsrisiko nicht hinnehmen. Daher hatte er das Schreiben dort versteckt, wo niemand es suchen würde: im Opferstock des Kleinen Mönchs. Und weil er mit gutem Grund um sein Leben fürchtete, hatte er dann die Polizeipräsidentin um Schutz gebeten.
    Doch die Puppenspieler waren schneller gewesen und hatten sich seiner entledigt.
    »Rommel muss das sofort erfahren«, sagte der Senator heiser, nachdem er den ersten Schrecken überwunden hatte. »Sobald ich ihn unter vier Augen sprechen kann, werde ich ihn von dieser katastrophalen neuen Entwicklung in Kenntnis setzen. Er kommt auch problemlos an den Kaiser heran, unter Umständen kann er ihn gleich nach seiner Ankunft warnen, und …«
    »Alles, nur das nicht!«, widersprach Alexandra entsetzt. »Herr Senator, wenn die Puppenspieler das bemerken, zünden sie die Bombe vielleicht vorzeitig! Das können wir nicht riskieren.«
    Senator Frahm nahm den hohen Zylinder vom Kopf und tupfte sich mit dem Taschentuch den Schweiß von der nass glänzenden Stirn. »Himmel, daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Also bleibt uns wirklich nur, die Bombe ebenfalls zu suchen. Und das, wo wir noch nicht einmal den Schützen gefunden haben.«
    »Nach allem, was ich über Größe und Gewicht der Atombombe weiß, kommen nicht sehr viele Verstecke infrage«, hielt Alexandra entgegen und bemühte sich, zuversichtlich zu klingen.
    »Das müssen wir hoffen«, meinte der Senator, als er den Hut wieder aufsetzte. »Ich muss nun zurück und den Feldmarschall informieren. Außerdem könnte meine Abwesenheit auffallen, wenn ich noch länger fort bin.« Er wollte sich zum Gehen wenden, hielt aber noch einmal inne und sagte: »Was für ein perverses Gehirn muss nötig sein, um so etwas zu erdenken?«
      
    »Wir hätten es ahnen müssen«, sagte Prieß mit einem Tonfall irgendwo zwischen unterdrücktem Zorn und Hilflosigkeit. »Ich meine, das sind Mörder ohne Gewissen. Die haben ohne Skrupel Kriege vom Zaun gebrochen und Menschen umgebracht. Wir wussten doch, mit wem wir es zu tun haben. Wieso sind wir nicht eher darauf gekommen, was die mit der Bombe vorhaben?«
    Hinter den Lastwagen der Filmgesellschaften, die sie wie eine schützende Mauer abschirmten, hatten sich der Detektiv, Oberst von Rabenacker, Yvonne Conway und Alexandra Dühring wieder versammelt. Doch die sich bis zur Unkenntlichkeit überlagernden Stimmen der Abertausend, die sich inzwischen auf dem Hanseplatz drängten, schwappten über die hohen Aufbauten der Laster hinweg und erinnerten daran, dass sie nicht alleine waren.
    Alexandra hatte sie mit dem Brief aus dem Opferstock konfrontiert, und Prieß war der Erste gewesen, der das nachfolgende erschrockene Schweigen durchbrochen hatte. Nun folgte ihm auch Rabenacker und entgegnete:
    »So eine abartige Idee kann man nicht erraten. Nicht, wenn man nicht selber mit dieser gefährlichen Kombination aus irrationalem Fanatismus und eiskalt kalkulierendem Denken infiziert ist.«
    »Das können wir später klären«, warf Alexandra ein. »Jetzt sollten wir uns ganz schnell überlegen, wie wir ab sofort weiter vorgehen. Wir müssen uns nun um zwei Bedrohungen kümmern. Wo ist der

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