Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darryl Wimberley
Vom Netzwerk:
anders konnte man es nicht beschreiben. Das Biest war mindestens drei Meter fünfzig hoch und wog sicher so dreißig, vierzig Zentner. Jack konnte nur schätzen. Mit den Stoßzähnen allein, zwei mächtigen Elfenbeinsäbeln, hätte ein Buschmann ein Vermögen machen können.
    Als Peewee sich aufsetzte, konnte Jack den Titel des Buchs erkennen: Zeit der Unschuld .
    »Edith Wharton.« Jack fragte sich, ob dies eine Einladung zum Gespräch war.
    »Wharton. Kennen Sie die?«
    »Äh, nein. Nein, Prinzessin, wer ist das?«
    »Eine Schriftstellerin. Freidenkerin. Henry James nennt sie seinen Engel der Zerstörung, was bei mir den Eindruck erweckt, dass er sie mehr braucht als sie ihn.«
    Peewee brach einen Hähnchenschlegel ab.
    »Wollen Sie nur rumstehen und glotzen oder auch arbeiten?«
    »Lassen Sie sich von mir nicht stören«, entschuldigte sich Jack und ging eilig hinüber zu dem Stapel Ösenstangen, die die kümmerlichen Fesseln von Peewees Bewacher halten sollten.
    Er machte seinen Oberkörper frei und sich an die Arbeit. Ein Dutzend Stangen mussten in den Boden gerammt werden, die mindestens ein Dutzend Ketten halten sollten. Tommy hattedie Pflöcke so angeordnet, dass Ambassador sich noch in seinem gewohnten, kreisförmigen Bereich bewegen konnte. Nach ihren anfänglichen Bemerkungen schien die Fette Frau ihn völlig zu ignorieren und widmete sich wieder mit aus mehreren Metern Entfernung vernehmbarer Begeisterung ihren konkurrierenden Leidenschaften.
    Nach wenigen Minuten troff er vor Schweiß, aber Jack war entschlossen, weder um Wasser noch um eine Pause zu bitten. Er klopfte einen Pflock sachte in Position, schwang den Vorschlaghammer und schlug drauf. In dem riesigen Zelt verlor sich das Schlaggeräusch von Stahl auf Stahl und wurde zu einem schwachen Ping wie von einem Hammerschlag auf einen dünnen Nagel irgendwo weit weg.
    Immer wieder schwang er den schweren Vorschlaghammer und trieb einen Eisenpfahl nach dem anderen Zentimeter für Zentimeter in die nachgebende Erde. Dann zog er eine Kette, stark genug für einen Frachtkahn, durch die Ösen. Es dauerte eine Ewigkeit, bis der Kreis geschlossen war und er wieder neben dem Bett der Fetten Frau stand.
    Jack fasste sich an den Rücken, als er sich nach getaner Arbeit streckte und bemerkte, wie Peewee ihn ungeniert betrachtete. Zwei leuchtende kleine Augen, wie Beeren in ihr Pfannkuchengesicht gedrückt.
    »Das sollte den großen Kerl im Zaum halten.« Jack machte eine unbeholfene Geste in Richtung des Elefanten. »Wenn er richtig festgemacht wird.«
    »Das haben sie letztes Mal auch gesagt.« Peewee klappte ihr Buch zu.
    »Ich mache ihn nicht selbst fest.«
    »Das habe ich auch nicht angenommen. AMBASSADOR …«
    Das Tier drehte sich nach ihrer Stimme um. Durch die Bewegung der riesigen Ohren war plötzlich ein Lufthauch zu spüren.
    »Zeit für die Dressur, Baby.«
    Sie wies mit ausgestrecktem Arm zum Ausgang.
    »DRAUSSEN.«
    Der Elefant schnaubte einmal kräftig, sodass Sägemehl und Erdnussschalen hochstoben. Dann das Trampeln wulstiger Füße. Jack schreckte unwillkürlich zurück, als der Bulle an ihm vorbei zu dem Gleis trottete, das ihm den Weg nach draußen wies.
    »Sehr beeindruckend.« Jack wollte gerade sein Hemd aufheben.
    »Lassen Sie das.«
    »Wie bitte?«
    »Ihr Hemd. Ziehen Sie es nicht an.«
    Jack ließ sein Hemd wieder fallen.
    »Drehen Sie sich um«, sagte sie. »Na los. Schauen Sie mich an.«
    Er zögerte eine Sekunde, bevor er ihrer Bitte nachkam.
    »Das reicht. Nun bleiben Sie eine Minute so stehen.«
    Als er so dastand, rann ihm Schweiß über Gesicht und Oberkörper und sammelte sich in Mulden an Schlüsselbein und Bauch. Lange sagte sie nichts. Sie lag einfach nach Römerart da und begutachtete ihn wie ein Stück Fleisch. Ab und zu bildete sich Jack ein, ein befriedigtes Stöhnen zu hören. Oder vielleicht ein gelangweiltes Seufzen.
    Sie ließ sich aber nicht vom Essen abhalten. Sie verputzte einen Rinderbraten, als wäre es nur ein Appetithäppchen. Ihre Kiefer arbeiteten wie bei einem Wiederkäuer und Fett rann ihr am Kinn herunter.
    Jack dachte bei sich, sie sei wohl das Widerlichste, was er je in seinem Leben gesehen hatte. Und doch rührte sich etwas, das er nicht unterdrücken konnte.
    Ach, zum Teufel damit! Seine Arbeit war erledigt, es war drückend heiß (wie hielt sie es hier drin nur aus?) und er wollte sich nun endlich aus dem Staub machen.
    Aber dann sagte sie etwas, da wusste er, er musste bleiben.
    »Sind Sie etwa der

Weitere Kostenlose Bücher