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Kaisertag (German Edition)

Kaisertag (German Edition)

Titel: Kaisertag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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fortgeschossenem Kopf aufrecht stehen, dann stürzte er rückwärts in das Wachhäuschen; der Karabiner fiel mit einem dumpfen Scheppern auf den Asphalt.
    »Gut gemacht«, sagte Maximilian Sonnenbühl zu dem Oberleutnant, der gerade die Pistole wieder einsteckte. »Und jetzt weiter!«
    Der Laster fuhr durch das Tor auf das Flugfeld. Die gelangweilten Männer der Bodenmannschaft blickten desinteressiert auf, doch sonst gab es keine Reaktion. Niemand hatte bemerkt, was am Tor geschehen war.
    Der Lastwagen beschrieb einen weiten Bogen und näherte sich dem Bug des Luftkreuzers. Von der Ladefläche sprangen zwei Soldaten ab und kletterten eilig die Einstiegsleiter der Führergondel hinauf, während der Laster noch weiterfuhr und nahe der kleinen Gruppe um den Klapptisch anhielt. Die Türen des Fahrerhauses wurden aufgestoßen, vier Mann sprangen heraus. Sie hielten schussbereite Waffen in ihren Händen; keine Maschinenpistolen, sondern langläufige Pistolen mit aufgesetzten Schalldämpfern.
    Noch bevor die Luftflottensoldaten überhaupt verstanden, was nun passierte, fiel der erste lautlose Schuss. Die Kugel traf den Korporal in die Brust, riss ein großes Loch in die hellblaue Uniform und das Fleisch darunter. Er war noch nicht zu Boden gefallen, da nahmen die Männer der Sonderbrigade schon ihre nächsten Ziele ins Visier und töteten in schneller Folge mit gezielten Schüssen. Es war wie auf dem Schießstand, nur einfacher, da hier alle ihre Opfer zum Greifen nah waren und vor Verwirrung für einen Moment wie erstarrt standen. Fast alle. Ein Soldat der Bodenmannschaft versuchte, in die Luftschiffhalle zu entkommen. Einige Meter weit konnte er laufen, dann traf ihn ein Geschoss in den Hinterkopf. Und auch einer der Offiziersanwärter rannte um sein Leben. Die erste für ihn bestimmte Kugel verfehlte ihn. Die zweite traf ihn in den Rücken und streckte ihn nieder; er brach am hinteren Fallreep des Zeppelins zusammen.
    Dann war alles vorbei. Von der Bodenmannschaft und den Kadetten lebte niemand mehr.
    Maximilian Sonnenbühl schaute hinüber zur Führergondel des Zeppelins; die Leiche von Hauptmann Francke wurde gerade aus der Einstiegsluke geworfen. Aus zwei Metern Höhe schlug sie auf dem Boden auf, und die übrigen toten Besatzungsmitglieder folgten.
    Der Major war sehr zufrieden damit, wie reibungslos die erste Phase des Unternehmens verlaufen war. Alles hatte nur wenige Sekunden gedauert. Die Kronprinzessin Sophie Viktoria befand sich nun in seiner Hand, und im weit entfernten Gebäude der Flugleitung hatte offenbar niemand den Handstreich mitbekommen, denn sonst hätten längst die Alarmsirenen aufgeheult.
    Nachdem er einen Augenblick gewartet hatte, um sicher zu sein, dass wirklich alles ruhig blieb, trieb er seine Leute wieder zur Eile an. Mit einem vorher abgesprochenen Handzeichen signalisierte er den Männern in der Führergondel, dass sie nun den Bombenschacht öffnen sollten. Im nächsten Moment schwenkten die großen Leichtmetallklappen an der Unterseite des Schiffsbauchs auf und Teleskopleitern senkten sich herab. Der Oberleutnant fuhr den Lastwagen unter den Bombenschacht, während drei Mann über die Leitern ins Schiffsinnere stiegen. Zwei weitere zogen schnell die steife Plane von der Ladefläche und legten den Großen Kurfürsten frei. Die mächtigste Waffe der Welt wirkte unscheinbar. Ihr schlicht dunkelgrün lackierter Metallkörper hatte die bauchige Form eines lang gezogenen Weinfasses, mit vier Stabilisierungsflossen am hinteren Ende. Sie sah den gewöhnlichen Zwei-Tonnen-Bomben, die für den Einsatz gegen Schlachtschiffe gedacht waren, zum Verwechseln ähnlich, wenn sich auch unter der dicken Stahlblechhaut ein fast vier Tonnen schwerer Bleimantel verbarg. Das war kein Zufall, denn die standardisierten Abmessungen machten es möglich, den Großen Kurfürsten und seine geplanten Nachfolger von nahezu jedem Luftkreuzer aus einzusetzen, ohne dass erst aufwendige Umbauten notwendig gewesen wären.
    Während das Ladegeschirr herabgelassen wurde, verteilte Sonnenbühl zwischen den Leichen Flugblätter mit hasserfüllten Parolen der ›Freunde Jütlands‹. Und damit auch die Verbindung zum perfiden Großbritannien unübersehbar wurde, platzierte er eine der Bren-Maschinenpistolen wie zufällig vergessen auf dem Rasen.
    Dem mit offener Fahrertür abgestellten Mercedes schenkte er bei alledem keine Beachtung, und so merkte er auch nicht, dass derselbe Wagen auch schon vor Professor Beinfeldts Villa

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