Kaktus zum Valentinstag
erhalte. Auf einen befristeten Vertrag werde ich mich nur dann bewerben, wenn der Job hier in der Nähe ist.
Als ich über die Gründe meines Ausscheidens nachdenke, wird mir klar, dass ich in der Wissenschaft nicht weiter arbeiten kann und will. Weil eigene Ideen nicht erwünscht sind. Weil man sowieso nur das machen kann und soll, was der Chef will. Weil es da viel zu viele verkrustete Strukturen gibt, die eine zwangfreie Forschung nicht zulassen. Und last but not least, weil die Menschen mich auch dort anscheinend nicht verstehen wollen und umgekehrt.
Im »Philos«, meinem Tagebuchfreund, mache ich mir Gedanken darüber, wo ich im Leben jetzt stehe. Und was noch kommen soll. Inwieweit der eingeschlagene Weg der richtige ist beziehungsweise welche Kurskorrekturen vorzunehmen sind.
Die erste Erkenntnis ist die, dass für mich aufgrund der zwischenmenschlichen Verhaltensrätsel jeder Job, der die persönliche Abhängigkeit von einem Chef oder sonstigen Menschen beinhaltet, kein Traumjob sein kann. Auf ein hohes Einkommen zu verzichten, käme für mich aber nie in Frage. Beides gleichzeitig, ständigen Spaß bei der Arbeit und viel Geld, scheint es für mich nicht zu geben.
Es sind wieder konkurrierende Sehnsüchte, die befriedigt werden müssen. Nicht unbedingt gleichzeitig, aber in Abhängigkeit voneinander. Wie Kräfte, die abwechselnd an mir ziehen. Wie Yin und Yang. Das ist dann wie eine Schwingung. Wenn das eine zu groß wird, kommt das andere und macht es wieder kleiner. Und immer so weiter.
So wie man in der Physik die Bewegung eines Pendels beschreiben kann. Wenn es ruht, will es sich bewegen. Und wenn es sich bewegt, will es irgendwann wieder ruhen. Jeder Zustand ist für sich allein genommen unbeständig. Insofern ist die einzige Beständigkeit die Unbeständigkeit. Kein statischer Zustand bleibt ewig erhalten. Die Sehnsucht nach planbarer Beständigkeit kann nur im Verstehen der zugrunde liegenden Dynamik konkurrenzfrei befriedigt werden.
Die einzige Beständigkeit ist die Schwingung selbst. Sie ist wie eine dynamische Balance. Jede Veränderung, die als Teil eines solchen Balancestrebens abläuft, ist berechenbar und damit beherrschbar! Jeder Ruhepunkt ist ein Punkt der Umkehrung. Die Fortentwicklung eines sichtbaren Zustandes hat die Fortentwicklung verborgener anderer Zustände zur Folge, bis diese sichtbar werden. Ist die eine Sehnsucht gestillt, meldet sich die andere und so fort.
So begreife ich auch das Leben als Aneinanderreihung von Zuständen, die in einer dynamischen Balance zueinander stehen. Der scheinbare Widerspruch konkurrierender Sehnsüchte löst sich im Begreifen der dynamischen Wechselwirkung zwischen beiden auf. Die längste Schwingungsperiode des körperlichen Seins beginnt bei der Geburt und endet mit dem Tod. Wobei die Schwingung an sich schon vorher existiert hat und auch nachher weiterexistieren wird. Als Welle. Die Welle allen Seins. Gekörpert im Zustand einer Schwingungsperiode. Und solche Perioden gibt es viele im Alltag. Wir alle kennen sie. Und sie alle haben Zonen, Abschnitte, Phasen.
Ich beginne mein Leben im Spiegel der Jahreszeiten oder eines Tagesablaufs zu strukturieren, um meine Position in der Welle oder der Schwingungsperiode zu bestimmen.
Nachfolgende Tabelle teilt mein Leben in Abschnitte in Bezug auf Schwingungsperioden:
Lebensjahreszeit
Beschreibung und Inhalte der Lebensetappen
Januar
Vorschulzeit, Winter des Lebens, mitten in der Nacht
Februar
Grundschule, Winter des Lebens, fortgeschritten in der Nacht
März
Gymnasium, erste Blumen blühen im Garten, Morgengrauen
April
Studium, Blüte des Lebens beginnt, Austrieb, Sonnenaufgang, Aufstehen, das eigene Leben starten
Mai
Berufsanfänger, Verliebtsein, volle Blüte, Frühstück
Juni
berufserfahren, junger Vater, erste Früchte (Kinder, Geld)
Juli
Hausbau, Zenit, Erntezeit, Sommer des Lebens
August
Zenit, Erntezeit, Lebenserfahrung, Sommer des Lebens
September
Spätsommerliches Leben, alle Früchte ausgereift
Oktober
Goldene Zeit, Erntedank, Sonnenuntergang
November
Ausklang der blättertragenden Lebenszeit, raureife Weisheit, Dämmerung
Dezember
Rentner, Rückblick, am Licht des Lebens, Lebensfernsehabend
Teilt man das Leben so ein, dass alle 6 Jahre ein Monat vergeht, oder 6 Jahre 2 Stunden auf der Tageszeitenuhr entsprechen, dann ist jetzt Juni in meinem Leben, oder es ist nach 10 Uhr morgens. Das bedeutet, ich habe es geschafft, im Sommer des Lebens anzukommen. Ich habe die volle Blütezeit, den
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