Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

geben, damit er plauderte, und Jack wusste auch schon, womit er Charlie Blade rumkriegen würde.
    Dann machten sie bei einem weiteren Neuankömmling halt. Der Große Flambé war ein wüst aussehender, alter Mann mit Silbermähne, der wie ein Drache Feuer auf eine kleine Pappmascheeburg spuckte.
    WUUUUUSCH! Und die Festung ging in Flammen auf.
    »Was sagen Sie dazu, Master Speck?«, fragte Flambé förmlich und mit britischem Akzent. Er beachtete Jack kaum und trat stattdessen einen Schritt zurück, um sein Werk zu bewundern.
    »Prima«, sagte Tommy. »Und vielleicht könntest du auch einen kleinen Wassergraben drum herummachen. Da können die Bauern dann jedes Mal, wenn du die Burg abflämmst, Münzen reinschmeißen.«
    »Ein hervorragender Vorschlag!« Flambé strahlte. »Sie sind ein Genie, Master Speck!«
    Erst dann ließ er sich dazu herab, den Arbeiter neben Speck wahrzunehmen.
    »Und was für ein Prachtexemplar haben Sie da im Schlepptau?«
    »Ein Neuer.«
    »Ich heiße Romaine«, meldete sich Jack zu Wort, aber ohne seine Hand auszustrecken. »Jack Romaine.«
    »Wie überaus amerikanisch«, sagte der ältere Mann lächelnd und zeigte seine perfekten Zähne. »Meine Freunde nennen mich Flambé . Und mit Ihnen würde ich mich auch ganz gern anfreunden. Mein Wohnwagen steht direkt hinter dem Löwenkäfig. Sie erkennen ihn an den Malereien.«
    »Äh, danke.«
    Jack legte Tommy die Hand auf die Schulter, als sie weggingen.
    »Anfreunden … meint der damit das, was ich denke , dass er meint?«
    »Wie, hat dir noch nie einer die Rosette poliert?«, fragte Tommy kichernd. »Pack dir den Hammer, mein Hübscher. Wenn du diese Arbeit hinter dir hast, will Flambé sowieso nichts mehr von dir wissen.«
    Die nächste Arbeit führte Jack vom fast fertigen Rummelplatz zu einem Sumpfkiefernhain, durch den ein Schmalspurgleis führte.
    »Wohin führt das?«
    »Folge einfach den Gleisen. Dann siehst du es ja«, antwortete Speck; und eine Minute später entdeckte Jack den Wimpel auf dem Dach des Zweimastzelts, das er schon bei seiner Ankunft gesehen hatte.
    Er sah Tommy an. »Findet in dem Zirkuszelt auch noch was statt?«
    »Nein, das ist eine Privatresidenz.«
    »Eine Privatresidenz? Machst du Witze?«
    »Nein, Peewee wohnt da. Und Ambassador auch.«
    »Der Elefant?«
    »Ja, der ist bei der Prinzessin untergebracht. Als eine Art Gesellschafter.«
    »Ziemlich seltsam, findest du nicht?«, sagte Jack herausfordernd. »Eine Frau, die mit einem Elefanten zusammenwohnt?«
    Aber Tommy ging nicht darauf ein.
    »Ich weiß nicht«, sagte er und zuckte mit den Achseln. » Peewee und Ambassador, die kommen gut miteinander aus. Ihr Bett steht so, dass sie mit ihm reden kann. Wenn sie was braucht, egal was, Kleidung, Wasser, dann bringt er es ihr. Er ist sanft wie ein Lamm. Er bringt sie auch nach draußen. Ist auch gut so, denn sonst braucht man dazu einen Kran und einen Haufen Männer.«
    Vor der Residenz der Fetten Frau stand ein Wagen Heu. Es gab dort auch einen mit Tonnen abgegrenzten Platz mit festgestampfter Erde. Daneben lagen riesige Bälle und Reitgerten so lang wie Angelruten. Hier wurde sicher der Elefant dressiert. Außerdem standen hier ein Pflug und eine Egge, die völlig fehl am Platz wirkten.
    Das Zelt war noch größer, als Jack gedacht hatte, sicher dreißig oder fünfunddreißig Meter breit. Zwei Reihen Sturmstangen stützten das Zelt zwischen den Rondellstangen und Hauptmasten. Keine Dellen im Zelttuch. Das Tuch war rundherum mit Schnüren so straff wie Klaviersaiten gespannt.
    »Unglaublich stramm.« Tommy prüfte den Stand der Sonne. »Erstaunlich, dass die um diese Uhrzeit immer so straff sind. Da wir schon von der Zeit reden … Es müsste bald Mittag sein. Schau dich ruhig um.«
    Da war jemand vor ihm auf dem Schmalspurgleis. Es war Giant, der eine Art Gepäckwagen die Gleise entlangschob. Als Jack näher kam, sah er ein üppiges Festessen, das auf dem Handwagen dampfte: ganze Hähnchen, Schüsseln mit Möhren und Kartoffelpüree, dann noch einen Braten und eine Reihe Würstchen.
    Jack nahm den Hammer in die andere Hand.
    »Sieht aus, als würde der eine ganze Armee verpflegen.«
    »Nein.« Tommy lächelte stolz. »Das ist alles für Peewee.«
    »Für die ganze Woche?«
    »Nein, für ein Essen. Nur eine Mahlzeit«, sagte Tommy strahlend. »Beeindruckend, nicht wahr?«
    »Ich kann es kaum abwarten, sie zu sehen.«
    »Halt Giant die Zeltklappe auf.«
    Jack überholte den Wagen. Zwei Planen an Metallringen bildeten