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Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darryl Wimberley
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Dreihundert unförmige Kilo Fleisch hielten sie in einer Stoffkiste gefangen, die von Zunder, Teer und Feuer umgeben war.
    »AMBASSADOR!«, schrie sie.
    Aber ihr Bewacher beachtete sie nicht. Der vor Angst rasende Elefantenbulle wurde vom Rauch geblendet und konnte den Tod riechen. Die einzige Stimme, die das Tier noch wahrnahm, sagte ihm, er solle losrennen! Fliehen!
    Ambassador zerrte wütend an seinen Ketten und Pflöcken. Doch dann senkte er seinen massiven Kopf und schob an einer Stelle seine Stoßzähne unter das verhasste Kettengebilde und riss daran. Noch eine markerschütternde Fanfare von Angst und Wut und dann …
    Peewee hörte die Kette zerbrechen, auch wenn sie es nicht sehen konnte.
    »AMBASSADOR …!«
    Aber Ambassador hörte nur noch die Stimme des Überlebens. Jack sah, wie der Bulle in einer Rauchwolke aus dem Zelt stürmte und eine halbe Tonne Ketten hinter sich herzog, als wären es Bindfäden. Wie Hühner stoben die Menschen vor dem rasenden Ungetüm auseinander.
    Jack drehte sich im Kreis, um jemanden zu finden. Irgendjemanden!
    »GIANT!«
    Der Schwarze eilte schwerfällig mit einer Axt locker in der Hand herbei.
    »PEEWEE! WIR MÜSSEN ES VERSUCHEN!«
    Giant beschattete mit der Hand seine Augen.
    »Wie sollen wir sie da rauskriegen?«
    » Du ziehst sie raus!«
    »Das kann ich nicht. Gott, das würde ich nie schaffen.«
    »Warte mal.« Jack humpelte zum Gleis hinüber. »Warte mal … Was ist denn mit dem Fresswagen? Der Wagen, Giant! DA VORNE!«
    Peewees Essenswagen war direkt vor ihnen auf dem Gleis festgekeilt und in Windeseile machten sie sich an die Arbeit. Sie mussten den Wagen irgendwie ins Zelt bekommen. Um sie herum sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Artisten und Arbeiter versuchten verzweifelt, Freunde, Familie und ihre Habe zu retten. Immer wieder hörte man die Laute panischer Tiere. Einige würden in ihren Käfigen zugrunde gehen.
    Jack dachte an die Front zurück, bei Granatfeuer. An Maschinengewehre, Pfeifen, Spaten und Bajonette. Schreiende Männer. Das Heulen bei einem Gasangriff und das Einschlagen bei Geschützfeuer hatten betäubend und lähmend gewirkt. Er musste sich in Erinnerung rufen, dass es hier keine Granaten gab. Keine Maschinengewehre. Und keinen Stacheldraht. Aber der Geruch von Tod war der gleiche, der beißende Gestank von Feuer und Rauch und Männern, die sich in die Hose pissten.
    Aus Peewees Zelt schlug ihnen die Hitze entgegen wie aus einem Hochofen. Die Gleise wurden immer heißer, je näher sie dem Zelt kamen.
    »MACH SCHNELL!« Jack und Giant rannten nun und beschleunigten den eisernen Wagen, als wollten sie mit einem Rammbock eine Burg stürmen. Schneller … Noch schneller! Jack schob mit beiden Händen und stemmte sich mit seinem gesunden Fuß ab. Stemmte mit aller Kraft!
    Sie schoben den Wagen durch die Zeltöffnung und mitten in eine Flammenhölle. Man konnte nichts sehen außer tiefschwarzem Rauch und dann …
    BAMM! Der Wagen stieß direkt seitlich in Peewees Bett.
    »PEEWEE!«, rief Jack.
    »Hi … Hilfe!«, antwortete sie leise.
    Ihre Lumpenpuppe war fast gänzlich zwischen ihren massiven Brüsten versunken.
    »STEIGEN SIE AUF DEN WAGEN, PRINZESSIN!«
    »Ich … Ich kann nicht.«
    »Doch, das schaffen Sie! Giant, hilf mir.«
    Der hatte Peewee schon unter den Armen gepackt.
    »Peewee, du musst uns helfen. Wälz dich einfach zum Wagen rüber. Kapiert? Einfach wälzen, Baby, und überlass uns alles andere.«
    Ihre gewimmerte Antwort verlor sich im Feuersturm.
    »EINS, ZWEI, HAURUCK!«
    Jack und der Riese versuchten mit aller Kraft, dreihundert vor Angst bibbernde Kilo auf den Wagen zu hieven.
    Sie bewegte sich kaum.
    Einer der Hauptmasten knackte verdächtig. Wie ein Schiffsmast im Sturm.
    »OH GOTT!« Peewee hielt sich ein Kissen vors Gesicht, aber Jack riss es weg.
    »NEIN!«
    Er bekam selbst kaum Luft, aber er sprang auf ihr Bett und nahm ihr angstverzerrtes Gesicht zwischen die Hände.
    »HÖREN SIE MIR GUT ZU, PRINZESSIN! Ich werde hier nicht krepieren, nur weil Sie aufgegeben haben. Verstanden? Sie schaffen das, Prinzessin. Sie müssen sich einfach rüberschwingen.«
    »Schwingen wie auf einer Schaukel?«, fragte sie.
    »Wenn wir drücken, müssen Sie sich mit Schwung rüberwälzen, Prinzessin. Zuerst zurück und dann nach vorn. So fest es geht!«
    »Ich werd’s versuchen.«
    »NEIN.« Jack verpasste ihr eine kräftige Backpfeife. »Versuchen ist für Verlierer! Hier wird nicht versucht, Peewee. ACHTUNG. GIANT …?
    »ALLES KLAR,

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