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Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darryl Wimberley
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Weile hinter dem Geldher. Er ist mir hierher gefolgt. Er weiß und ich weiß und die meisten von euch wissen es auch: Luna hat Bladehorns Geld. Nun, wenn ich nicht irgendwie an das Geld komme, um es Arno zu geben, dann bringt er Luna um. Daran besteht kein Zweifel. Und er wird auch noch seinen Spaß dran haben.«
    Die versammelten Schausteller hörten ihn schweigend an.
    »Wir dürfen keine Zeit verlieren«, fuhr Jack ganz ruhig fort. »Er bietet einen einfachen Austausch an: Geld und Wertpapiere gegen Luna. Aber dazu brauche ich den Zaster nun mal. Also ich weiß, dass irgendjemand hier unten von Anfang an mit drinsteckte. Irgendjemand aus Kaleidoscope – vielleicht waren’s auch mehrere Leute – hatte was mit Jerry Driggers und Sally Price zu tun und hat das Geld von Bladehorns Angetrauter eingesackt.«
    Jack sah Doc Snyder an.
    »Waren Sie derjenige, Doc? Sind Sie nicht Alex Goodman? Sind Sie nicht der Mann mit dem Strohhut?«
    Snyder nickte.
    »Aber das Geld habe ich nicht«, sagte er.
    »Nein? Wer dann?«
    Lange sagte niemand etwas. Aber schließlich meldete sich Tommy Speck:
    »Frag mal Peewee«, sagte er.
    Zwei Heuballen und eine Decke waren alles, was vom Palast der Prinzessin noch übrig war. Eine kahle Zypresse spendete ihr nur dürftig Schatten. Peewee drückte ihre Lumpenpuppe an ihr dünnes Baumwollkleid. Ihre Augen waren weit und ausdruckslos. Sie summte irgendein Wiegenlied. Jack erkannte es nicht.
    »Prinzessin.« Er kniete sich neben sie. »Prinzessin, wir müssen uns unterhalten.«
    Keine Reaktion.
    »Luna steckt in Schwierigkeiten, Prinzessin. Es geht um das Geld. Wissen Sie, wo das Geld ist?«
    Peewees marmorierte Augen bewegten sich in ihrem Riesenschädel und schließlich starrte sie Jack direkt ins Gesicht.
    »Wissen Sie, wo es ist, Peewee?«
    »Natürlich«, sagte sie. »Schließlich habe ich’s gestohlen.«
    Jack traf beinahe der Schlag.
    »SIE?«
    »Ich«, seufzte sie. »Wissen Sie, ich war … Oliver Bladehorns kleiner Junge.«
    »Bladehorns was?«
    »Sein Sohn.« Peewee nickte. »Ich war sein Sohn, aber was das angeht, gingen die Meinungen schon immer auseinander. Auf meiner Geburtsurkunde steht ›Oliver Peter Bladehorn‹, aber unter Geschlecht haben die Ärzte ›unbestimmt‹ eingetragen.
    Ich bin ein Hermaphrodit, Mr. Romaine. Von Geburt an hatte ich männliche und weibliche Geschlechtsorgane. Eine richtige Missgeburt.«
    »Und Ihr Vater … War es ihm peinlich?«
    »Nein.«
    Sie lächelte bitter.
    »Er war angewidert.«
    »Unfassbar«, war alles, was Jack sagen konnte.
    Prinzessin Peewee schüttelte ihr Kleid über den enormen Schenkeln auf. »Als Erstes hat Daddy meine Geburtsurkunde ändern lassen. Geschlecht: männlich. Dann bekam ich Spritzen, aber die hatten nicht die, sagen wir mal, gewünschte Wirkung.
    Ich habe schreckliche Probleme bekommen. Das war für ihn ein willkommener Vorwand, um mich wegzusperren. In die Heilanstalt. Ich war fünfzehn.«
    Jack versuchte, sich die Situation vorzustellen: ein heranwachsender Mensch mit zwei Geschlechtern, zu einem Dasein im Irrenhaus verurteilt.
    »Die Ärzte dort haben mich so mancher ›Prozedur‹ unterzogen.« Peewee wischte sich mit ihrer Riesenpranke ihr Auge. »Dinge, die man in einem normalen Krankenhaus niemals machen würde! Am Ende hatte ich nur noch ein Geschlecht, aber nicht das, das Daddywollte. Und damit fing ich auch an zuzunehmen. Als Mutter mich endlich aus dieser Hölle herausholte, wog ich über zweihundert Kilo.«
    Jack versuchte, sich die Szene vorzustellen. Ein Krankenwagen, der rückwärts an eine Laderampe heranfährt. Ein Haufen Männer mit einer Karre oder einer Trage? Was hatten sie wohl benutzt, um ihre zentnerschwere Last zu verladen?
    »Mutters Chauffeur hat einen der Wachmänner der Anstalt bestochen, damit er mich rauslässt. Dann haben mich Jerry Driggers und Sally Price zum Bahnhof gebracht und in einen Güterwagen Richtung New York verladen. Dort wartete Mutter schon auf mich. Sie hatte eine Überfahrt nach Frankreich für zwei Personen gebucht und meinen Namen in die Passagierliste eintragen lassen. Dad sollte denken, dass ich mit Mutter auf dem Schiff war, aber ich bin gar nicht an Bord gegangen. Stattdessen sollte Jerry eine Woche warten und mich dann mit einem Frachter nach London schicken. Mutter wollte mit mir in England ein neues Leben anfangen, aber erst wenn sie sicher war, dass Daddy uns nichts mehr anhaben konnte.
    In New York habe ich meine Mutter zum letzten Mal gesehen. Sie hat

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